Herz-Lungen-Wiederbelebung

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Unter einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) oder Kardiopulmonalen Reanimation (CPR) versteht man das Durchführen von Massnahmen, die einen Atem- und Kreislaufstillstand beenden sollen. Dabei lassen sich Basismassnahmen, die im Rahmen der lebensrettenden Sofortmaßnahmen durchgeführt werden, von erweiterten Massnahmen unterscheiden. Gelegentlich bezieht sich der Begriff auch nur auf die Basismassnahmen.

Basismassnahmen, die sowohl von Laien als auch von professionellen Helfern durchgeführt werden müssen, umfassen das Erkennen des Kreislaufstillstandes, Absetzen eines Notrufes, Freimachen der Atemwege, Beatmung des Patienten und die Durchführung einer Herzdruckmassage. Das Ziel dieser Massnahmen ist die Versorgung lebenswichtiger Organe mit Sauerstoff.

Erweiterte Maßnahmen, die von medizinischem Fachpersonal im Krankenhaus durchgeführt werden, haben zum Ziel, den Kreislaufstillstand zu beenden und eine regelmässige Herzaktion wiederherzustellen.

Erkennen eines Kreislaufstillstandes

Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden die Vitalfunktionen Bewusstsein und Atmung des Patienten überprüft. Unter Beachtung der eigenen Sicherheit prüft der Helfer die Reaktion des Patienten durch Ansprechen und Schütteln an der Schulter. Bei bewusstlosem Patienten wird ein Notruf abgesetzt oder veranlasst. Anschliessend wird der Kopf des Patienten durch den lebensrettenden Handgriff überstreckt, d. h. nach hinten geneigt und die Atemtätigkeit geprüft, indem auf das Atemgeräusch gehört wird, die Ausatemluft an der Wange gefühlt wird und die Atembewegungen des Brustkorbes beobachtet werden. Findet sich beim Patienten keine normale Atmung, beginnt der Ersthelfer mit den Basismassnahmen der Reanimation. Ein atmender Patient wird in die stabile Seitenlage gebracht.

Basismaßnahmen der Reanimation

Die Basismassnahmen, dienen der Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des Patienten mittels Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung oder Mund-zu-Nase-Beatmung. Sie sollen die Zeit bis zur Anwendung erweiterter Therapiemassnahmen überbrücken, ohne dass lebenswichtige Organe des Patienten irreversibel geschädigt werden. Dies betrifft vor allem das Gehirn, welches durch Sauerstoffmangel schon nach wenigen Minuten Schäden nimmt. Der durch die Basismassnahmen erzielbare Blutfluss entspricht etwa 30 % des gesunden Kreislaufes.

Die Abfolge nach der Feststellung eines Atem-Kreislaufstillstands (siehe oben) lautet wie folgt:

Herzdruckmassage (30x) – Freimachen der Atemwege und Beatmung (2x)

Die Basismassnahmen können von einem oder auch zwei Helfern durchgeführt werden. Das Verhältnis von Herzdruckmassage zu Beatmung ist davon unabhängig und wurde in den neuesten Empfehlungen auf 30 Herzdruckmassagen zu 2 Atemspenden geändert. Der Herzdruckmassage kommt ein höherer Stellenwert zu. Sie soll auch allein angewandt werden, wenn eine Beatmung nicht möglich ist.

Zu den Basismassnahmen zählt auch, mittels eines Notrufes unverzüglich den Rettungsdienst anzufordern. Dieser führt die Basismassnahmen auf dieselbe Art durch, allerdings mit einigen Ergänzungen.

Jeder, der eine reglose Person auffindet, ist verpflichtet, nach bestem Wissen unverzüglich mit lebensrettenden Sofortmassnahmen zu beginnen, da er sich ansonsten der unterlassenen Hilfeleistung schuldig macht. Ausnahmen sind Körper, welche bereits starke Anzeichen einer Verwesung aufweisen oder Verletzungen, die mit dem Leben unvereinbar sind. Einmal begonnen ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung ohne Unterbrechung bis zum Eintreffen von Hilfe fortzuführen, über einen Abbruch der Massnahmen entschiedet nur ein Arzt. Davon ausgenommen ist eine Unterbrechung der Maßnahmen aus gesundheitlicher Belastung.

Freimachen der Atemwege

   
verschlossene Atemwege freie Atemwege
Atemwege am Kopfschnittmodell, links vor, rechts nach Überstrecken des Kopfes

In neutraler Kopfposition fällt beim liegenden Patienten die Zunge in den Rachenraum zurück und verlegt die Atemwege. Um eine Atmung oder Beatmung zu ermöglichen muss daher der Kopf überstreckt werden.

Herzdruckmassage

 
Herzdruckmassage

Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das Brustbein in Richtung Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen in den Kreislauf ausgeworfen. In der Entlastungsphase füllt sich das Herz erneut mit Blut.

Als vorbereitende Massnahme wird der Patient flach in Rückenlage auf einer harten Fläche gelagert und sein Brustkorb frei gemacht. Um den richtigen Druckbereich zu finden, wird zunächst mit den Zeigefingern das oberen und unteren Ende des Brustbeins ertastet und dieses dann mit den Daumen grob geschätzt in Drittel aufgeteilt. Der optimale Druckpunkt liegt im oberen Bereich des unteren Brustbeindrittels. Wird über oder unter diesem Punkt angesetzt, ist die Herzdruckmassage zwar weniger effektiv, aber dennoch hilfreich. Um die Vorgaben möglichst einfach zu halten und so die Hemmschwelle beim Laienhelfer herabzusetzen, wird in den aktuellen Leitlinien empfohlen, den Kreuzungspunkt einer zwischen den Brustwarzen gedachten Linie mit dem Brustbein als Druckpunkt zu wählen.

Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig herunter gedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt etwa vier bis fünf Zentimeter. Zwischen zwei Pumpstössen soll der Brustkorb komplett entlastet werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassage liegt bei gut 100 Kompressionen pro Minute.

Die richtige Körperhaltung erleichtert dem Helfer die Arbeit. Er kniet aufrecht neben dem Patienten, seine Schultern befinden sich senkrecht über dem Brustbein des Patienten. Der Helfer drückt rhythmisch mit dem Gewicht seines Oberkörpers, während seine Arme gestreckt und die Ellenbogen durchgedrückt sind.

Beatmung

Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt als Mund-zu-Nase- oder Mund-zu-Mund-Beatmung. Üblich in Europa ist die Mund-zu-Nase-Beatmung, da diese sicherer durchführbar ist. Der Kopf des Betroffenen wird dabei überstreckt. Der Mund muss bei der Mund-zu-Nase-Beatmung, die Nase bei der Mund-zu-Mund-Beatmung verschlossen werden. Der Helfer atmet normal ein und bläst dann langsam Luft in Mund oder Nase des Patienten. Das Volumen ist richtig gewählt, wenn sich der Brustkorb sichtbar hebt. Die Beatmungsphase sollte etwa eine Sekunde betragen, die Beatmung wird sofort einmal wiederholt.

Besonderheiten bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; daher gilt es bei der Reanimation einige Besonderheiten zu beachten. Es wird zwischen Säuglingen (bis etwa 12 Monate) und älteren Kindern (ab etwa 12 Monate bis zum Erreichen der Pubertät) unterschieden.

Bei Kindern werden vor Beginn der Herzdruckmassage zunächst fünf initiale Atemhübe hintereinander gegeben. Als eine weitere Besonderheit wird zur Beatmung speziell bei Säuglingen der Kopf nicht überstreckt, sondern nahezu in der Neutralposition belassen. Die Beatmung erfolgt wegen der Körpergrösse der Patienten bei Neugeborenen und Säuglingen über Mund und Nase gleichzeitig (Mund zu Mund und Nase).

Zur Durchführung der Herzdruckmassage wird bei Kindern nur ein Handballen benutzt. Für Säuglinge verwendet man zwei Finger oder umfasst den Brustkorb mit beiden Händen und drückt ihn mit den Daumen ein (bei Zusammenarbeit von zwei Helfern). Die Drucktiefe sollte etwa 1/3 des Brustkorbumfanges betragen. Die Abfolge nach den fünf initialen Atemhüben beträgt für den Ersthelfer – wie beim Erwachsenen – 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen.

Prinzipiell erfolgt die Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung wie beim Erwachsenen und wird lediglich dem Körperbau von Kindern und Säuglingen angepasst. Im Zweifelsfall ist nach dem Schema für Erwachsene zu verfahren, da, wie die Richtlinien ausdrücklich betonen, das zeitige Beginnen von Massnahmen wichtiger ist als eine an das Alter angepasste Durchführung.


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