Dechiffrieren: Unterschied zwischen den Versionen

Aktuelle Version vom 15. April 2023, 00:57 Uhr

Um eine verschlüsselte Botschaft ohne Schlüssel entziffern zu können braucht man folgendes:

möglichst viel verschlüsselten Text
Fantasie
Zeit und Geduld
Glück

Bedenke folgendes

Hat die verschlüsselte Botschaft wirklich den Zweck nicht von dir gelesen werden zu können, oder ist die Botschaft Teil eines Rätsels oder Spiels?

Im zweiten Fall wird die Verschlüsselung eine eher einfache sein.

Vorgehen bei einfachen Verschlüsselungen

Guck dir den Geheimtext an ohne ihn gleich entschlüsseln zu wollen.
- Besteht der Text aus Zeichen die nicht Bestandteil unseres Alphabets sind?
  - Nur 2 verschiedene Zeichen?
    - Versuch es mit dem Morse-Code
  - Vierecke die zum Teil auf eine oder zwei Seiten offen sind? Zum Teil Punkte in den Vierecken?
    - Versuch es mit der Freimaurer-Chiffre
- Wie ist der Text aufgeschrieben?
  - Auf einem Papierstreifen? Kringelt sich dieser leicht? Sind die Buchstaben kursiv geschrieben? Du darfst von einer Stabverschlüsselung ausgehen. Wickle den Streifen um verschieden dicke Stäbe (Besenstiel etc.) und guck ob die Botschaft lesbar wird.
  - In Einzelbuchstaben statt Wörtern mit Lücken? Hat er eine Länge von 16, 25 oder 36 Zeichen? Du darfst einen "Textdreher" in einem Quadrat 4x4, 5x5, 6x6 vermuten.
- Enthält der Geheimtext Lücken zwischen den Worten? Enthält der Geheimtext Satzzeichen?
  - Enthält der Text Satzzeichen und Lücken zwischen Wörtern, dann konzentriere dich auf das erste Wort nach dem Punkt. Besteht dieses aus 3 Zeichen dann beginnt es bei deutschen Texten gerne mit einem "D" (der, die, das).
    - Beginnt diese Gruppe von 3 Buchstaben häufig mit demselben Geheimtextbuchstaben, dann dürfte es eine Cäsar-Verschlüsselung sein. Um wie viele Stellen ist diese verschoben? Prüfe ob andere kurze Worte mit derselben Verschiebung sinnvoll entschlüsselt sind.
- Ist der Geheimtext wie ein normaler Brief formatiert? Enthält er eine verschlüsselte Anrede oder eine Grussformel?
  - Du hast einen "Crib". Cribs sind häufige Redewendungen und vor allem gerne verwendete Anreden und Grussformeln. Es hilft Absender, Empfänger und Kontext der Botschaft zu kennen.
Ohne Satzzeichen und Lücken musst du direkt die Häufigkeitsanalyse anwenden. In jeder Sprache kommen bestimmte Buchtaben häufiger vor als andere. Im deutschen sind z.B. die Buchstaben "e" und "n" weitaus häufiger als die Buchstaben "y" oder "q".
- Zahle die Häufigkeit einzelner Buchstaben im Text. Ist der Text lange genug, entspricht der häufigste Buchstabe einem "e" und der zweithäufigste ein "n". Prüfe anhand der Zuweisung on es sich um eine einfache Cäsar-Verschiebung handelt.

Vorgehen bei komplexeren Verschlüsselungen

Suche nach "Cribs". Cribs sind häufige Redewendungen und vor allem gerne verwendete Anreden und Grussformeln. Es hilft Absender, Empfänger und Kontext der Botschaft zu kennen.
- Bist du sicher, dass ein längeres Wort (Crib) ganz bestimmt im Text enthalten ist? Verschiebe dieses Wort entlang des Textes bis KEIN Buchstabe des gesuchten Wortes mit dem Geheimtext identisch ist. Viele Verschlüsselungen haben die Eigenschaft nie einen Buchstaben mit sich selbst zu verschlüsseln.
- Versuche anhand der entdeckten Stelle, an welcher der Crib stehen könnte, die Länge der Schlüsselwiederholung zu erkennen. (In welcher Kadenz wiederholt sich der Schlüssel?)
  - Kannst du die Wiederholung erkennen, dann wende wiederum die Häufigkeitsanalyse an.
  - Nutze den Computer.

Unnützens Zusatzwissen

"Cribs" in deutschen Meldungen, der Fehler NIE einen Buchstaben mit sich selbst zu verschlüsseln und die Analyse des Funkverkehrs (wer setzt wann wie viele Meldungen ab?) boten die ersten Angriffspunkte bei der Entschlüsselung der deutschen ENIGMA. So waren z.B. die morgendlichen Wettermeldungen mit ihren vorhersehbaren Cribs ein beliebter Angriffspunkt für die Erkennung des verwendeten Tagesschlüssels.

Interessiert dich das Thema? Die Wikipedia weiss mehr.

siehe auch

Weblinks

CrypTool: Ein Freeware- und Open-Source-Tool zum praktischen Ver- und Entschlüsseln, aber auch zum Lernen

Übermittlung-Inhalte
(siehe auch: Kategorie Übermittlung)

Übermittlungsanlässe: JOTA (Jamboree on the air) | JOTI (Jamboree on the Internet)

Übermittlung: Chiffrieren | Dechiffrieren | Geheimtinte | Morsen | Semaphor

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-Um eine [[chiffrieren|verschlüsselte]] Botschaft ohne Schlssel entziffern zu könne braucht man folgendes:
+Um eine [[chiffrieren|verschlüsselte]] Botschaft ohne Schlüssel entziffern zu können braucht man folgendes:
 * möglichst viel verschlüsselten Text
-* viel Zeit und Geduld
+* Fantasie
-* etwas Glück
+* Zeit und Geduld
+* Glück
-==Vorgehen==
+== Bedenke folgendes ==
-Zuerst klärt man ab ober der Text ganz einfach verschlüsselt ist. Ist er das nicht, so erstellt man eine Statistik, welcher Buchstabe wie oft vorkommt, diese vergleicht man mit der Tabelle welcher Buchstabe wie oft vorkommt. So kann man erkennen ob [http://de.wikipedia.org/wiki/Polyalphabetische_Substitution#Caesar-Verschl.C3.BCsselung_mit_fortschreitendem_Index Caesar]-Verschlüsselung zum Einsatz gekommen ist, und wie man verschieben muss. Falls Caesar aber nicht weiterhilft, werden die Textzeichen mit den Buchstaben, die gleich häufig sind, ersetzt, dies hilft bei langen Texten sehr viel, aber bei kurzen umso weniger. Um die Fehler darin zu finden, kann man in kurzen Wörtern und häufigen Anfängs- uns Schlussfloskeln nach Hinweisen suchen, denn oft fangen Briefe mit 'Hallo' an und enden mit 'viele Grüsse'. Dann bleibt nur noch ausprobieren oder auf andere Verschlüsselungen zu testen.
+Hat die verschlüsselte Botschaft wirklich den Zweck nicht von dir gelesen werden zu können, oder ist die Botschaft Teil eines Rätsels oder Spiels?
-Für schwierige Entschlüsselungen kann man einen Computer zuhilfe nehmen, das erspart einem viel Arbeit, die Voraussetzung ist aber, dass die verschlüsselte Botschaft in Buchstaben oder Zahlen ist, oder darin übersetzt werden kann.
+Im zweiten Fall wird die Verschlüsselung eine eher einfache sein.
+==Vorgehen bei einfachen Verschlüsselungen==
+* Guck dir den Geheimtext an ohne ihn gleich entschlüsseln zu wollen.
+** Besteht der Text aus Zeichen die nicht Bestandteil unseres Alphabets sind?
+*** Nur 2 verschiedene Zeichen?
+**** Versuch es mit dem [[Morsen|Morse-Code]]
+*** Vierecke die zum Teil auf eine oder zwei Seiten offen sind? Zum Teil Punkte in den Vierecken?
+**** Versuch es mit der Freimaurer-Chiffre
+** Wie ist der Text aufgeschrieben?
+*** Auf einem Papierstreifen? Kringelt sich dieser leicht? Sind die Buchstaben ''kursiv'' geschrieben?  Du darfst von einer Stabverschlüsselung ausgehen. Wickle den Streifen um verschieden dicke Stäbe (Besenstiel etc.) und guck ob die Botschaft lesbar wird.
+*** In Einzelbuchstaben statt Wörtern mit Lücken? Hat er eine Länge von 16, 25 oder 36 Zeichen? Du darfst einen "Textdreher" in einem Quadrat 4x4, 5x5, 6x6 vermuten.
+** Enthält der Geheimtext Lücken zwischen den Worten? Enthält der Geheimtext Satzzeichen?
+*** Enthält der Text Satzzeichen und Lücken zwischen Wörtern, dann konzentriere dich auf das erste Wort nach dem Punkt.  Besteht dieses aus 3 Zeichen dann beginnt es bei deutschen Texten gerne mit einem "D" (der, die, das).
+**** Beginnt diese Gruppe von 3 Buchstaben häufig mit demselben Geheimtextbuchstaben, dann dürfte es eine Cäsar-Verschlüsselung sein. Um wie viele Stellen ist diese verschoben? Prüfe ob andere kurze Worte mit derselben Verschiebung sinnvoll entschlüsselt sind.
+** Ist der Geheimtext wie ein normaler Brief formatiert? Enthält er eine verschlüsselte Anrede oder eine Grussformel?
+*** Du hast einen "Crib". Cribs sind häufige Redewendungen und vor allem gerne verwendete Anreden und Grussformeln. Es hilft Absender, Empfänger und Kontext der Botschaft zu kennen.
+* Ohne Satzzeichen und Lücken musst du direkt die Häufigkeitsanalyse anwenden. In jeder Sprache kommen bestimmte Buchtaben häufiger vor als andere. Im deutschen sind z.B. die Buchstaben "e" und "n" weitaus häufiger als die Buchstaben "y" oder "q".
+** Zahle die Häufigkeit einzelner Buchstaben im Text. Ist der Text lange genug, entspricht der häufigste Buchstabe einem "e" und der zweithäufigste ein "n". Prüfe anhand der Zuweisung on es sich um eine einfache Cäsar-Verschiebung handelt.
+== Vorgehen bei komplexeren Verschlüsselungen ==
+* Suche nach "Cribs". Cribs sind häufige Redewendungen und vor allem gerne verwendete Anreden und Grussformeln. Es hilft Absender, Empfänger und Kontext der Botschaft zu kennen.
+** Bist du sicher, dass ein längeres Wort (Crib) ganz bestimmt im Text enthalten ist? Verschiebe dieses Wort entlang des Textes bis KEIN Buchstabe des gesuchten Wortes mit dem Geheimtext identisch ist. Viele Verschlüsselungen haben die Eigenschaft nie einen Buchstaben mit sich selbst zu verschlüsseln.
+** Versuche anhand der entdeckten Stelle, an welcher der Crib stehen könnte, die Länge der Schlüsselwiederholung zu erkennen. (In welcher Kadenz wiederholt sich der Schlüssel?)
+*** Kannst du die Wiederholung erkennen, dann wende wiederum die Häufigkeitsanalyse an.
+*** Nutze den Computer.
+== Unnützens Zusatzwissen ==
+"Cribs" in deutschen Meldungen, der Fehler NIE einen Buchstaben mit sich selbst zu verschlüsseln und die Analyse des Funkverkehrs (wer setzt wann wie viele Meldungen ab?) boten die ersten Angriffspunkte bei der Entschlüsselung der deutschen ENIGMA. So waren z.B. die morgendlichen Wettermeldungen mit ihren vorhersehbaren Cribs ein beliebter Angriffspunkt für die Erkennung des verwendeten Tagesschlüssels.
+Interessiert dich das Thema? Die [[wp-de:Enigma_(Maschine)#Entzifferung|Wikipedia]] weiss mehr.
 ==siehe auch==