Stabile Seitenlage

Aus Pfadiwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Dieser Artikel wurde importiert aus {{{Quelle}}} und muss noch Pfadiwikifiziert werden. Du kannst helfen diesen Artikel anzupassen.

Stabile Seitenlage in einer Variante der vereinfachten Form

Die stabile Seitenlage ist die Standardlagerung einer selbstständig atmenden bewusstseinsgetrübten oder bewusstlosen Person im Rahmen der lebensrettenden Sofortmaßnahmen. Während durch den lebensrettenden Handgriff zunächst die Atemwege frei gemacht werden, dient die stabile Seitenlage darüber hinaus dem Zweck, eine versehentliche Einatmung von Flüssigkeit und Feststoffen, wie Speichel, Blut und Erbrochenem, zu verhindern. Dieser Aspekt ist wesentlich, da Bewusstseinsgestörte sich häufig unbemerkt erbrechen und infolge dessen oft an ihrem Erbrochenen ersticken.

Anwendung

Eine reglose Person wird zunächst auf dem Rücken gelagert, um Bewusstsein und Atmung zu überprüfen (Diagnostischer Block), weswegen dies meist die Ausgangsposition für weitere Maßnahmen ist. Wenn der Betroffene trotz gestörten Bewusstseins selbstständig atmet, wird er in die stabile Seitenlage verbracht. Zum Schutz gegen Witterungseinflüsse wird er danach vorzugsweise in eine Rettungsdecke eingewickelt, um Auskühlung beziehungsweise Überhitzung zu vermeiden. Bis zum Eintreffen des per Notruf alarmierten Rettungsdienstes wird der Betroffene ständig überwacht. So können bei einer Verschlechterung des Zustandes rechtzeitig weitere Maßnahmen eingeleitet und erwachende Betroffene beruhigt werden. Die stabile Seitenlage wird vornehmlich von Laienhelfern angewendet, da Fachpersonen die Sicherung der Atemwege besser durch Einsetzen eines Endotrachealtubus erreichen können.

Durchführung der stabilen Seitenlagerung in der klassische Variante

Aus einer Position seitlich des auf dem Rücken liegenden wird das Becken auf der dem Helfer zugewandten Seite des Betroffenen angehoben und dessen gestreckter Arm unter seinen Rücken geschoben. So stört er nicht beim anschließenden Drehen und kann danach gegen Zurückfallen in die Rückenlage absichern helfen. Wird der Arm nur unvollständig gestreckt, kann es beim Drehen zu Verletzungen des Ellbogengelenks kommen. Der andere Arm wird über die Brust gelegt, damit er beim Drehen nicht zurück bleibt. Das dem Helfer nahe Bein wird, entsprechend der angestrebten Lage zum Ende des Vorgangs, angewinkelt und kann so späterhin ein Weiterfallen in die Bauchlage verhindern.

Schonende Variante des Drehens in die stabile Seitenlage durch mehrere Helfer

Anschließend wird durch gleichmäßigen Zug an Schulter und Becken der gegenüberliegenden Seite in Richtung des Helfers eine Drehung des Körpers um die Längsachse in eine seitliche Position erreicht. Besonders bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen wird der Kopf dabei vorzugsweise von einem zweiten Helfer unter leichtem Zug in Verlängerung der Längsachse im gleichen Tempo vorsichtig mitgedreht, wodurch die Gefahr weiterer Schäden minimiert wird. Sind mehrere Helfer anwesend, kann der Körper nach Absprache zudem besonders schonend gemeinschaftlich gedreht werden. Bei einem bereits in Bauchlage befindlichen Betroffenen hingegen braucht lediglich das Becken auf der dem Gesicht des Betroffenen zugewandten Seite angehoben und das unten liegende Bein am Kniegelenk nach vorne gezogen zu werden, um diese Position zu erreichen.

Als wesentlicher Bestandteil der stabilen Seitenlage zeigt nun die Mundöffnung bereits nach unten, wodurch Speichel und Erbrochenes leicht aus der Mundhöhle abfließen können und ein versehentliches Einatmen weitestgehend verhindert wird. Zur weiteren Sicherung der freien Atmung wird der Kopf in dieser Position wieder überstreckt und eine Hand unterhalb des Kinns positioniert, um diese Stellung des Kopfes zu fixieren. Als letztes wird der hinter dem Rücken liegende Arm in Richtung Hinterkopf hochgezogen und angewinkelt, um eine Zurückrollen in die Rückenlage zu verhindern. Befindet sich der Betroffene im Schock kann es – je nach Zustand des Betroffenen – sinnvoll sein, zusätzlich eine von den Füßen zum Kopf hin abfallende Schräglagerung (Schocklage) vorzunehmen. So kann das der Schwerkraft folgende Blut aus den Beinen für den zentralen Kreislauf zur Versorgung der lebenswichtigen inneren Organe und des Gehirns mit Sauerstoff genutzt werden.

Wenn der Betroffene ungewöhnlicher Weise länger als eine halbe Stunde in der stabilen Seitenlage verbleibt, wird die Blutzirkulation in den untenliegenden Anteilen des Körpers durch das auf ihnen lastende Körpereigengewicht zunehmend behindert. Sofern keine wesentlichen Gründe dagegensprechen, ist in diesen Fällen eine Umbettung auf die andere Körperseite vorteilhaft.

Vergleich mit der seit 2006 gelehrten, vereinfachten Variante

Seit August 2006 wird von Hilfsorganisationen eine vereinfachte stabile Seitenlage nach dem Schema der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe gelehrt. Diese Variante ist weniger schonend und weniger stabil, dafür aber leichter zu erlernen und zu erinnern. Diese Version der stabilen Seitenlage wurde ehedem bereits in einigen anderen Ländern und in Armeen der NATO (NATO-Lage) gelehrt.

Bei Anwendung der Vorgaben zur vereinfachten Variante der stabilen Seitenlage wird der dem Helfer nahe Arm nicht mehr unter den Rücken geschoben, sondern mit nach oben zeigender Handfläche neben dem Kopf des Betroffenen gezogen, damit er beim anschließenden Drehen nicht unter dem Brustkorb eingeklemmt wird. Der andere Arm wird, ähnlich dem Vorgehen bei der klassischen Variante, über die Brust gezogen und der Handrücken an die helfernahe Wange angelegt, wo er im weiteren gehalten wird. Als eine zweite wesentliche Neuerung umfasst der Helfer nunmehr mit seiner freien Hand nicht mehr die Hüfte, sondern das Bein der gegenüberliegenden Seite – etwa in Höhe des Knies – und zieht den gesamten Körper alleine daran zu sich herüber, um eine seitliche Lagerung zu erreichen. Dies hat den Vorteil, das auch körperlich eher schwache Personen den Betroffenen gut drehen können. Bei dergestaltigem Vorgehen wir aber die Wirbelsäule des Betroffenen verdreht, da der Oberkörper nur indirekt und daher mit Verzögerung herübergezogen wird. Die so erreichte Lagerung ihrerseits ist aus mehreren Gründen weniger stabil: Da das obere Bein angewinkelt und das untere gestreckt ist, rutscht der Betroffene sehr leicht in eine Bauchlage, kann dafür aber zumindest nicht wieder auf den Rücken rollen. Dieser Umstand ist beabsichtigt, da ein Zurückrollen in die Rückenlage nicht mehr durch einen hinter dem Rücken angewinkelten Arm verhindert werden kann, wie dies in der klassischen Variante der Fall ist. Im Gegensatz zur hinnehmbaren Bauchlage würde aber bei Rückenlage der Zungengrund des Bewusstlosen, der Schwerkraft folgend, schlaff in den Rachenraum sacken, dabei die Atemwege verlegen (Glossoptose) und so leicht zum Tod durch Erstickung führen. Im Gegenzug kann der Betroffene im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes aus dieser Lage heraus schneller auf den Rücken gerdeht werden, um mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen, als bei der klassischen Lagerung. Anfangs wurde auch befürchtet, die durch Zug am Oberschenkel ausgelöste Hebelwirkung könne zu Verletzungen führen, was sich in der Praxis aber nicht bestätigt hat.

Aus medizinischer Sicht stellen die Vereinfachungen in der Summe eine Verschlechterung dar. Diese Variante wird aber trotzdem in der Breitenausbildung einheitlich gelehrt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war letztlich die Annahme, Laienhelfer würden sich die vereinfachte Stabile Seitenlage in der praktischen Anwendung eher zutrauen und nicht, aus Angst davor Fehler zu machen, in Untätigkeit verharren.

Besonderheiten

Die stabile Seitenlage wird auch bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen angewendet, da die Gefahr des Erstickungstodes durch ein mögliches Verlegen der Atemwege höher bewertet wird als die Gefahr weiterer Wirbelsäulenschäden.

Weist der Betroffene eine Verletzung im Bereich des Brustkorbs oder der Lunge auf, wird er auf die verletzte Seite gedreht, damit die dann oben liegende, unbeeinträchtigte Lungenhälfte sich während der Einatmung frei entfalten kann und eventuelle Blutungen abgedrückt werden.

Schwangere Frauen werden tendenziell auf der linken Seite gelagert, da so der gemeinsame Kreislauf von Mutter und Fetus am Besten entlastet werden kann (siehe Vena-cava-Kompressionssyndrom).

Weblinks

Vorlage:Navigationsleiste Erste Hilfe


Wichtiger Hinweis für Beiträge im Bereich Gesundheit


Informationen aus dem Pfadiwiki sollten niemals als alleinige Quelle für gesundheitsbezogene Entscheidungen verwendet werden. Bei gesundheitlichen Beschwerden muss ein Arzt oder Apotheker aufgesucht werden.

Die Artikel des Pfadiwikis werden offen und ohne direkte redaktionelle Begleitung und Kontrolle bereitgestellt. Auch wenn fast alle Teilnehmer ständig an ihrer Verbesserung arbeiten, können Beiträge falsch sein und möglicherweise sogar gesundheitsgefährdende Empfehlungen enthalten.

Nehme niemals Medikamente (Heilkräuter eingeschlossen) ohne Absprache mit Arzt oder Apotheker ein!