Herz-Lungen-Wiederbelebung: Unterschied zwischen den Versionen

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{{importiert|der Wikipedia}}Unter einer '''Herz-Lungen-Wiederbelebung''' (HLW) oder '''Kardiopulmonalen Reanimation''' (CPR) versteht man das Durchführen von Maßnahmen, die einen Atem- und [[Kreislaufstillstand]] beenden sollen. Dabei lassen sich Basismaßnahmen, die im Rahmen der [[lebensrettende Sofortmaßnahmen|lebensrettenden Sofortmaßnahmen]] durchgeführt werden, von erweiterten Maßnahmen unterscheiden. Gelegentlich bezieht sich der Begriff auch nur auf die Basismaßnahmen.
Unter einer '''Herz-Lungen-Wiederbelebung''' (HLW) oder '''Kardiopulmonalen Reanimation''' (CPR) versteht man das Durchführen von Massnahmen, die einen Atem- und Kreislaufstillstand beenden sollen. Dabei lassen sich Basismassnahmen (Teil der [[ABC|lebensrettenden Sofortmassnahmen]]) und erweiterten Massnahmen unterscheiden. Gelegentlich bezieht sich der Begriff auch nur auf die Basismassnahmen.


[[Bild:CardiopulmonaryResuscitationBabyDummy.jpg|thumb|Wiederbelebungstraining an einem Baby-Dummy]]
'''Basismassnahmen:''' Erkennen des Kreislaufstillstandes, Absetzen eines [[Notfallnummern|Notruf]]es, Freimachen der Atemwege, Beatmung des Patienten und Herzdruckmassage. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung der Versorgung lebenswichtiger Organe mit Sauerstoff.
''Basismaßnahmen,'' die sowohl von Laien als auch von professionellen Helfern durchgeführt werden müssen, umfassen das Erkennen des Kreislaufstillstandes, Absetzen eines [[Notruf]]es, Freimachen der [[Atemwege]], [[Beatmung]] des Patienten und die Durchführung einer Herzdruckmassage. Das Ziel dieser Maßnahmen ist die Versorgung lebenswichtiger Organe mit Sauerstoff.


''Erweiterte Maßnahmen,'' die von Mitarbeitern des [[Rettungsdienst]]es, [[Notarzt]] und medizinischem Fachpersonal im Krankenhaus durchgeführt werden, haben zum Ziel, den Kreislaufstillstand zu beenden und eine regelmäßige Herzaktion wiederherzustellen. Dabei kommen die Gabe von [[Medikament]]en, die endotracheale [[Intubation]], die [[Defibrillation]] und äußere (transkutane) [[Herzschrittmacher]] zum Einsatz.
'''Erweiterte Massnahmen:''' Werden von medizinischem Fachpersonal im Krankenhaus durchgeführt. Das Ziel ist die Wiederherstellung der Herztätigkeit und die Beendung des Kreislaufstillstand.
 
Die Prognose für wiederbelebte Patienten ist schlecht, da Hilfsmaßnahmen meist erst mit deutlicher Verzögerung zum Einsatz kommen. Die längerfristige Überlebensrate liegt laut aktueller [[Erhebung (Empirie)|Erhebungen]] zwischen zwei und sieben Prozent. Ursache und Dauer des Kreislaufstillstands sowie die Zeit bis zur Beseitigung der Ursache des Kreislaufstillstands beeinflussen die Prognose entscheidend.
 
Die Durchführung der Reanimation wird in wissenschaftlich basierten Richtlinien beschrieben. Aktuell sind die Reanimationsrichtlinien des [[European Resuscitation Council]] (ERC) von 2005, die diesem Artikel zu Grunde liegen. Die praktische Umsetzung und Durchführung wird in verschiedenen Ländern, medizinischen Institutionen und Hilfsorganisation davon abweichen.
 
== Ursachen und Formen des Kreislaufstillstandes ==
''Siehe auch: [[Kreislaufstillstand]]''
 
Die häufigste außerklinische Ursache eines Kreislaufstillstand im Sinne eines [[Notfall]]s ist in westlichen Industrienationen mit über 82 % der [[plötzlicher Herztod|plötzliche Herztod]], bedingt durch [[Herzinfarkt]] oder [[Herzrhythmusstörung]]en.
Weitere innere Erkrankungen wie [[Pneumologie|Lungenerkrankungen]] (beispielsweise [[Lungenembolie]]), Erkrankungen des Gehirns (beispielsweise [[Primär ischämischer Hirninfarkt|Schlaganfall]]) und andere haben einen Anteil von etwa 9&nbsp;%. In weiteren 9&nbsp;% sind äußere Einwirkungen wie [[Trauma_(Medizin)|Unfall]], [[Ersticken]], [[Vergiftung]], [[Ertrinken]], [[Suizid]] oder [[Elektrischer Schlag|Stromunfall]] die Ursache des Kreislaufstillstandes.<ref name="Pell">Pell JP, Sirel JM, Marsden AK et al.: ''Presentation, management, and outcome of out of hospital cardiopulmonary arrest: comparison by underlying aetiology.'' Heart (2003) 89:839–842. PMID 12860852</ref>
 
Die Datenlage über die Häufigkeit von Wiederbelebungsmaßnahmen bei Kreislaufstillstand ist unvollständig. Die jährliche [[Inzidenz (Medizin)|Inzidenz]] der Reanimation bei außerklinischem Kreislaufstillstand mit [[Kardiologie|kardialer]] Ursache lag in einer schottischen Studie zwischen 50 und 66 pro 100.000 Einwohnern. Die Rate der innerklinischen Fälle variiert von 1,5 (Norwegen) bis 3,5 (England) pro 1000 aufgenommenen Patienten.<ref name="Nolan">Nolan J: ''European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 1. Introduction.'' Resuscitation. (2005) 67 Suppl 1:S3-6. PMID 16321715</ref>
 
[[Bild:Kammerflimmern1.JPG|thumb|right|EKG-Ableitung von Kammerflimmern]]
[[Image:EKG Asystole.jpg|thumb|EKG-Ableitung einer Asystolie]]
 
Besonders für die Maßnahmen der erweiterten Therapie ist die Unterscheidung von ''hyperdynamen'' (defibrillierbaren, elektrisch aktiven, hypersystolischen) und ''hypodynamen'' (nicht-defibrillierbaren, elektrisch inaktiven, asystolischen) Kreislaufstillständen wichtig. Bei der ''hyperdynamen'' Form zeigen [[Herzmuskel|Muskel]] und [[Erregungsleitungssystem|Reizleitungssystem]] des Herzens eine Aktivität, die jedoch ungeordnet ist. Es findet keine koordinierte Herzarbeit und damit kein wesentlicher Auswurf von Blut in den Kreislauf mehr statt. Pulslose [[ventrikuläre Tachykardie]] (''ventricular tachycardia,'' VT), [[Kammerflattern]] und [[Kammerflimmern]] (''ventricular fibrillation,'' VF) sind mögliche Ursachen dieser Art des Kreislaufstillstandes. Sie geht nach einigen Minuten unweigerlich in die ''hypodyname'' Form über, bei der keine elektrische Aktivität mehr nachweisbar ist und die als [[Asystolie]] bezeichnet wird. Eine Sonderform ist die [[elektromechanische Entkoppelung]] (EMD, PEA), bei der zwar eine geordnete elektrische Aktivität beobachtet wird, diese jedoch keine Auswurfleistung in Form einer [[Puls]]welle mehr bewirkt.


== Erkennen eines Kreislaufstillstandes ==
== Erkennen eines Kreislaufstillstandes ==
''Siehe auch: [[Diagnostischer Block]]''
Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden Bewusstsein und Atmung des Patienten überprüft. Der Helfer prüft die Reaktion des Patienten durch Ansprechen und Kneifen (Ohrläppchen, Oberarm oder ähnliches). Bei bewusstlosem Patienten wird sofort [[Notfallnummern|alarmiert]].  
 
[[Bild:BLS_ERC2005.png|thumb|Erkennen eines Kreislaufstillstandes und Durchführung der Basismaßnahmen]]


Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden die [[Vitalfunktion]]en [[Bewusstsein]] und [[Atmung]] des Patienten überprüft. Eine Überprüfung der [[Blutkreislauf|Kreislauftätigkeit]] entfällt für Laienhelfer, da bei [[Apnoe (Medizin)|Atemstillstand]] meist auch kein Kreislauf vorhanden ist und die Überprüfung für einen Ungeübten nicht sicher durchführbar ist. Unter Beachtung der [[Eigenschutz|eigenen Sicherheit]] prüft der Helfer die Reaktion des Patienten durch Ansprechen und Schütteln an der Schulter. Bei bewusstlosem Patienten wird ein [[Notruf]] abgesetzt oder veranlasst. Anschließend wird der Kopf des Patienten durch den [[Lebensrettender Handgriff|lebensrettenden Handgriff]] überstreckt, d. h. nach hinten geneigt und die Atemtätigkeit geprüft, indem auf das Atemgeräusch gehört wird, die Ausatemluft an der Wange gefühlt wird und die Atembewegungen des Brustkorbes beobachtet werden. Findet sich beim Patienten keine normale Atmung, beginnt der Ersthelfer mit den Basismaßnahmen der Reanimation. Ein atmender Patient wird in die [[stabile Seitenlage]] gebracht.  
Da bewusstlose Patienten leicht an der eigenen Zunge ersticken können, wird der Kopf des Patienten gestreckt (Lebensrettender Handgriff) und die Atmung geprüft (Atemgeräusch, Luftstrom aus der Nase und dem Mund, Bewegung des Bauches). Atmet der Patient nicht oder nur sehr schwach muss sofort mit der Beatmung und der Herzdruckmassage begonnen werden, ein atmender Patient wird in die [[stabile Seitenlage]] gebracht.


Medizinisches Personal führt die Überprüfung der Vitalfunktionen mit ausführlicheren Maßnahmen durch. Vor der Überprüfung der Atmung wird zusätzlich der Mundraum auf das Vorhandensein von Fremdkörpern oder Erbrochenem inspiziert. Diese werden gegebenenfalls entfernt. Dies kann mit Hilfe der Finger, einer [[Absaugpumpe]] oder einer [[Magill-Zange]] geschehen. Nach der Überprüfung der Atmung erfolgt zusätzlich eine Kreislaufkontrolle. Dabei wird neben der Beachtung allgemeiner Lebenszeichen von ausgebildetem Personal auch der [[Arteria carotis|Carotis]]-Puls getastet. Beim Eintreffen eines [[Elektrokardiogramm|EKG]]/[[Defibrillator|Defibrillator-Gerätes]] wird der Herzrhythmus elektrokardiografisch analysiert. Die einzuleitenden Maßnahmen unterscheiden sich nicht wesentlich von der Durchführung durch Laien. Eine Ausnahme ist der Patient, der keine Atmung aufweist, aber einen tastbaren Puls hat; dieser wird initial beatmet, ohne dass eine Herzdruckmassage durchgeführt wird.
== Basismassnahmen ==
Das Ziel der Basismassnahmen ist die Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des Patienten. Sie sollte die Zeit bis zum Eintreffen von Hilfe überbrücken, ohne dass lebenswichtige Organe(v.a. das Gehirn, das bereits nach wenigen Minuten unheilbar geschädigt wird) von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten werden. Versucht dies auch wenn ihr darin nicht geschult oder geübt seid. Es geht nicht mehr darum "Leben zu retten", es geht um "Wiederbelebung", ohne euern Versuch ist der Patient bereits tot. Ihr könnt in dieser Situation nichts verschlimmern. Auch wenn euch die Reanimation nicht gelingt: Ihr habt nichts falsch gemacht.  


== Basismaßnahmen der Reanimation ==
Die Basismassnahmen bestehen aus (30:2-Schema)
Die Basismaßnahmen, in der internationalen Fachsprache auch als ''basic life support'' (BLS) bezeichnet, dienen der Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des Patienten mittels Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung oder Mund-zu-Nase-Beatmung (siehe [[Atemspende]]).<ref name="Handley">Handley AJ, Koster R, Monsieurs K et al.: ''European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 2. Adult basic life support and use of automated external defibrillators.'' (2005) Resuscitation. 67 Suppl 1:S7-23. PMID 16321717</ref> Sie sollen die Zeit bis zur Anwendung erweiterter Therapiemaßnahmen überbrücken, ohne dass lebenswichtige Organe des Patienten irreversibel geschädigt werden. Dies betrifft vor allem das [[Gehirn]], welches durch Sauerstoffmangel schon nach wenigen Minuten Schäden nimmt. Der durch die Basismaßnahmen erzielbare Blutfluss entspricht etwa 30&nbsp;% des gesunden Kreislaufes.


Die Abfolge nach der Feststellung eines Atem-Kreislaufstillstands (siehe [[#Erkennen eines Kreislaufstillstandes|oben]]) lautet wie folgt:
<div align="center"> ''Herzdruckmassage'' (30x) –  ''Beatmung'' (2x)</div>


<div align="center"> ''Herzdruckmassage'' (30x) – ''Freimachen der Atemwege'' und ''Beatmung'' (2x)</div>


Die Basismaßnahmen können von einem oder auch zwei Helfern durchgeführt werden. Das Verhältnis von Herzdruckmassage zu Beatmung ist davon unabhängig und wurde in den neuesten Empfehlungen auf 30 Herzdruckmassagen zu 2 Atemspenden geändert. Der Herzdruckmassage kommt ein höherer Stellenwert zu. Sie soll auch allein angewandt werden, wenn eine Beatmung nicht möglich ist.


Zunehmend stehen auch an zentraler Stelle in öffentlichen Gebäuden speziell für den Einsatz durch Laien konzipierte, halbautomatische Defibrillatoren ([[Defibrillator#Automatisierter_externer_Defibrillator_.28AED.29|Automatisierter externer Defibrillator]], AED) zur Verfügung. Diese führen den ungeschulten Anwender mit Sprachanweisungen durch die Defibrillation und geben teilweise auch Anweisungen zur Durchführung von Herzdruckmassage und Beatmung.
Früher wurde oft das 15:1-Schema gelehrt, bei Kindern auch 15:2, heute sollte aber nur noch 30:2 verwendet werden (ausser Kinder < 1 Jahr)


Zu den Basismaßnahmen zählt auch, mittels eines Notrufes unverzüglich den Rettungsdienst anzufordern. Dieser führt die Basismaßnahmen auf dieselbe Art durch, allerdings mit einigen Ergänzungen, wie dem [[präkordialer Faustschlag|präkordialen Faustschlag]], der nur für professionelle Helfer und nur bei direkt beobachtetem Eintreten des Kreislaufstillstandes empfohlen wird. Zusätzlich stehen technische Hilfsmittel wie beispielsweise [[Beatmungsbeutel]] zur Verfügung.
Die Basismaßnahmen können von einem oder zwei Helfern durchgeführt werden (bei zwei Helfern übernimmt einer die Herzdruckmassage und einer die Beatmung). Falls keine Beatmung möglich ist sollte die Herzdruckmassage alleine angewandt werden.


Jeder, der eine reglose Person auffindet, ist verpflichtet, nach bestem Wissen unverzüglich mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen zu beginnen, da er sich ansonsten der [[unterlassene Hilfeleistung|unterlassenen Hilfeleistung]] schuldig macht. Ausnahmen sind Körper, welche bereits starke Anzeichen einer [[Verwesung]] aufweisen oder Verletzungen, die mit dem Leben unvereinbar sind. Einmal begonnen ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung ohne Unterbrechung bis zum Eintreffen von Hilfe fortzuführen, über einen Abbruch der Maßnahmen entschiedet nur ein Arzt. Davon ausgenommen ist eine Unterbrechung der Maßnahmen aus gesundheitlicher Belastung.
Mit den Basismaßnahmen muss fortgefahren werden, bis der Patient wieder von alleine atmet, Hilfe eintrifft oder die Helfer sich in Gefahr bringen (durch äussere Umstände oder Übermüdung). Über einen Abbruch kann nur ein Arzt entscheiden.


=== Freimachen der Atemwege ===
=== Freimachen der Atemwege ===
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In neutraler Kopfposition fällt beim liegenden Patienten die Zunge in den Rachenraum zurück und verlegt die Atemwege. Um eine Atmung oder Beatmung zu ermöglichen muss daher der Kopf überstreckt werden. Weitere Maßnahmen zur [[Airway-Management|Sicherung der Atemwege]] werden vom Laien nicht durchgeführt. Besteht der Verdacht, dass Fremdkörper die Atemwege verlegen, wird bei Bewusstlosen mit der Reanimation begonnen. Ist ein Patient mit Fremdkörpern in den Atemwegen noch bei Bewusstsein, wird versucht, diese durch hustenauslösende, kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter oder durch wiederholten Druck auf den Oberbauch ([[Heimlich-Handgriff]]) zu entfernen. Das letztgenannte Manöver ist zwar umstritten, wird aber in den Leitlinien neuerdings wieder empfohlen.
In normaler Kopfposition fällt einem liegenden Patienten die Zunge in den Hals und verstopft die Atemwege. Um eine Atmung oder Beatmung zu ermöglichen muss der Kopf gestreckt werden (Lebensrettender Handgriff).
 
Der professionelle Helfer führt zusätzliche Maßnahmen wie den [[Esmarch-Handgriff]] durch. Im Gegensatz zum Laien stehen ihm in dieser Phase zudem einige Hilfsmittel zur Verfügung. Er kann beispielsweise durch Einlegen eines [[Intubation#Guedel-Tubus|Guedel-Tubus]] verhindern, dass die Zunge zurückfällt.


=== Herzdruckmassage ===
=== Herzdruckmassage ===
[[Bild:CPR.jpg|thumb|Herzdruckmassage]]
[[Bild:CPR.jpg|thumb|Herzdruckmassage]]
Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das [[Sternum|Brustbein]] in Richtung Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen in den Kreislauf ausgeworfen. In der Entlastungsphase füllt sich das Herz erneut mit Blut.
Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das Brustbein in Richtung Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen in den Kreislauf gedrückt. In der folgenden Entlastungsphase füllt sich das Herz erneut mit Blut.


Als vorbereitende Maßnahme wird der Patient flach in Rückenlage auf einer harten Fläche gelagert und sein Brustkorb frei gemacht. Um den richtigen Druckbereich zu finden, wird zunächst mit den Zeigefingern das oberen und unteren Ende des Brustbeins ertastet und dieses dann mit den Daumen grob geschätzt in Drittel aufgeteilt. Der optimale Druckpunkt liegt im oberen Bereich des unteren Brustbeindrittels. Wird über oder unter diesem Punkt angesetzt, ist die Herzdruckmassage zwar weniger effektiv, aber dennoch hilfreich. Um die Vorgaben möglichst einfach zu halten und so die Hemmschwelle beim Laienhelfer herabzusetzen, wird in den aktuellen Leitlinien empfohlen, den Kreuzungspunkt einer zwischen den Brustwarzen gedachten Linie mit dem Brustbein als Druckpunkt zu wählen.
Als erstes wird der Patient flach auf eine harte Fläche gelegt und sein Brustkorb frei gemacht. Um den richtigen Druckbereich zu finden, wird zunächst mit den Zeigefingern das oberen und unteren Ende des Brustbeins ertastet und dieses dann in Drittel aufgeteilt. Der optimale Druckpunkt liegt im oberen Bereich des unteren Brustbeindrittels. Wird dieser Punkt verfehlt, ist die Herzdruckmassage weniger effektiv, aber dennoch hilfreich. Um das Vorgehen möglichst einfach zu machen, wird oft auch empfohlen, den Kreuzungspunkt einer zwischen den Brustwarzen gedachten Linie mit dem Brustbein als Druckpunkt zu wählen.


Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig herunter gedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt etwa vier bis fünf Zentimeter. Zwischen zwei Pumpstößen soll der Brustkorb komplett entlastet werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Die angestrebte [[Frequenz]] der Herzdruckmassage liegt bei gut 100 Kompressionen pro Minute.
Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig herunter gedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt etwa vier bis fünf Zentimeter. Zwischen zwei Pumpstößen soll der Brustkorb komplett entlastet werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassage liegt bei gut 100 Kompressionen pro Minute. Die Frequenz entspricht ungefähr dem Rythmus der Lieder "Staying Alive", "Yellow Submarine", "Highway To Hell" oder "Atmenlos durch die Nacht".


Die richtige Körperhaltung erleichtert dem Helfer die Arbeit. Er kniet aufrecht neben dem Patienten, seine Schultern befinden sich senkrecht über dem Brustbein des Patienten. Der Helfer drückt rhythmisch mit dem Gewicht seines Oberkörpers, während seine Arme gestreckt und die Ellenbogen durchgedrückt sind.
Die richtige Körperhaltung erleichtert dem Helfer die Arbeit. Er kniet aufrecht neben dem Patienten, seine Schultern befinden sich senkrecht über dem Brustbein des Patienten. Der Helfer drückt rhythmisch mit dem Gewicht seines Oberkörpers, während seine Arme gestreckt und die Ellenbogen durchgedrückt sind.


=== Beatmung ===
=== Beatmung ===
''Siehe auch: [[Beatmung]]''
Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt Mund-zu-Nase oder Mund-zu-Mund. In Europa ist die Mund-zu-Nase-Beatmung üblich.  
[[Bild:Insulfation2.jpg|thumb|Mund-zu-Mund-Beatmung]]
Der Kopf des Betroffenen wird gestreckt und der Mund (resp. die Nase bei der Mund-zu-Mund Beatmung) verschlossen. Der Helfer atmet normal ein und bläst dann langsam die Luft in die Nase (resp. Mund) des Patienten. Der Brustkorb sollte sich sichtbar heben. Die Beatmungsphase sollte etwa eine Sekunde betragen, die Beatmung wird sofort einmal wiederholt.
 
Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt als Mund-zu-Nase- oder Mund-zu-Mund-Beatmung (siehe [[Atemspende]]). Üblich in Deutschland und Europa ist die Mund-zu-Nase-Beatmung, da diese sicherer durchführbar ist. Der Kopf des Betroffenen wird dabei überstreckt. Der Mund muss bei der Mund-zu-Nase-Beatmung, die Nase bei der Mund-zu-Mund-Beatmung verschlossen werden.
Der Helfer atmet normal ein und bläst dann langsam Luft in Mund oder Nase des Patienten. Das Volumen ist richtig gewählt, wenn sich der [[Thorax|Brustkorb]] sichtbar hebt. Die Beatmungsphase sollte etwa eine Sekunde betragen, die Beatmung wird sofort einmal wiederholt.
 
Um die Hygiene zu verbessern und eventuell vorhandenen Ekel zu überwinden, gibt es verschiedene [[Beatmungshilfe]]n wie Beatmungsfolien mit einem Filter und verschiedene Arten von Taschenmasken, deren Einsatz allerdings Übung erfordert. Wenn der Verdacht einer [[Vergiftung]] mit Kontaktgiften (beispielsweise Pflanzenschutzmitteln wie [[Parathion]]) besteht, sollte auf die Atemspende verzichtet werden.
 
Mitarbeiter des Rettungsdienstes verwenden zur Beatmung einen Beatmungsbeutel, oft in Verbindung mit einem Guedeltubus. Die Atemluft lässt sich dabei zusätzlich mit [[Sauerstoff]] anreichern, wobei Konzentrationen von fast 100&nbsp;% erreicht werden können.
 
== Erweiterte Maßnahmen ==
[[Bild:ALS_ERC2005.png|thumb|Algorithmus der kardiopulmonalen Reanimation]]
Ziel der erweiterten Maßnahmen, auch als ''advanced life support'' ([[ALS]], Begriff des [[European Resuscitation Council|ERC]]) oder ''advanced cardiac life support'' (ACLS, Bezeichnung der [[American Heart Association|AHA]]) bezeichnet, ist die Wiederherstellung eines physiologischen Herzrhythmus des Patienten. Dergleichen sind die Atemwegssicherung mittels [[Intubation]], Anlage eines [[Venenverweilkanüle|venösen Zuganges]], die medikamentöse Basistherapie sowie die Therapie reversibler Ursachen des Kreislaufstillstandes.
Bei der Therapie wird zudem, wie bereits beschrieben, zwischen defibrillierbaren und nicht-defibrillierbaren Formen des Kreislaufes unterschieden. Bei einem defibrillierbaren Rhythmus, meist Kammerflimmern, hat die schnelle Anwendung eines Defibrillators oberste Priorität. Auch die Gabe von [[Antiarrhythmikum|antiarrhythmischen Medikamenten]] kommt in Frage.
 
Der Ablauf der Maßnahmen wird in den Richtlinien des ERC als [[Algorithmus]] beschrieben, wodurch eine standardisierte und einheitliche Durchführung ermöglicht wird.<ref name="ALS">Nolan JP, Deakin CD, Soar J et al.: ''European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 4. Adult advanced life support.'' (2005) Resuscitation. 67 Suppl 1:S39-86. PMID 16321716</ref>
 
=== Defibrillation und Schrittmachertherapie ===
''Siehe auch: [[Defibrillation]], [[Defibrillator]]''
 
Die Defibrillation ist bei Kammerflimmern, Kammerflattern und pulsloser ventrikulärer Tachykardie das Mittel der Wahl, bei Asystolie jedoch nicht angezeigt.
Bei Defibrillatoren mit monophasischem Impuls wird ein Schock von 360 [[Joule]] appliziert, bei solchen mit biphasischem Schockverlauf 100–150 Joule beim ersten, 150–360 bei allen weiteren Schocks. Durch diesen Stromstoß kann die ungeordnete elektrische Aktivität des Herzmuskels durchbrochen und ein Neustart mit regulärem Rhythmus ermöglicht werden. Direkt nach einer jeden Defibrillation wird zunächst mit Herzdruckmassage und Beatmung im Verhältnis 30:2 für zwei Minuten fortgefahren. Erst dann wird eine erneute Rhythmus- und Pulskontrolle durchgeführt.
 
Eine Entwicklung der letzten Jahre ist die zunehmende Verbreitung von automatisierten Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen. Diese [[Defibrillator#Automatisierter_externer_Defibrillator_.28AED.29|Automatisierten externen Defibrillatoren]] (AED) verfügen über eine automatisierte Rhythmuserkennung und ermöglichen mittels akustischer Anleitung auch dem Laien, eine Defibrillation durchzuführen. Das Gerät diagnostiziert selbstständig das vorliegende Problem und gibt dem Anwender genaue Anweisungen. Ist eine Defibrillation notwendig, braucht der Helfer nur der Ansage folgend den Auslöseknopf zu drücken.
 
Bei pulsloser elektrischer Aktivität oder bei Asystolie mit P-Wellen im EKG kann der Einsatz eines transkutanen [[Herzschrittmacher|Schrittmachers]] erwogen werden.
 
=== Atemwegssicherung ===
Die [[endotracheale Intubation]] gilt als [[Goldstandard (Verfahren)|Goldstandard]] bei der Atemwegssicherung im Rahmen der Reanimation. Dabei wird ein [[Endotrachealtubus|Tubus]] durch Mund oder Nase zwischen den [[Stimmlippen]] des [[Kehlkopf]]es (Larynx) hindurch in die [[Luftröhre]] (Trachea) geschoben. Vorteile der Intubation sind Schutz vor [[Aspiration_(Medizin)|Aspiration]] von Mageninhalt, die Möglichkeit der kontrollierten manuellen oder maschinellen Beatmung sowie die mögliche Medikamentengabe durch den Tubus. Da die endotracheale Intubation einen erhöhten Schwierigkeitsgrad aufweist, sollen laut Richtlinien nur geübte und erfahre Helfer diese Methode anwenden. Als Alternativen werden der Einsatz von [[Intubation#Larynxtubus|Larynxtubus]], [[Intubation#Kombitubus|Kombitubus]] und insbesondere der anwendungssicheren [[Larynxmaske]] empfohlen.<ref name="Thöns/Behle: Reanimation">Thöns, M., Behle, K. (2006): Die neuen Reanimationsempfehlungen ILCOR/ERC 2005 Maßnahmen der Wiederbelebung bei Jung und Alt für den Allgeminarzt. [http://www.mobileanaesthesie.de/allgemeinarzt.pdf (PDF; 1,23 MB)</ref>
 
Für die Intubation sollte die HLW nicht oder nur kurz unterbrochen werden. Ein Intubationsversuch soll nicht länger als 30 Sekunden dauern, bevor mit der Beutelbeatmung fortgefahren wird. Die korrekte Lage des Tubus muss klinisch (etwa Atemgeräusch über den Lungen) oder durch den Nachweis von [[Kohlendioxid|CO<sub>2</sub>]] ([[Kapnometrie]]) in der ausgeatmeten Luft überprüft werden. Nach erfolgreicher Intubation wird die Herzdruckmassage kontinuierlich, die Beatmung mit einer Frequenz von 10/min fortgeführt.
 
=== Medikamente ===
[[Bild:Adrenalin_Ampulle.jpg|thumb|Adrenalin (Suprarenin®)]]
Die Medikamentengabe erfolgt bevorzugt [[intravenös]], da dieser Zugang schnell und sicher ist. Eine Alternative ist die Gabe über einen [[intraossär]]en Zugang durch Punktion des Knochenmarks, die oft bei kleinen Kindern angewandt wird. Die Gabe von Medikamenten durch den Tubus (endobronchiale Applikation) ist ebenfalls möglich, wobei aber eine sichere Resorption und ein Anstieg des Plasmaspiegels nicht gewährleistet sind. Eine [[intrakardial]]e Gabe direkt in das Herz ist veraltet und wird nicht durchgeführt.
 
[[Adrenalin]] ist das Standardmedikament der Reanimation. Es wird aufgrund seiner [[Alpha-1-Adrenozeptor|α-adrenergen]] [[Vasokonstriktion|vasokonstriktorischen]] Eigenschaften gegeben, die zu einer Verengung der peripheren Blutgefäße führen, was die Durchblutung von Herz und Gehirn verbessert. Die Dosierung beträgt 1&nbsp;mg alle 3–5&nbsp;Minuten intravenös, oder 2–3&nbsp;mg endobronchial, jeweils auf 10&nbsp;ml verdünnt.
 
Die Hoffnungen, die in das ebenfalls gefäßverengende [[Vasopressin]] (40&nbsp;[[Internationale Einheit|IE]] einmalig) als Alternative zu Adrenalin gesetzt wurden, haben sich nicht erfüllt. Mehrere große randomisierte Studien konnten keinen Überlebensvorteil bei der Gabe von Vasopressin nachweisen.<ref name=ADH>Aung K, Htay T.: ''Vasopressin for cardiac arrest: a systematic review and meta-analysis.'' Arch Intern Med. (2005) 165(1):17–24. PMID 15642869</ref> Da die Datenlage insgesamt jedoch als ungenügend bewertet wird, gibt es weder eine Empfehlung für noch gegen die Gabe von Vasopressin.
 
Bei anhaltendem Kammerflimmern oder Kammertachykardie und dreimaliger erfolgloser Defibrillation wird das Antiarrhythmikum [[Amiodaron]] (300&nbsp;mg) gegeben. Es hat das zuvor übliche [[Lidocain]] in den Empfehlungen abgelöst.<ref name="Dorian">Dorian P, Cass D, Schwartz B, Cooper R, Gelaznikas R, Barr A: ''Amiodarone as compared with lidocaine for shock-resistant ventricular fibrillation.'' N Engl J Med (2002) 346:884–890 PMID 11907287</ref>.
 
Bei einer Asystolie oder einer pulslosen elektrischen Aktivität mit einer Frequenz von weniger als 60/min ist die Gabe von [[Atropin]] angezeigt. Die Dosierung beträgt einmalig 3&nbsp;mg.
 
Die früher praktizierte „Pufferung“ der [[Azidose]] (Übersäuerung) des Kreislaufs im Rahmen eines Kreislaufstillstandes mit [[Natriumhydrogencarbonat|Natriumbicarbonat]] ist routinemäßig nicht mehr gerechtfertigt. Bei schweren Azidosen kann die Gabe von kleinen Dosen (50 ml einer Konzentration von 8,4&nbsp;%) erwogen werden. Bei speziellen Rhythmusstörungen kann weiterhin die Gabe von [[Magnesiumsulfat]] in Betracht kommen. Für den Einsatz eines [[Thrombolyse|Thrombolytikums]] bei Verdacht auf einen Herzinfarkt liegen nur ungenügende Daten vor; er sollte jedoch bei Verdacht auf [[Lungenembolie]] erwogen werden.
<!--
=== Behandlung reversibler Ursachen === -->


== Besonderheiten bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern ==
== Besonderheiten bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern ==
[[Kind]]er sind keine kleinen Erwachsenen; daher gilt es bei der Reanimation einige Besonderheiten zu beachten.<ref name="Kindernotfalltafel"> Kindernotfalltafel mit Stichwortverzeichnis und Medikation [http://www.stiftung-paula-wittenberg.de/fragebogen/pdf/kindernotfalltafel.pdf (PDF; 132 KB)]</ref> Es wird zwischen [[Säugling]]en (bis etwa 12 Monate) und älteren Kindern (ab etwa 12 Monate bis zum Erreichen der [[Pubertät]]) unterschieden.
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; es gibt bei der Reanimation einige Besonderheiten zu beachten. Es wird zwischen Säuglingen (bis etwa 12 Monate) und Kindern (ab etwa 12 Monate bis zum Erreichen der Pubertät) unterschieden.


Während bei Erwachsenen Kreislaufstillstände meist kardial bedingt sind, ist bei Säuglingen und Kindern häufig eine Störungen der Atmung ursächlich („sekundärer Herzstillstand“).<ref name="Young">Young KD, Seidel JS.: ''Pediatric cardiopulmonary resuscitation: a collective review'' Ann Emerg Med. (1999) 33(2):195–205 PMID 9922416</ref> Aus diesem Grund werden bei Kindern deshalb vor Beginn der Herzdruckmassage zunächst fünf initiale Atemhübe hintereinander gegeben. Als eine weitere Besonderheit wird zur Beatmung speziell bei Säuglingen der Kopf nicht überstreckt, sondern nahezu in der Neutralposition belassen ''(Schnüffelstellung).'' Die Beatmung erfolgt wegen der Körpergröße der Patienten bei Neugeborenen und Säuglingen über Mund und Nase gleichzeitig (Mund zu Mund und Nase).
Da bei Kindern die Ursache für einen Kreislaufstillstand meist Atemnot ist und nicht wie bei Erwachsenen ein [[Herzinfarkt|cardiogener Schock]]. Deshalb werden Kindern vor Beginn der Herzdruckmassage zunächst fünf Atemstöße gegeben. Zudem wird zur Beatmung speziell bei Säuglingen der Kopf kaum gestreckt, sondern nahezu in der Normalposition belassen. Die Beatmung erfolgt wegen der Körpergrösse der Patienten bei Neugeborenen und Säuglingen über Mund und Nase gleichzeitig (Mund zu Mund und Nase).


Zur Durchführung der Herzdruckmassage wird bei Kindern nur ein Handballen benutzt. Für Säuglinge verwendet man zwei Finger oder umfasst den Brustkorb mit beiden Händen und drückt ihn mit den Daumen ein (bei Zusammenarbeit von zwei Helfern). Die Drucktiefe sollte etwa 1/3 des Brustkorbumfanges betragen. Die Abfolge nach den fünf initialen Atemhüben beträgt für den Ersthelfer – wie beim Erwachsenen – 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen; für medizinisches Personal gilt ein Druckverhältnis von 15:2, wenn mehrere Helfer anwesend sind.
Zur Durchführung der Herzdruckmassage wird bei Kindern nur ein Handballen benutzt. Für Säuglinge verwendet man zwei Finger oder umfasst den Brustkorb mit beiden Händen und drückt ihn mit den Daumen ein (bei Zusammenarbeit von zwei Helfern). Die Drucktiefe sollte etwa 1/3 des Brustkorb Umfanges betragen. Die Abfolge nach den fünf Atemstößen beträgt – wie beim Erwachsenen – 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen.


Prinzipiell erfolgt die Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung wie beim Erwachsenen und wird lediglich dem Körperbau von Kindern und Säuglingen angepasst. Im Zweifelsfall ist nach dem Schema für Erwachsene zu verfahren, da, wie die Richtlinien ausdrücklich betonen, das zeitige Beginnen von Maßnahmen wichtiger ist als eine an das Alter angepasste Durchführung.<ref name="Biarent"> Biarent D, Bingham R, Richmond S et al.: ''European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 6. Paediatric life support.'' (2005) Resuscitation. Dec;67 Suppl 1:S97-133. PMID 16321719</ref>
Prinzipiell erfolgt die Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung wie beim Erwachsenen und wird lediglich dem Körperbau von Kindern und Säuglingen angepasst. Im Zweifelsfall ist nach dem Schema für Erwachsene zu verfahren, da das rechtzeitige Beginnen von Maßnahmen wichtiger ist als eine an das Alter angepasste Durchführung.


Beim Einsatz eines automatischen externen Defibrillators (AED) sollten nach Möglichkeit Säuglings-/Kinderelektroden verwendet werden. Alternativ sind auch Erwachsenenelektroden einsetzbar. Erweiterte Maßnahmen verlaufen entsprechend der Durchführung beim Erwachsenen in angepasster Form. Da es bei Kindern oft schwierig ist, einen venösen Zugang zu finden, wird alternativ eine [[intraossär]]e Punktion durchgeführt.<ref name="Biarent"/>
Bei Kinder und Säuglingen kann zudem eine leicht erhöhte Frequenz bei der Herzmassage (bis zu 120 Kompressionen pro Minute) angewendet werden.


==Postreanimationsphase==
== Defibrilator ==
Die Versorgungsphase nach einer erfolgreichen Reanimation (Postreanimationsphase, ''post-resuscitation care'') beginnt mit dem Wiedereinsetzen eines spontanen Kreislaufes (''return of sponaneous circulation, ROSC''). Sie beinhaltet eine weitere präklinische Stabilisierung, den Transport in ein geeignetes Zentrum sowie eine erweiterte [[intensivmedizin]]ische Behandlung und Überwachung. Die Maßnahmen in dieser Phase beeinflussen die Prognose signifikant.<ref name="ALS"/><ref>Langhelle A et al: ''Recommended guidelines for reviewing, reporting, and conducting research on post-resuscitation care: the Utstein style.'' Resuscitation. 2005 (3):271-83. PMID 16129543</ref>
Im öffentlichen Raum (Bahnhöfe, Poststellen, Amtsgebäude, etc.) sind häufig Defilibratoren verfügbar. Wenn ein Defi zur Verfügung steht: Nutzt ihn!
 
Im Vordergrund stehen in dieser Phase [[Therapie#Therapieformen|kausale Therapiemaßnahmen]] wie z.&nbsp;B. eine [[Herzinfarkt#Reperfusionstherapie|Reperfusionstherapie]] nach Herzinfarkt oder die operative Versorgung von Verletzungen.
Daneben erfolgt die symptomatische Behandlung von Atmungs- und Herz-Kreislauffunktion, um eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff, insbesondere des Gehirns, sicherzustellen. Dazu ist unter Umständen eine Beatmungstherapie unter [[Sedierung]], eine [[Schrittmacher]]therapie sowie der vielfältige Einsatz von Medikamenten notwendig. Daneben werden weitere wichtige Körperparameter überwacht und Störungen gegebenenfalls behandelt.
 
Zur Minderung des zerebalen Schadens wird für bewusstlose Erwachsene mit einem überlebten Kammerflimmern eine Abkühlung auf 32–34° Celsius für 12–24 Stunden empfohlen (therapeutische Hypothermie). Für diese Patientengruppe wird dadurch die Prognose verbessert, während der Nutzen solcher Maßnahmen nach nicht-defibrillierbarem Kreislaufstillstand und bei Kindern von Nutzen sein könnte, jedoch noch nicht nachgewiesen ist.<ref name="ALS"/>
 
== Prognose ==
Die Überlebensraten bei einem Kreislaufstillstand hängen von vielen Faktoren ab. Die zugrunde liegende Ursache, Alter und Vorerkrankungen des Betroffenen wie auch der Zeitpunkt bis zur Einleitung von Reanimationsmaßnahmen sind unter anderen für diese Rate entscheidend, weswegen allgemeine Aussagen zur [[Prognose]] schwierig sind. Die langfristige Prognose nach einer primär erfolgreichen Reanimation wird von der Grunderkrankung bestimmt.
 
Von den menschlichen Organen reagieren die [[Nervenzellen]] des Gehirns am empfindlichsten auf Sauerstoffmangel. Schon drei bis fünf Minuten nach Beginn des Kreislaufstillstands besteht die Gefahr von bleibenden Hirnschäden. Deshalb sind neben dem Überleben die [[Neurologie|neurologischen]] Folgeschäden ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Wiederbelebung. Eine Vielzahl von Patienten, die einen Kreislaufstillstand überlebt haben, trägt solche Schäden davon.
 
Die Zeit, die bis zum Beginn von Reanimationsmaßnahmen vergeht, ist der wichtigste der die Prognose beeinflussenden Faktoren. Pro Minute, die bis zum Beginn der Herz-Lungen-Wiederbelebung verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten um etwa 10&nbsp;%. So sind bei Herzdruckmassage mit Beatmung und einer Defibrillation innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten Überlebensraten von 50–75&nbsp;% möglich, die danach stark abfallen. Da in den europäischen Ländern die Frist bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes meist bei acht Minuten oder mehr liegt, sind die Maßnahmen von anwesenden Laien für das Überleben des Patienten entscheidend. Ein schneller Notruf, ein schneller Beginn von Basismaßnahmen und erweiterten Maßnahmen, insbesondere der Defibrillation, verdoppeln bis verdreifachen insgesamt die Überlebensquote, bei Erwachsenen wie bei Kindern.<ref name="Handley"/><ref name="Kuisma">Kuisma M, Suominen P, Korpela R: ''Paediatric out-of-hospital cardiac arrests: epidemiology and outcome.'' Resuscitation (1995) 30:141–150 PMID 8560103</ref>
 
Die Ursache des Kreislaufstillstandes ist ein weiterer wichtiger prognostischer Faktor. Während kardiale Ursachen nach einem Jahr eine Gesamtüberlebensrate von etwa 7&nbsp;% aufweisen, liegt diese bei den anderen Ursachen bei nur etwa 2&nbsp;%.<ref name="Pell"/>
 
Eine besonders schlechte Erfolgsquote haben Reanimationen bei Kreislaufstillständen, die durch [[Trauma (Medizin)|Traumata]] verursacht sind. Das Gesamtüberleben liegt hier bei nur 2,2&nbsp;% (0–3,7&nbsp;% in verschiedenen Studien). Fast alle Überlebenden dieser Gruppe tragen Hirnschäden davon (>&nbsp;99 %).<ref> Soar J, Deakin CD, Nolan JP et al: ''European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 7. Cardiac arrest in special circumstances.'' Resuscitation. (2005) 67 Suppl 1:S135-70 PMID 16321711</ref>
 
== Ethische, rechtliche und psychische Aspekte ==
: ''„There remains a widespread divergence of views on ethical aspects of resuscitation with the countries of Europe that are largely unpredictable according to commonly perceived national characteristics. [...] For many ethical questions there can be no clear and correct didactic answers.“''<ref name="Baskett">Baskett PJ, Lim A: ''The varying ethical attitudes towards resuscitation in Europe'' Resuscitation (2004) 62:267—73 PMID 15325445</ref>
: (In vielen ethischen Aspekten der Reanimation herrscht ein weites Spektrum an Sichtweisen in Europa, die schwer einschätzbar und von nationalen Einflüssen geprägt sind. [...] Für viele ethische Fragen kann es deshalb keine eindeutigen und richtigen Antworten geben.)
 
Bei einem Kreislaufstillstand stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Sinn von Reanimationsmaßnahmen und deren Abbruch. Diese Entscheidungen werden durch individuelle, international und lokal kulturelle, rechtliche, traditionelle, religiöse, soziale und ökonomische Faktoren beeinflusst.<ref name="Baskett"/> <ref name="ethic">Baskett PJ, Steen PA, Bossaert L: ''European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 8. The ethics of resuscitation and end-of-life decisions.'' (2005) Resuscitation. 67 Suppl 1:S171-80. PMID 16321712</ref> Sie ist neben vielen anderen Fragen Thema der [[Medizinethik]] bzw. der [[Ethik]] allgemein.
 
An eine [[Patientenverfügung]], in der die Unterlassung von Wiederbelebungsmaßnahmen formuliert sein kann, ist der behandelnde Arzt zur Berücksichtigung der Patientenautonomie gebunden. Derartige Willensäußerungen eines Patienten werden in der Regel berücksichtigt, wenn die Patientenverfügung bekannt ist und Anweisungen für die tatsächlich eingetretene Situation enthält. Im präklinischen Bereich jedoch ist eine Prüfung unter dem situationsbedingten Zeitdruck oft schwierig bis unmöglich, so dass trotz einer Verfügung eine Reanimation begonnen wird. In der Haltung des medizinischen Personal zu schriftlichen Vorausverfügungen gibt es international erhebliche Abweichungen.
 
Neben dem Beginn von Reanimationsmaßnahmen wird auch deren Beendigung kontrovers diskutiert. Eindeutige Zeichen, die mit einem möglichen Erfolg oder Misserfolg einer Wiederbelebung korrelieren, sind bisher in keiner Studie eindeutig belegt worden. Sind die therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft, dauert eine erfolglose Reanimation lange an oder sind keine Aussichten auf ein akzeptables Überleben gegeben, kann der behandelnde Arzt die Maßnahmen beenden.<ref name="Bonnin">Bonnin MJ, Pepe PE, Kimball KT, Clark PS Jr: ''Distinct criteria for termination of resuscitation in the out-of-hospital setting.'' JAMA (1993) 270:1457–1462 PMID 8204131</ref> Allgemeine Entscheidungsregeln zu dieser in den meisten Ländern legalen [[Sterbehilfe#Passive_Sterbehilfe|passiven Sterbehilfe]] beim Abbruch der Maßnahmen, sowie auch zur Beendigung der Behandlung im persistierenden vegetativen Zustand nach einer Reanimation, kann es nicht geben.
 
Vor allem in den Ländern des angelsächsischen Sprachraums wird die Entscheidung zur Nicht-Aufnahme oder Beendigung der Wiederbelebung durch nichtärztliches Personal getroffen.<ref name=&quot;Naess">Naess AC, Steen E, Steen PA.: ''Ethics in treatment decisions during out-of-hospital resuscitation.'' Resuscitation. (1997) 33(3):245–56. PMID 9044497</ref> Diese Vorgangsweise wird in anderen Ländern strikt abgelehnt.
 
Sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt es bei der Frage der Forschung und Ausbildung an gerade Verstorbenen.<ref name="Morag">Morag RM, DeSouza S, Steen PA, Salem A, Harris M, Ohnstad O, Fosen JT, Brenner BE.: ''Performing procedures on the newly deceased for teaching purposes: what if we were to ask?'' Arch Intern Med. (2005) 165(1):92–6. PMID 15642881</ref> Insbesondere im [[Islam|islamisch]] geprägten Kulturkreis, zunehmend aber auch in westlichen Staaten, insbesondere in den USA, wird dies abgelehnt. Verschiedene Fachgesellschaften sehen die Zukunft der Forschung in diesem Bereich durch die zunehmend striktere Gesetzgebung in vielen Ländern gefährdet.
 
Das Konzept der Anwesenheit von Angehörigen während der Reanimation entstand in den 1980er Jahren. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass es zur Bewältigung dieses belastenden Ereignisses beitragen kann. Dieses Vorgehen ist in vielen europäischen Ländern dabei, akzeptierte Praxis zu werden.<ref name="Doyle">Doyle CJ, Post H, Burney RE, Maino J, Keefe M, Rhee KJ: ''Family participation during resuscitation: an option.'' Ann Emerg Med. (1987) (6):673–5. PMID 3578974</ref> Eine wichtige Entwicklung ist die Unterstützung von traumatisierten Angehörigen nach erfolgloser Reanimation durch [[Krisenintervention im Rettungsdienst|Kriseninterventionteams]].
 
Auch für Ärzte und Mitarbeiter des Rettungsdienstes stellt eine Reanimation einen psychisch belastenden Einsatz dar. In besonderem Maße betrifft dies die Wiederbelebung von Kindern. Mögliche Folge bei diesen Berufsgruppen ist die Ausbildung von [[posttraumatische Belastungsstörung|posttraumatischen Belastungsstörungen]] und [[Burnout-Syndrom]]. Parallel zur Krisenintervention bei Angehörigen stehen für die Bewältigung besonders traumatisierender Erfahrungen Methoden für die Helfer zur Verfügung, die [[Critical Incident Stress Management]] (CISM) oder [[Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen]] (SbE) genannt werden.
 
== Fachgesellschaften und Richtlinien ==
Fachgesellschaften wie die [[American Heart Association]] (AHA), das [[European Resuscitation Council]] (ERC) sowie das [[International Liaison Committee on Resuscitation]] (ILCOR) veröffentlichen regelmäßig gemeinsame Richtlinien zur Durchführung der Reanimation, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen fußen. Aktuell sind die Richtlinien von 2005, die von den Ärztekammern einzelner Länder in verschiedenem Ausmaß übernommen und von [[Hilfsorganisation]]en, Krankenhäusern und anderen Institutionen mit Verzögerung und oft mit Unterschieden umgesetzt werden.
 
In [[Deutschland]] haben sich die in der [[Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe]] (BAGEH) vertretenen Hilfsorganisationen und der „Deutsche Beirat für Erste Hilfe und Wiederbelebung bei der Bundesärztekammer“ im Jahr 2002 auf einen nationalen Konsens geeinigt, der auf der vorhergehenden Version der Reanimationsrichtlinien von 2000 basierte. Im März 2006 veröffentlichte die Bundesärztekammer Eckpunkte für eine Aktualisierung, die auf den ERC-Richtlinien von 2005 basieren.<ref name="Eckpunkte"> Eckpunkte der Bundesärztekammer für die Reanimation 2006 [http://www.agbn.de/download/557.pdf (PDF; 34 KB)]</ref> In [[Österreich]] und der [[Schweiz]] haben sich die ärztlichen Organisationen und die Organisationen, die den Rettungsdienst und die Breitenausbildung in Erster Hilfe durchführen, darauf verständigt, die neuen ERC-Richtlinien anzuwenden.
 
Um einen wissenschaftlichen Vergleich von Reanimationen weltweit zu ermöglichen, schufen die führenden Verbände Mitte der 90er Jahre mit Festlegung des ''Utstein-Style''-Protokolls einen einheitlichen Datensatz.<ref name="Idris">Idris AH et al.: ''Utstein-style guidelines for uniform reporting of laboratory CPR research.'' Circulation. (1996) 94(9):2324–36. PMID 8901707</ref> Zahlreiche Veröffentlichungen zu Reanimationsabläufen orientieren sich daran. In Deutschland baut die [[Deutsche Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin]] (DGAI) seit 2003 ein bundesweites [[Reanimationsregister]] auf.
 
== Geschichte der Wiederbelebung ==
Schon seit Jahrhunderten wird versucht, Menschen, die keine klaren Lebenszeichen mehr zeigen, wieder ins Leben zurückzurufen. Dabei gab es verschiedene Versuche, leblose Personen durch laute Ansprache, Berührung, Atemspende und Thoraxkompression zu reanimieren.
 
Von [[Konfuzius]] ([[China]], 500 v. Chr.) ist das folgende Zitat überliefert: ''„Der Retter eines Menschen ist größer als der Bezwinger einer Stadt.“''
 
Trotz wachsender Erkenntnisse über die Funktionen des menschlichen Körpers und die Zusammenhänge von Atmung und Blutkreislauf entstanden Wiederbelebungsmethoden eigentümlichster Art und die Atemspende geriet immer wieder in Vergessenheit.
 
Bereits 3000 v. Chr. hatten Hebammen die Atemspende bei Neugeborenen angewandt.<ref name="Diem">Diem, M.: ''Die Wiederbelebung im Wandel der Zeit,'' DLRG Landesverband Baden Jahresbericht 1984 </ref>
Ein Erfinder der Atemspende ist nicht bekannt, man weiß nur, dass die Methode uralt ist und auch im [[Altes Testament|Alten Testament]] der [[Bibel]] erwähnt wird. Im [[2. Buch der Könige]], 4, 32–35 (etwa 700 v. Chr.) heißt es etwa:
: ''„Und da Elisa ins Haus kam, siehe, da lag der Knabe tot auf seinem Bett. Und stieg hinauf und legte sich auf das Kind, und legte seinen Mund auf des Kindes Mund, und seine Augen auf seine Augen und seine Hände auf seine Hände und breitete sich so also über ihn, dass des Kindes Leib warm ward. Da schnaubte der Knabe siebenmal; darnach tat der Knabe die Augen auf.“''<ref name="Diem"/>
 
Lange Zeit bestimmte die Lehre des [[Galenus|Galen]] von Pergamon aus der Zeit der [[Spätantike]] die Vorstellungen von den Vorgängen im menschlichen Körper. Erst im [[17. Jahrhundert]] wurde Galens Lehre von [[William Harvey]]s Entdeckung des Blutkreislaufes abgelöst. Dieser beschrieb zum ersten Mal schlüssig und zusammenhängend den Blutkreislauf und die Aufgabe des Herzens als Druckpumpe. Zuvor hatte bereits [[Andreas Vesalius]] Galens Fehler aus der Tieranatomie verbessert.<ref name="Wolff">Wolff, K: ''Geschichte der Medizin,'' edition medizin. Seiten 8,9 und 17</ref>
 
Die Londoner [[Royal Society]] demonstrierte 1667 die Beatmung anhand des geöffneten Brustkorbs eines Hundes und die dabei sichtbaren Belüftung der Lunge.
 
An einem Bergmann führte 1744 der Chirurg Tossach erstmals eine erfolgreiche Mund-zu-Mund-Beatmung durch. 1775 erkannte [[John Hunter]], dass die Beatmung mit reinem Sauerstoff noch effizienter ist.
 
Alle neuen Erkenntnisse wurden jedoch nicht konsequent in der Wiederbelebung umgesetzt. Um 1750 gab es in den [[Niederlande]]n den Beruf des ''Fassrollers.'' Aus der Nordsee Gerettete wurden dabei bäuchlings auf ein Fass gelegt, welches hin und her gerollt wurde.<ref name="Diem"/> <ref name="Dölp">Dölp, R: ''Rettungsschwimmausbildung: Auf die Brustdruckverfahren verzichten, ja oder nein? Meinungen.,'' Notfallmedizin 9 (1983), Seiten 853–861.</ref> Auch sonst gab es, aus heutiger Sicht, kuriose Empfehlungen zur Wiederbelebung. Beispielsweise die Empfehlung, warme Luft mit einem Blasebalg oder einer Klistierspritze in die Gedärme zu blasen, oder das Einblasen von Tabakrauch in den Darm.<ref name="nn">n.n.: ''Geschichte der modernen Notfallmedizin,'' ADAC</ref>
 
Der spätere Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl August, erließ 1776 die folgende Anweisung zur Wiederbelebung:
: ''„Hierauf muss man Luft in den Mund blasen, entweder mittels eines Blasebalgs oder, welches besser, auf die Weise, dass ein Mensch, der eine gesunde Lunge hat, seinen Mund auf den Mund des Ertrunkenen einbringt und dazu sich eines abgebrochenen Pfeifenstils oder einer anderen Röhre bedient, bei diesem sowohl des Odems, als auch Tabakrauch aber muss ein anderer mit der einen Hand die Nase des Ertrunkenen zuhalten und mit der anderen über die Brust hin und her streichen und vornehmlich von der Herzgrube nach der Brust reiben und rücken.“''<ref name="nn"/>
 
[[Bild:Wiederbelebung_nach_Silvester.PNG|thumb|right|Wiederbelebung nach Silvester: Einatmung (rechts) und Ausatmung (links)]]
1858 beschrieb Silvester eine neue Methode der Wiederbelebung.<ref name="syl">Silvester HR: ''A new method of resuscitating still-born children and of restoring persons apparently drowned or dead.'' BMJ (1858) 2:576–9</ref> Diese erfolgt durch aktive Armbewegungen des Patienten:
 
: ''„The resuscitator should place himself behind the asphyxiated person and should raise the person's arms above the head, then lower them while at the same time pressing gently against the sides of the lower chest.“''<ref name="lebon"> Le Bon G: ''La Vie. Physiologie humaine appliquée à l'Hygiène et à la Médecine.'' Paris, Rothschild Publishers, 1874, Seite 401</ref>
 
Nach dieser so genannten Silvester-Atemübung folgten die Methoden nach Schäfer und 1871 die Methode nach Howard:
 
: ''„Der Retter kniet rittlings über dem auf dem Bauch mit zur Seite gewandtem Gesicht liegenden Opfer und legt die Hände so auf dessen untere Rippen, dass die Daumen parallel sind und einander berühren. Dann wird ein kräftiger Druck ausgeübt, der langsam zurückgenommen wird, so dass die Hände auf dem Rücken bleiben.“''<ref name="Krüger">Krüger, R.: ''Amtliches Unterrichtsbuch über Erste Hilfe,'' Verlag des DRK GmbH Berlin W. 8 (1943), Seiten 88 bis 92.</ref>
 
1904 erschien das Buch „[[Die Frau als Hausärztin]]“ von Dr. Anne Fischer-Dückelmann, in dem eine Anleitung zur Herzmassage zu finden ist:
: ''„Indirekte Herzmassage: Das Zwerchfell wird beeinflusst, ebenso das Herz, wenn man mit beiden Handflächen die Eingeweide in die Höhe schiebt und nach links aufwärts drückt, dann plötzlich loslässt. – Dadurch wird das Herz hinauf und hinunter geschoben, durch die Erhebung des Zwerchfelles aber die Brusthöhe zuerst verengt, und, wenn es plötzlich wieder herabsinkt, erweitert. Ist noch ein Funken Leben vorhanden, so sind solche Anregungen wohl imstande, Atmung und Herzschlag wieder in Gang zu bringen. Bei verunglückten Kindern können Frauen diese 'erste Hilfe bei Unglücksfällen' wohl zur Anwendung bringen.“''<ref name="Duenkelmann">Fischer-Dückelmann, Anna: ''Die Frau als Hausärztin – ein ärztliches Nachschlagebuch.'' Süddeutsches Verlags-Institut, München, 1922 (Vorwort von 1901)</ref>
 
[[Bild:Wiederbelebung_nach_Thomsen.PNG|thumb|Brustdruckverfahren nach Howard-Thomsen: Ausatmung von vorne (links), Ausatmung (Mitte), Einatmung (rechts).]]
Alle drei Methoden blieben bis etwa 1938 Grundlagen für die Wiederbelebung. 1938 kam die Dehnung des Brustkorbes in Seitenlage nach [[Wolfgang Kohlrausch|Kohlrausch]] hinzu. Fast drei Jahrzehnte später, Ende der 1960er Jahre, wurde das bereits 1943 entwickelte so genannte ''Brustdruckverfahren'' nach Howard-[[Wilhelm Thomsen|Thomsen]] Standard der Wiederbelebung. Diese Art der Wiederbelebung wurde noch bis Anfang der 1980er Jahre gelehrt.
 
Ein entscheidender Schritt in Richtung einer effektiveren Wiederbelebung gelang 1954 [[James Elam]], als dieser zeigte, dass mit der Ausatemluft des Helfers ein ausreichender Gasaustausch erzielt werden konnte.<ref name="Diem"/> Erstmals hat [[Peter Safar]] im Jahr 1958 in einer vergleichbaren Untersuchung die geringen Erfolge der bisherigen Methoden und die Wirksamkeit der Herz-Lungen-Wiederbelebung wissenschaftlich belegt.<ref name="Dölp"/> Der amerikanische [[Anästhesist]] und gebürtige [[Wien]]er erkannte, dass nur eine Kombination aus Herzdruckmassage und Beatmung erfolgreich sein kann, und erprobte die Wirksamkeit seiner kardiopulmonalen Reanimation an freiwilligen Kollegen aus seinem Forschungsteam.<ref name="safar„>Safar P, Brown TC, Holtey WJ, Wilder RJ: ''Ventilation and circulation with closed-chest cardiac massage in man.'' JAMA (1961) 176:574–6 PMID 13745343</ref> Aufgrund dieser Forschungsergebnisse, die die Grundlage der modernen Wiederbelebungstechniken bilden, wird Safar oft auch “Vater der cardiopulmonalen Reanimation" genannt.
 
Parallel hierzu war in den 1950er Jahren durch den Ingenieur Holger Hesse und den Arzt Henning Ruben der [[Beatmungsbeutel]] (Ruben-Beutel oder Ambu-Beutel) erfunden worden.<ref name="ambu">''Die Erfindung des Ambu-Beutels'' ([http://www.ambu.de/ambude/final.nsf/(pubid)/iD74852620AB39A6FC1256F6900373BFDiFD39826E722CCDFCC1256F69005D3C64i1675A4E64B158772C1256F8F006E9A67 Homepage der Firma Ambu])</ref> Um die Handhabung des Beutels üben zu können, entwickelten die beiden Erfinder eine Puppe, die damit beatmet werden konnte. Das erste Trainingsgerät wurde dann 1958 an das dänische Rote Kreuz verkauft (Ambu-Phantom). Im Jahre 1960 wurde das Gerät dann um die Funktion der Thoraxkompression und der Mund-zu-Mund-Beatmung ergänzt, so dass das weltweit erste „Übungs-Phantom“ entstanden war. Bei einer Reise nach [[Norwegen]] lernte Safar den Spielzeugfabrikanten [[Asmund Laerdal]] kennen. Gemeinsam entwickelten Safar und Laerdal die so genannte [[Resusci-Anne]]. Mit dieser einfachen Puppe wurde es möglich, auch Laien in der Herz-Lungen-Wiederbelebung auszubilden.
 
Anfang der 1960er-Jahre ist von dem US-amerikanischen [[Kardiologe]]n [[Bernard Lown]] die Elektroschockbehandlung bei Herzrhythmusstörungen (Defibrillation und elektrische [[Kardioversion]]) entwickelt worden.<ref>Lown B, Amarasingham R, Neuman J: ''New method for terminating cardiac arrhythmias. Use of synchronized capacitor discharge.'' JAMA (1962) 182:548–555. PMID 13931298.</ref>
 
== Quellenangaben ==
<references/>
 
== Literatur ==
* ''European Resuscitation Council Guidelines for Resuscitation.'' in: ''Resuscitation.'' Elsevier Science Ireland, Shannon 67.2005, S1, S1—S2 ([http://www.erc.edu/index.php/guidelines_download_2005/en/? download]) {{ISSN|0300-9572}} PMID 16321715
*''Schwerpunkt ERC-Richtlinien 2005.'' in: ''Notfall & Rettungsmedizin.'' Springer-Verlag, Berlin 9.2006,1. {{ISSN|1434-6222}} <!-- [http://www.springerlink.com/content/pv8hn3042454/?p=2c139436553c4feaac22526c9d561804&pi=4 (online)] der Link führt aus nicht authorisierten Netzen nicht zum Artikel. --~~~~ -->
 
== Weblinks ==
{{Commons|Cardiopulmonary resuscitation|Herz-Lungen-Wiederbelebung}}


==siehe auch==
=== Weblinks ===
* [http://www.erc.edu European Resuscitation Council]
* [http://www.erc.edu European Resuscitation Council]
* [http://www.reanimationsregister.de/ Bundesweites Reanimationsregister der deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)]
{{samariter}}
* [http://www.anr.de/de/aktuelles/neuigkeiten/cpr_handlungsablauf.jsp Die wichtigsten Neuerungen der Leitlinien 2005 für medizinisches Fachpersonal ] (Arbeitskreis Notfallmedizin und Rettungswesen der Universität München)
* [http://www.zwai.net/pflege/Intensiv/Journal/Intensivpflege/CPR_-_Anwesende_Angehoerige  Köberich S, Anwesenheit von Angehörigen während einer kardiopulmonalen Reanimation, intensiv 2005; 13: 215-220]


{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}
{{Exzellent}}
[[Kategorie:Rettungsdienst]]
[[Kategorie:Erste Hilfe]]
[[Kategorie:Notfallmedizin]]
[[Kategorie:Intensivmedizin]]
[[Kategorie:Kardiologie]]
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[[bs:Kardiopulmonalna reanimacija]]
[[Kategorie:Samariter]]
[[ca:Reanimació cardiopulmonar]]
[[cs:Kardiopulmonální resuscitace]]
[[en:Cardiopulmonary resuscitation]]
[[es:Reanimación cardiopulmonar]]
[[fi:Painelu-puhalluselvytys]]
[[fr:Réanimation cardio-pulmonaire]]
[[he:החייאה]]
[[hr:Reanimatologija]]
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[[ja:心肺蘇生法]]
[[nl:Reanimatie]]
[[no:Hjerte-lunge-redning]]
[[pl:Resuscytacja krążeniowo-oddechowa]]
[[pt:Reanimação cardiorrespiratória]]
[[ru:Сердечно-лёгочная реанимация]]
[[simple:Resuscitation]]
[[sr:Кардиопулмонална реанимација]]
[[sv:Hjärt- och lungräddning]]
[[zh:心肺复苏术]]

Aktuelle Version vom 26. Februar 2023, 16:07 Uhr

Unter einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) oder Kardiopulmonalen Reanimation (CPR) versteht man das Durchführen von Massnahmen, die einen Atem- und Kreislaufstillstand beenden sollen. Dabei lassen sich Basismassnahmen (Teil der lebensrettenden Sofortmassnahmen) und erweiterten Massnahmen unterscheiden. Gelegentlich bezieht sich der Begriff auch nur auf die Basismassnahmen.

Basismassnahmen: Erkennen des Kreislaufstillstandes, Absetzen eines Notrufes, Freimachen der Atemwege, Beatmung des Patienten und Herzdruckmassage. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung der Versorgung lebenswichtiger Organe mit Sauerstoff.

Erweiterte Massnahmen: Werden von medizinischem Fachpersonal im Krankenhaus durchgeführt. Das Ziel ist die Wiederherstellung der Herztätigkeit und die Beendung des Kreislaufstillstand.

Erkennen eines Kreislaufstillstandes

Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden Bewusstsein und Atmung des Patienten überprüft. Der Helfer prüft die Reaktion des Patienten durch Ansprechen und Kneifen (Ohrläppchen, Oberarm oder ähnliches). Bei bewusstlosem Patienten wird sofort alarmiert.

Da bewusstlose Patienten leicht an der eigenen Zunge ersticken können, wird der Kopf des Patienten gestreckt (Lebensrettender Handgriff) und die Atmung geprüft (Atemgeräusch, Luftstrom aus der Nase und dem Mund, Bewegung des Bauches). Atmet der Patient nicht oder nur sehr schwach muss sofort mit der Beatmung und der Herzdruckmassage begonnen werden, ein atmender Patient wird in die stabile Seitenlage gebracht.

Basismassnahmen

Das Ziel der Basismassnahmen ist die Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des Patienten. Sie sollte die Zeit bis zum Eintreffen von Hilfe überbrücken, ohne dass lebenswichtige Organe(v.a. das Gehirn, das bereits nach wenigen Minuten unheilbar geschädigt wird) von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten werden. Versucht dies auch wenn ihr darin nicht geschult oder geübt seid. Es geht nicht mehr darum "Leben zu retten", es geht um "Wiederbelebung", ohne euern Versuch ist der Patient bereits tot. Ihr könnt in dieser Situation nichts verschlimmern. Auch wenn euch die Reanimation nicht gelingt: Ihr habt nichts falsch gemacht.

Die Basismassnahmen bestehen aus (30:2-Schema)

Herzdruckmassage (30x) – Beatmung (2x)


Früher wurde oft das 15:1-Schema gelehrt, bei Kindern auch 15:2, heute sollte aber nur noch 30:2 verwendet werden (ausser Kinder < 1 Jahr)

Die Basismaßnahmen können von einem oder zwei Helfern durchgeführt werden (bei zwei Helfern übernimmt einer die Herzdruckmassage und einer die Beatmung). Falls keine Beatmung möglich ist sollte die Herzdruckmassage alleine angewandt werden.

Mit den Basismaßnahmen muss fortgefahren werden, bis der Patient wieder von alleine atmet, Hilfe eintrifft oder die Helfer sich in Gefahr bringen (durch äussere Umstände oder Übermüdung). Über einen Abbruch kann nur ein Arzt entscheiden.

Freimachen der Atemwege

Atemwege zu.JPG Atemwege frei.JPG
verschlossene Atemwege freie Atemwege
Atemwege am Kopfschnittmodell, links vor, rechts nach Strecken des Kopfes

In normaler Kopfposition fällt einem liegenden Patienten die Zunge in den Hals und verstopft die Atemwege. Um eine Atmung oder Beatmung zu ermöglichen muss der Kopf gestreckt werden (Lebensrettender Handgriff).

Herzdruckmassage

Herzdruckmassage

Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das Brustbein in Richtung Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen in den Kreislauf gedrückt. In der folgenden Entlastungsphase füllt sich das Herz erneut mit Blut.

Als erstes wird der Patient flach auf eine harte Fläche gelegt und sein Brustkorb frei gemacht. Um den richtigen Druckbereich zu finden, wird zunächst mit den Zeigefingern das oberen und unteren Ende des Brustbeins ertastet und dieses dann in Drittel aufgeteilt. Der optimale Druckpunkt liegt im oberen Bereich des unteren Brustbeindrittels. Wird dieser Punkt verfehlt, ist die Herzdruckmassage weniger effektiv, aber dennoch hilfreich. Um das Vorgehen möglichst einfach zu machen, wird oft auch empfohlen, den Kreuzungspunkt einer zwischen den Brustwarzen gedachten Linie mit dem Brustbein als Druckpunkt zu wählen.

Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig herunter gedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt etwa vier bis fünf Zentimeter. Zwischen zwei Pumpstößen soll der Brustkorb komplett entlastet werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassage liegt bei gut 100 Kompressionen pro Minute. Die Frequenz entspricht ungefähr dem Rythmus der Lieder "Staying Alive", "Yellow Submarine", "Highway To Hell" oder "Atmenlos durch die Nacht".

Die richtige Körperhaltung erleichtert dem Helfer die Arbeit. Er kniet aufrecht neben dem Patienten, seine Schultern befinden sich senkrecht über dem Brustbein des Patienten. Der Helfer drückt rhythmisch mit dem Gewicht seines Oberkörpers, während seine Arme gestreckt und die Ellenbogen durchgedrückt sind.

Beatmung

Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt Mund-zu-Nase oder Mund-zu-Mund. In Europa ist die Mund-zu-Nase-Beatmung üblich. Der Kopf des Betroffenen wird gestreckt und der Mund (resp. die Nase bei der Mund-zu-Mund Beatmung) verschlossen. Der Helfer atmet normal ein und bläst dann langsam die Luft in die Nase (resp. Mund) des Patienten. Der Brustkorb sollte sich sichtbar heben. Die Beatmungsphase sollte etwa eine Sekunde betragen, die Beatmung wird sofort einmal wiederholt.

Besonderheiten bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; es gibt bei der Reanimation einige Besonderheiten zu beachten. Es wird zwischen Säuglingen (bis etwa 12 Monate) und Kindern (ab etwa 12 Monate bis zum Erreichen der Pubertät) unterschieden.

Da bei Kindern die Ursache für einen Kreislaufstillstand meist Atemnot ist und nicht wie bei Erwachsenen ein cardiogener Schock. Deshalb werden Kindern vor Beginn der Herzdruckmassage zunächst fünf Atemstöße gegeben. Zudem wird zur Beatmung speziell bei Säuglingen der Kopf kaum gestreckt, sondern nahezu in der Normalposition belassen. Die Beatmung erfolgt wegen der Körpergrösse der Patienten bei Neugeborenen und Säuglingen über Mund und Nase gleichzeitig (Mund zu Mund und Nase).

Zur Durchführung der Herzdruckmassage wird bei Kindern nur ein Handballen benutzt. Für Säuglinge verwendet man zwei Finger oder umfasst den Brustkorb mit beiden Händen und drückt ihn mit den Daumen ein (bei Zusammenarbeit von zwei Helfern). Die Drucktiefe sollte etwa 1/3 des Brustkorb Umfanges betragen. Die Abfolge nach den fünf Atemstößen beträgt – wie beim Erwachsenen – 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen.

Prinzipiell erfolgt die Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung wie beim Erwachsenen und wird lediglich dem Körperbau von Kindern und Säuglingen angepasst. Im Zweifelsfall ist nach dem Schema für Erwachsene zu verfahren, da das rechtzeitige Beginnen von Maßnahmen wichtiger ist als eine an das Alter angepasste Durchführung.

Bei Kinder und Säuglingen kann zudem eine leicht erhöhte Frequenz bei der Herzmassage (bis zu 120 Kompressionen pro Minute) angewendet werden.

Defibrilator

Im öffentlichen Raum (Bahnhöfe, Poststellen, Amtsgebäude, etc.) sind häufig Defilibratoren verfügbar. Wenn ein Defi zur Verfügung steht: Nutzt ihn!

siehe auch

Weblinks

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Samariter-Inhalte
(siehe auch: Kategorie Samariter)

Weiteres: Apotheke | Notfallblatt


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