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Lagerfeuer: Unterschied zwischen den Versionen

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==Anforderungen an die Feuerstelle==
==Anforderungen an die Feuerstelle==
Bevor man überhaupt Feuer machen darf, braucht man erst einmal eine (möglichst schriftliche) Genehmigung des Försters, Besitzers oder Pächters. Ein behördliches Feuerverbot, z.B. bei extremer Trockenheit und Waldbrandgefahr, steht über der Genehmigung des Besitzers, und muß auf jeden Fall berücksichtigt werden.
Bevor man überhaupt Feuer machen darf, braucht man erst einmal eine (möglichst schriftliche) Genehmigung des Försters, Besitzers oder Pächters. Beachte Feuerverbote konsequent! Ein behördliches Feuerverbot, z.B. bei extremer Trockenheit und Waldbrandgefahr, steht über der Genehmigung des Besitzers, und muß auf jeden Fall berücksichtigt werden.


Hat man diese, so sucht man sich einen günstigen Platz für eine Feuerstelle aus, soweit noch keine vorhanden ist. Man sollte hierbei einen sinnvollen Sicherheitsabstand (etwa 50 Meter; manche lokale Behörden schreiben einen verbindlichen Abstand bis zu 200m vor) zu feuergefährdetem Gebiet (Wald, Gebüsch, Getreidefeld, ...) einhalten. Wegen des Funkenflugs soll der Abstand zu feuergefährdetem Gebiet in Windrichtung noch größer sein.
Hat man diese, so sucht man sich einen günstigen Platz für eine Feuerstelle aus, soweit noch keine vorhanden ist. Man sollte hierbei einen sinnvollen Sicherheitsabstand (etwa 50 Meter; manche lokale Behörden schreiben einen verbindlichen Abstand bis zu 200m vor) zu feuergefährdetem Gebiet (Wald, Gebüsch, Getreidefeld, ...) einhalten. Wegen des Funkenflugs soll der Abstand zu feuergefährdetem Gebiet in Windrichtung noch größer sein.
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Unterschiedliche Holzarten haben unterschiedliches Brennverhalten. So kann man schon beim Sammeln auf den späteren Zweck des Feuers eingehen.
Unterschiedliche Holzarten haben unterschiedliches Brennverhalten. So kann man schon beim Sammeln auf den späteren Zweck des Feuers eingehen.
So sind z.B. Birke, Hasel, [[Fichte]], [[Kiefer]] und Lärche leichtbrennbare Hölzer, welche nur wenig Glut bilden. Buche, Eiche, Esche und Ahorn hingegen brennen langsam, bilden aber viel Glut (vgl. [[Holz#Holz_als_Brennstoff| Holz als Brennstoff]]).
So sind z.B. Birke, Hasel, [[Fichte]], [[Kiefer]] und Lärche leichtbrennbare Hölzer, welche nur wenig Glut bilden. Buche, Eiche, Esche und Ahorn hingegen brennen langsam, bilden aber viel Glut (vgl. [[Holz#Holz_als_Brennstoff| Holz als Brennstoff]]).
Feuer aus Nadelhölzern (Kiefer, Fichte, Tanne, u.s.w.) neigen wegen des hohen Harzgehaltes zum "springen". Das heisst glühende Holzstückchen fliegen teilweise meterweit aus dem Feuer heraus. Das kann große Brandlöcher in Schlafsäcke und Isomatten zur Folge haben (also niemals neben einem unbewachten Feuer aus Nadelhölzern schlafen), oder brennbaren Untergrund um die Feuerstelle herum in Brand setzen.
Feuer aus Nadelhölzern (Kiefer, Fichte, Tanne, u.s.w.) neigen wegen des hohen Harzgehaltes zum "springen". Das heisst glühende Holzstückchen fliegen teilweise meterweit aus dem Feuer heraus. Das kann große Brandlöcher in Schlafsäcke und Isomatten zur Folge haben (also niemals neben einem unbewachten Feuer aus Nadelhölzern schlafen), oder brennbaren Untergrund um die Feuerstelle herum in Brand setzen.


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===Balkenfeuer===
===Balkenfeuer===
Wärmefeuer, brennt bis 10 Stunden kräftige Hitze
Wärmefeuer, brennt bis 10 Stunden kräftige Hitze
==Entzünden eines Feuers==
==Entzünden eines Feuers==
Um ein Feuer zu entzünden wird ein glühender Funke, ein Glutrest oder eine Flamme benötigt. Streichhölzer und Feuerzeuge erzeugen direkt eine Flamme und erleichtern das entzünden eines Feuers. Beim Funken muss zuerst eine Glut und danach eine Flamme erzeugt werden. Mehr dazu im Abschnitt "Entzünden ohne Streichholz".
Um ein Feuer zu entzünden wird ein glühender Funke, ein Glutrest oder eine Flamme benötigt. Streichhölzer und Feuerzeuge erzeugen direkt eine Flamme und erleichtern das Entzünden eines Feuers. Beim Funken muss zuerst eine Glut und danach eine Flamme erzeugt werden. Mehr dazu im Abschnitt "Entzünden ohne Streichholz".


Für den Schritt "von Flamme zu Feuer" wird viel trockenes und gut brennbares Material als Feuerstarter benötigt. Dies ist vor allem bei Regen ein Problem, lässt sich aber leicht lösen wenn man das Material nicht direkt auf dem Boden sucht. Ein Messer hilft um Spähne aus dem trockene Inneren eines Astes zu schneiden.  
Für den Schritt "von Flamme zu Feuer" wird viel trockenes und gut brennbares Material als Feuerstarter benötigt. Dies ist vor allem bei Regen ein Problem, lässt sich aber leicht lösen wenn man das Material nicht direkt auf dem Boden sucht. Ein Messer hilft um Spähne aus dem trockene Inneren eines Astes zu schneiden.  
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Für Papier finden sich meist bessere Verwendungszwecke als den des "Feuerstarters". Verzichen sollte man unbedingt auf brennbare Flüssigkeiten wie Benzin, Brennsprit oder Petrol. Diese können Stichflammen verursachen.   
Für Papier finden sich meist bessere Verwendungszwecke als den des "Feuerstarters". Verzichen sollte man unbedingt auf brennbare Flüssigkeiten wie Benzin, Brennsprit oder Petrol. Diese können Stichflammen verursachen.   


Hat man den Schritt "von Flamme zu Feuer" gut vorbereitet reicht meist ein einziges Streichholz. In der "Buebepfadi", vor der Fusion mit der "Meitlipfadi" in den 1980ern, war das Entzünden eines Feuers mit maximal 3 Streichhölzern eine beliebte Aufgabe für die "Jungpfadfinderprüfung", dem damaligen "Step 1".   
Hat man den Schritt "von Flamme zu Feuer" gut vorbereitet, reicht meist ein einziges Streichholz.  
 
Früher in der "Buebepfadi", vor der Fusion mit der "Meitlipfadi" in den 1980ern, war das Entzünden eines Feuers mit maximal 3 Streichhölzern eine beliebte Aufgabe für die "Jungpfadfinderprüfung", dem damaligen "Step 1".   


==Entzünden eines Feuers ohne Streichhölzer==
==Entzünden eines Feuers ohne Streichhölzer==
Ohne Streichhölzer oder Feuerzeug, d.h. "ohne Flamme" müssen zuerst die Schritte "vom Funken über die Glut zur Flamme" gemeister werden.  
Ohne Streichhölzer oder Feuerzeug, d.h. "ohne Flamme" müssen zuerst die Schritte "vom Funken über die Glut zur Flamme" gemeistert werden. Diese Schritte erfordern ungleich mehr Vorbereitung und Übung.  
Diese Schritte erfordern ungleich mehr Vorbereitung und Übung.  


Für alle diese Methoden ist "Zunder" notwendig. "Zunder" ist Material das einen Funken leicht aufnimmt und zu glimmen beginnt. Zunder muss nicht "entflammbar" sein, er muss aber leicht zum glimmen gebracht werden können. Mit dieser kleinen Glut und viel "blasen" kann danach ein Feuerstarter entflammt werden. Selbstverständlich muss auch Zunder trocken sein. Zunder hat man vorbereitet und führt ihn mit sich. In der Natur trockenen geeigneten Zunder zu finden, ist gerade dann wenn man ihn braucht sehr schwierig.
Für alle diese Methoden ist "Zunder" notwendig. "Zunder" ist Material das einen Funken leicht aufnimmt und zu glimmen beginnt. Zunder muss nicht "entflammbar" sein, er muss aber leicht zum glimmen gebracht werden können. Mit dieser kleinen Glut und viel "blasen" kann danach ein Feuerstarter entflammt werden. Selbstverständlich muss auch Zunder trocken sein. Zunder führt man vorbereitet mit sich. In der Natur trockenen geeigneten Zunder zu finden, ist gerade dann wenn man ihn braucht sehr schwierig.


Als Zunder sehr gut geeignet sind die folgenden Materialien:
Als Zunder sehr gut geeignet sind die folgenden Materialien:
* verkohlte Baumwolle ("charred cloth"), einfach aus alten Kleidungsstücken herzustellen
* verkohlte Baumwolle ("[[Charred Cloth|charred cloth]]"), einfach aus alten Kleidungsstücken herzustellen, aus diesem Gund in einem eigenen Artikel beschrieben.
* Zunderschwamm, sofern korrekt dafür vorbereitet (beliebt seit der Steinzeit), deutlich schwerer herzustellen
* Zunderschwamm, sofern korrekt dafür vorbereitet (beliebt seit der Steinzeit), deutlich schwerer herzustellen
* Holzkohlenstücke oder grober Holzkohlenstaub
* Holzkohlenstücke oder grober Holzkohlenstaub
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=== Feuerschlagen ===
=== Feuerschlagen ===
Das "Feuerschlagen" war bei uns von der Steinzeit bis ins frühe 20ste Jahrhundert eine verbreitete Technik. Beim Feuerschlagen wird ein Stück Feuerstein (Silex) gegen ein Stück Pyrit oder Markasit (eisenhaltige Mineralien) geschlagen. Der entstehende Funke wird mit dem Zunder aufgefangen.  
Das "Feuerschlagen" war bei uns von der Steinzeit bis ins frühe 20ste Jahrhundert eine verbreitete Technik. Beim Feuerschlagen wird ein Stück Feuerstein (Silex) gegen ein Stück Pyrit oder Markasit (eisenhaltige Mineralien) geschlagen. Der entstehende Funke wird mit dem Zunder aufgefangen. Ab der Eisenzeit wurde Feuerstein und Stahl mit hohem Anteil an Kohlenstoff verwendet (Feuereisen). Mit wenig Übung ist Feuerschlagen einfacher als Feuerbohren, die Hilfsmittel müssen aber vorhanden sein, sie finden sich nicht "einfach so" in der Natur.
Ab der Eisenzeit wurde Feuerstein und Stahl mit hohem Anteil an Kohlenstoff verwendet (Feuereisen). Mit wenig Übung ist Feuerschlagen einfacher als Feuerbohren, die Hilfsmittel müssen aber vorhanden sein, sie finden sich nicht "einfach so" in der Natur.


Moderne Hilfsmittel zu Feuerschlagen, wie der Magnesiumstahlstift, sind gängige Outdoorprodukte und zum Teil im Griff von Outdoormessern enthalten.
Moderne Hilfsmittel zum Feuerschlagen, wie der Magnesiumstahlstift, sind gängige Outdoorprodukte und zum Teil im Griff von Outdoormessern enthalten. Der Magnesiumstahlstift wird mit dem Messerrücken und nicht mit der Klinge gerieben.


=== Feuerbohren ===
=== Feuerbohren ===
Feuerbohren und Feuerreiben waren z.B. in Polynesien üblich. Man braucht dazu einen flachen Stein, der eine Kule in der Mitte haben sollte. Dann braucht ihr einen etwas dickeren geraden Stock aus Hartholz. Ihr legt den Zunder in die Kule und setzt das eine Ende des Stockes darauf. Nun dreht ihr den Stock sehr schnell, indem ihr eure Händen mit ihm dazwischen hin und her reibt. Eine weitaus effektivere Methode ist die Benutzung eines Bogens als Antrieb. (Siehe Bild) Wichtig ist, das ihr mit etwas Druck nach unten dreht, so dass genügend Reibung vorhanden ist. Sobald es anfängt zu glimmen, vorsichtig etwas pusten und den Zunder zunm glimmen bringenb.
Feuerbohren und Feuerreiben waren z.B. in Polynesien üblich. Man braucht dazu einen flachen Stein, der eine Kule in der Mitte haben sollte. Dann braucht ihr einen etwas dickeren geraden Stock aus Hartholz. Ihr legt den Zunder in die Kule und setzt das eine Ende des Stockes darauf. Nun dreht ihr den Stock sehr schnell, indem ihr eure Händen mit ihm dazwischen hin und her reibt. Eine weitaus effektivere Methode ist die Benutzung eines Bogens als Antrieb. Wichtig ist, das ihr mit etwas Druck nach unten dreht, so dass genügend Reibung vorhanden ist. Sobald es anfängt zu glimmen, vorsichtig etwas pusten und den Zunder zunm glimmen bringen.
 
==Sicherheitshinweise==
==Sicherheitshinweise==
Besonders bei einer größeren Zahl von Anwesenden an einem Lagerfeuer, sollte immer sichergestellt sein, dass ausreichendes Löschwasser in nächster Nähe ist, so dass im Falle eines Unfalls das Feuer schnell gelöscht ist.
Besonders bei einer größeren Zahl von Anwesenden an einem Lagerfeuer, sollte immer sichergestellt sein, dass ausreichendes Löschwasser in nächster Nähe ist, so dass im Falle eines Unfalls das Feuer schnell gelöscht ist.
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==Löschen des Feuers==
==Löschen des Feuers==
Beim Feuer löschen werden zuerst die brennenden Holzstücke auseinandergezogen. Damit wird schon viel von der Hitze und der Intensität des Feuers genommen. Dann nicht literweise Wasser darübergießen, sondern kleine Spritzer über das Feuer geben (ist genauso effektiv und spart Wasser). Wenn keine Flammen mehr vorhanden sind, soll das Glutbett "umgegraben" und auch die größeren Holzstücke umgedreht werden, damit alle Glutnester sicher gefunden und gelöscht werden. Ein Feuer ist erst dann sicher gelöscht, wenn man seine Hand eine Minute lang ins Glutbett stecken kann, ohne sich zu verbrennen.
Ein Feuer benötigt 3 Dinge:
 
* Brennbares Material
* Sauerstoff
* Hitze
 
Entziehst du dem Feuer eine dieser 3 Voraussetzungen, wird es über kurz oder lang erlöschen.
 
Ein Holzfeuer löschst du, in dem du ihm zuerst das brennbares Material und danach die Hitze entziehst. Lass es niederbrennen und "kühle" es dann mit Wasser. Musst du das Feuer löschen ohne es zuerst niederbrennen zu lassen, dann spritz das Wasser in den unteren Bereich des Feuers, das entzieht dem oberen Bereich Hitze und Luftzug (Sauerstoff).
 
Giesse nicht literweise Wasser über das Feuer, gib kleine Spritzer (das ist genauso effektiv und spart Wasser). Wenn keine Flammen mehr vorhanden sind, muss das Glutbett "umgegraben" und auch die größeren Holzstücke umgedreht werden, damit alle Glutnester sicher gefunden und gelöscht werden. Ein Feuer ist erst dann sicher gelöscht, wenn man seine Hand eine Minute lang ins Glutbett stecken kann, ohne sich zu verbrennen.
 




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