Klettergurt: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Pfadiwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K (Bot: Automatisierte Textersetzung (-\[\[\w(\w+)\|(\w)\1(\w*)]] +\2\1\3))
 
(6 dazwischenliegende Versionen von einem anderen Benutzer werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Importiert|der Wikipedia}}
[[Bild:D-M009.svg|thumb|100px|right|DIN 4844-2 D-M009 ''Auffanggurt benutzen'']]
Als '''Klettergurt''', '''Anseilgurt''', '''Auffanggurt''', '''Gurt''' oder auch '''Gstältli''' bezeichnet man einen  Teil der Sicherheitsausrüstung, der beim [[Klettern]] und Bergsteigen und bei absturzgefährdeten Tätigkeiten ;beispielsweise bei der Höhenrettung oder bei Höhenarbeiten ;– am Körper getragen wird. Er stellt beim [[Anseilen]] die Verbindung zwischen Mensch und Seil her.  
Ein '''Klettergurt''' (auch ''Anseilgurt'', ''Auffanggurt'', oder ''Gstältli'' genannt) ist eine Sicherheitsausrüstung, die beim [[Klettern]] oder bei absturzgefährdeten Tätigkeiten (beispielsweise Höhenrettung oder Höhenarbeiten) getragen wird. Er stellt die Verbindung zwischen Mensch und Seil her.  
[[Bild:D-M009.svg|tumb|DIN 4844-2 D-M009 ''Auffanggurt benutzen'']]


Der Klettergurt dient als Teil der Absturzsicherung dazu, die beim Abfangen eines Sturzes auftretenden Kräfte aufzunehmen und auf Körperteile zu verteilen, die stabil genug sind, um solche Krafteinwirkungen ohne Verletzungen zu überstehen. Außerdem soll der Klettergurt beim Hängen am Seil die Blutzirkulation so wenig wie möglich einschränken. Weiterhin soll er der Person, die ihn trägt, ein Hängen in einer möglichst stabilen Gleichgewichtslage ermöglichen, so dass der Träger auch dann möglichst schmerzfrei und sicher im Gurt hängt, wenn er auf Grund von [[Bewusstlosigkeit]] oder einer Verletzung nicht selbstständig in der Lage ist, eine entsprechende Position einzunehmen.
Der Klettergurt soll bei eines Sturz die auftretenden Kräfte aufzunehmen und auf die Körperteile verteilen, die stabil genug sind um solche Krafteinwirkungen ohne Verletzungen zu überstehen. Er soll zudem die Blutzirkulation so wenig wie möglich einschränken, und ein Hängen in einer möglichst stabilen Gleichgewichtslage ermöglichen, so dass der Träger auch dann sicher im Gurt hängt, wenn er [[Bewusstlosigkeit|Bewusstlos]] ist.


== Aufbau ==
== Aufbau ==
Alle Arten von Klettergurten bestehen aus festem und hoch belastbarem Bandmaterial, das ebenso wie die tragenden Nähte Belastungen standhalten muss, die mindestens dem Doppelten der in der Praxis auftretenden Kräfte entsprechen. Dies sind im Allgemeinen mehrere Kilonewton. Das Gurtmaterial ist an den Stellen, an denen die Kraftübertragung zwischen Gurt und Körper stattfindet, mehrere Zentimeter breit oder mit einer entsprechend breiten Polsterung versehen, um eine gleichmäßige Verteilung der Kraft zu erreichen und ein Einschneiden in den Körper zu vermeiden.
Ein Klettergurt besteht aus Bandmaterial, das mindestens dem Doppelten der in der Praxis auftretenden Kräfte standhalten kann. Er ist normalerweise aus mehreren Schlaufen aufgebaut, die um die Körpermitte sowie um die Beine und/oder Arme gelegt werden. Diese Schlaufen sind in ihrem Umfang verstellbar und damit an die Körpermaße des Trägers anpassbar. Weiterhin besitzt er eine oder mehrere Einbindeschlaufen oder Anseilpunkte, in die das ein [[Seil]] direkt eingebunden oder mit einem [[Karabiner]] eingehängt werden kann. Neben den sicherheitsrelevanten Teilen haben die meisten Klettergurte auch eine oder mehrere Materialschlaufen. An diesen kann das zum Klettern benötigte Material (Karabinerhaken, etc) befestigen werden.
 
Ein Klettergurt ist normalerweise aus mehreren Schlaufen aufgebaut, die um die Körpermitte sowie um die Beine und/oder Arme gelegt werden. Diese Schlaufen sind in ihrem Umfang verstellbar und damit an die Körpermaße des Trägers anpassbar, damit die auftretenden Kräfte zwischen Körper und Klettergurt sicher übertragen werden können und um zu verhindern, dass der Träger unbeabsichtigt aus dem Gurt rutscht. Weiterhin besteht er aus einer oder mehreren Einbindeschlaufen oder Anseilpunkten, in die das Sicherungsseil entweder direkt eingebunden oder mit einem [[Karabinerhaken|Karabiner]] eingehängt wird. Zusätzlich zu den sicherheitsrelevanten Teilen haben die meisten Klettergurte eine oder mehrere Materialschlaufen. Diese dienen dazu, zum Klettern oder Arbeiten benötigte Gegenstände wie Karabinerhaken, [[Reepschnur]] oder [[Werkzeug]] am Gurt zu befestigen, um sie am Herabfallen zu hindern und sie schnell zur Hand zu haben.
 
Die zum Klettern und im Arbeitsschutz verwendeten Gurte sind zwar in Aufbau- und Funktionsprinzip gleich, allerdings unterscheiden sie sich in einigen Details, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden:
 
=== Gurte zum Klettern und Bergsteigen ===
Da beim Klettern und Bergsteigen ein total freies Hängen relativ selten ist, spielt die Polsterung je nach Einsatzzweck nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen ist geringes Gewicht und eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit von großer Bedeutung. Die Auswahl reicht hier von leichten, ungepolsterten Gurten für [[Hochtour]]en, die weniger als 300 Gramm wiegen, über gut gepolsterte [[Sportklettern|Sportklettergurte]] bis hin zu Komplettgurten mit und ohne Polsterung.
 
=== Gurte für den Arbeitsschutz ===
Die Gurte für den Arbeitsschutz (Industrieklettern, Baumklettern) als Teil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA)  verfügen meist über einen zweiten Anseilpunkt am Rücken, damit das Sicherungsmaterial den Träger nicht beim Arbeiten behindert oder um den Träger daran optimal zu seinem Arbeitsplatz positionieren zu können.
 
Bei den Gurten für den Arbeitsschutz lassen sich wiederum zwei verschiedene Anforderungsprofile definieren: einerseits für Gurte, die lediglich der Absturzsicherung dienen, andererseits für solche, die zum Arbeiten in hängender Position dienen. Die Gurte zur reinen Absturzsicherung müssen nicht besonders gut gepolstert sein, da hier ähnlich wie bei den Gurten zum Klettern ein behinderungsfreies Arbeiten wichtiger ist als langes Hängen. Da bei seilgestützten Arbeiten üblicherweise dauernd in hängender Position gearbeitet wird und dabei ein unkontrolliertes Stürzen in den Gurt nicht möglich ist, verfügen Gurte für diesen Einsatzzweck über eine sehr gute und breite Polsterung, um ein schmerzfreies Hängen über längere Zeit zu ermöglichen, und über verschiedene Anseilpunkte vorne, hinten und an den Seiten, um  eine möglichst exakte Positionierung in den verschiedensten Lagen zu erreichen. Die Gurte zur Absturzsicherung müssen der Europäischen Norm EN 361 entsprechen, für die Gurte zur Positionierung gilt die Norm 358. Gurte, die sowohl als Absturzsicherung als auch zur Positionierung verwendet werden sollen, müssen demnach die Vorgaben beider Normen erfüllen.


== Typen ==
== Typen ==
Es existieren ;je nach Definition; drei bzw. vier verschiedene Typen von Klettergurten mit jeweils bestimmten Vor- und Nachteilen und entsprechend unterschiedlichen Einsatzgebieten:
Es existieren drei verschiedene Typen von Klettergurten mit jeweils bestimmten Vor- und Nachteilen.
 
[[Bild:Klim_gordel.jpg|thumb|200px|Hüftgurt]]


=== Hüftgurt ===
=== Hüftgurt ===
Der '''Hüftgurt''' oder '''Sitzgurt''' ist die Bauform, die vom Laien üblicherweise mit dem Begriff ''Klettergurt'' assoziiert wird. Er besteht aus zwei über einen Steg verbundenen Beinschlaufen und einer Hüftschlaufe. Die Hüftschlaufe und den Verbindungssteg der Beinschlaufen verbindet die ringförmig genähte Anseilschlaufe. An den Seiten und an der Rückseite des Hüftrings sind bis zu vier Materialschlaufen angebracht. Zum [[Anseilen]] beim Klettern wird das Seil entweder mit einem Knoten oder einem [[Karabinerhaken|Karabiner]] in der Anseilschlaufe befestigt oder das Seil wird so in Hüftschlaufe und den Verbindungssteg der Beinschlaufen eingebunden, dass es parallel zur Anseilschlaufe liegt.
[[Bild:Klim_gordel.jpg|thumb|left|200px|Hüftgurt]]
 
Ein '''Hüftgurt''' (auch ''Sitzgurt'' genannt) besteht aus zwei über einen Steg verbundenen Beinschlaufen und einer Hüftschlaufe.
Beim Hüftgurt liegt der Anseilpunkt vor dem Körper, ungefähr auf Höhe des Körperschwerpunktes eines normal proportionierten Menschen. Dies ermöglicht ein sehr komfortables Hängen in sitzender Position bei leicht angespannter Bauchmuskulatur.
Dabei liegt der Anseilpunkt vor dem Körper, ungefähr auf Höhe des Körperschwerpunktes eines normal proportionierten Menschen. Dies ermöglicht ein sehr komfortables Hängen in sitzender Position bei leicht angespannter Bauchmuskulatur.
Ein weiterer Vorteil des Sitzgurtes ist die größere Bewegungsfreiheit des Kletterers, welche für das schwere Sportklettern von Vorteil ist.
Der Hüftgurt erlaubt eine grosse Bewegungsfreiheit, welche für Sportklettern von Vorteil ist.
 
Bei einem Hüftgurt ist der Beinschlaufensteg das Hauptverschleißteil. Er ist deshalb regelmäßig zu überprüfen. Stellt man hier einen deutlichen Verschleiß fest sollte der Gurt ersetzt werden.
 
==== Risiko Hüftgurt? ====
 
Schon bald nach dem Aufkommen des Sportkletterns und dem dort praktizierten alleinigen Gebrauch des Hüftgurtes begann eine Diskussion um die Sicherheit. Während Sportkletterer Zehntausende von folgenlosen Stürzen absolvierten, publizierten Kritiker ihre Bedenken. Diese Bedenken gipfelten in einem in der Folge heftig diskutiertem Statement von Dietrich Hasse, in dem er den Sportkletterern vorwarf, durch den alleinigen Hüftgurtgebrauch aus Modegründen fahrlässig ihr Leben zu riskieren.
 
Ist das Anspannen der Bauchmuskulatur, beispielsweise wegen Bewusstlosigkeit, nicht möglich, besteht die Gefahr, dass der ungestützte Oberkörper nach hinten umkippt. Bereits das Hängen in dieser Haltung ist äußerst schmerzhaft und unter Umständen gefährlich, tritt jedoch in dieser Haltung zusätzlich eine Belastung durch einen Fangstoß auf, so kann der Körper im Bereich der [[Lendenwirbelsäule]] dabei schwer geschädigt werden.
 
Beim Sportklettern wird aus Gründen der größeren Bewegungsfreiheit und auch aus Bequemlichkeit heute fast ausschließlich mit Hüftgurt geklettert, da hier im Allgemeinen kurze und kontrollierte Stürze auftreten und das Risiko von Bewusstlosigkeit äußerst gering ist. Unfälle durch das alleinige Tragen eines Sitzgurtes sind im Sportklettern vermutlich äußerst selten. Eine Studie von Hohlrieder ''et al.'', die das Risiko von sturzbedingten Verletzungen bezüglich der Gurtart untersuchte, konnte keinerlei Unterschiede erkennen. Die Forscher schlossen, dass der Gurttyp keinen Einfluss auf Art oder Schwere von sturzbedingten Verletzungen hat und das Tragen eines alleinigen Sitzgurte keine zusätzlichen Risiken verursacht.


Schon bald nach dem Aufkommen des Sportkletterns (und damit des Hüftgurtes) begann eine Diskussion um die Sicherheit. Ist nach einem Sturz in Hüftgurt das Anspannen der Bauchmuskulatur (beispielsweise wegen Bewusstlosigkeit) nicht möglich, besteht die Gefahr, dass der Oberkörper nach hinten kippt. Das Hängen in dieser Haltung ist äußerst schmerzhaft und unter Umständen gefährlich.


Besteht hingegen die Gefahr von sehr weiten und/oder unerwarteten Stürzen, wie dies heute hauptsächlich im (klassisch) alpinen Klettern vorkommt, so ist das Risiko einer Verletzung mit der Kombination Brust- und Sitzgurt sicherlich deutlich kleiner. Wird ein [[Rucksack]] getragen, verschiebt sich der Schwerpunkt nach oben, was die Gefahr des Überkippens wahrscheinlicher macht. Zumindest beim Tragen schwerer Rücksäcke kann die zusätzliche Verwendung eines Brustgurts sicherer sein.
Beim Sportklettern wird aufgrund der größeren Bewegungsfreiheit fast ausschließlich mit Hüftgurt geklettert. Zudem treten hier im Allgemeinen kurze und kontrollierte Stürze auf und das Risiko von Bewusstlosigkeit ist äußerst gering ist. Besteht hingegen die Gefahr von sehr weiten und/oder unerwarteten Stürzen (vor allem im (klassisch) alpinen Klettern) so ist das Risiko einer Verletzung durch einen Hüftgurt grösser als zum Beispiel mit einem Komplettgurt. Wird ein [[Rucksack]] getragen,so erhöht sich die Gefahr des Überkippens noch.


Kinder haben vor der Pubertät eine schwach ausgeprägte Hüfte, so dass die Hüftschlaufe über die Hüfte nach unten rutschen kann und dann nicht mehr richtig sitzt. Ferner könnte bei einem Kopfübersturz das Kind aus dem Gurt rutschen, so dass hier ebenfalls ein Kombination aus Brust- und Hüftgurt angebracht ist. Oder se gibt Spezielle Kinder Kombigurte!Bis 12 Jahre muss man solche gebrauchen.
Kinder haben vor der Pubertät eine schwach ausgeprägte Hüfte, so dass die Hüftschlaufe über die Hüfte nach unten rutschen kann und dann nicht mehr richtig sitzt. Zudem kann das Kind aus dem Gurt rutschen. Deshalb sollte bei Kindern nicht nur ein Hüftgurt alleine angewendet werden.


=== Komplettgurt ===
=== Komplettgurt ===
[[Bild:Kong_-_ferrata full.jpg|thumb|Komplettgurt von Kong für Klettersteige]]
[[Bild:Kong_-_ferrata full.jpg|thumb|left|200x200px|Komplettgurt]]
Der ''Komplettgurt'' oder ''Kombigurt'' besitzt sowohl Arm- als auch Beinschlaufen und hat zwei relativ hoch liegende Sicherungsschlaufen im Brustbereich. Komplettgurte sind einfach an- und abzulegen, zum Einbinden werden lediglich die beiden Sicherungsschlaufen mit einem Seilstück verbunden.
Ein '''Komplettgurt''' (auch ''Kombigurt'' genant) hat Arm-, Bein- und zwei relativ hoch liegende Sicherungsschlaufen im Brustbereich. Dadurch bekommt der Träger nach einem Sturz eine sehr aufrechte Hängeposition. In dieser ist es allerdings nur schwer möglich, die Beine zu bewegen. Dadurch wird die Blutzirkulation in den Beinen gestört, was nach längerem Hängen zu einem  Hängetrauma führt. Aus diesem Grund sind Komplettgurte nicht für längeres Hängen geeignet.
 
Die Anordnung der Beinschlaufen und der sehr hohe Anseilpunkt ungefähr in der Mitte des Brustkorbes bewirken eine sehr aufrechte Hängeposition. In dieser ist es nur schwer möglich, die Beine zu bewegen und damit die Blutzirkulation in den Beinen aufrecht zu erhalten, was bei längerem Hängen zum Hängetrauma führt. Aus diesem Grund sind Komplettgurte nicht für Tätigkeiten geeignet, bei denen längeres Hängen erforderlich ist.
 
Komplettgurte werden wegen ihrer einfachen Handhabung häufig von Kindern, Anfängern oder ungeübten Personen getragen und unter anderem im professionellen Erlebnis- und Freizeitbereich (Hochseilgarten) verwendet. Im Bereich der Arbeitssicherheit werden sie vor allem dort verwendet, wo nur eine Absturzsicherung nötig ist und keine Arbeiten in hängender Position verrichtet werden müssen. Darüberhinaus werden sie bei Klettersteigen in Verbindung mit einem Klettersteigset verwendet.
 
=== Brustgurt ===
Der ''Brustgurt'' ist streng genommen nicht als eigenständiger Klettergurt zu betrachten, da die Sicherung allein über den Brustgurt lebensgefährlich ist und der Brustgurt deshalb nur in Kombination mit einem Hüftgurt verwendet werden sollte. Von einer ausschließlichen Brustgurtsicherung wird dringend abgeraten, weil so beim Hängen das gesamte Körpergewicht auf die Achseln übertragen wird. Dies führt zum Hängetrauma mit schwerwiegenden Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem und auf Dauer zum Tod. Außerdem verursacht der Brustgurt in dieser Situation starke Schmerzen. Es ist einer nur im Brustgurt hängenden Person unmöglich, sich selbst aus ihrer Lage zu befreien.


Unter den Brustgurten existieren zwei verschiedene Formen, von denen die erstere kaum mehr Verwendung findet:
=== Kombigurt ===
*Die ältere, heutzutage nicht mehr hergestellte Form ähnelt einem Büstenhalter. Sie besteht aus in Schlaufen gelegtem Seil, wobei die Seilschlaufen nebeneinander liegend vernäht sind, so dass sich ein etwa 5 cm breiter Gurt mit einem Auge an jedem Ende ergibt. Dieser Gurt wird um den Brustkorb gelegt und vorne durch Einbinden eines Seilendes oder eines Stücks Schlauchband durch die Augen verschlossen. An diesem Brustring sind zwei Träger angebracht, die über die Schultern gelegt werden und den Brustring gegen Verrutschen sichern. Bei einem Sturz wird die auf den Brustgurt wirkende Belastung nur vom Brustring aufgenommen.
Als '''Kombigurt''' bezeichnet man die Kombination eines Hüftgurtes mit einem Brustgurt.
*Die neuere und heute fast ausschließlich gebräuchliche Variante besteht aus einem zur Form einer liegenden ''8'' (∞) vernähten Stück Bandmaterial. Die beiden „Löcher“ der 8 bilden zwei Armschlaufen. Zum Anlegen des Brustgurtes werden die Arme so durch die Armschlaufen gesteckt, dass die Kreuzungsstelle des Bandes auf dem Rücken liegt. An der Vorderseite ist in jede Armschlaufe nochmals eine Sicherungsschlaufe eingenäht, damit das zum Einbinden verwendete Material nicht an den Armschlaufen entlang verrutschen kann. Die Sicherungsschlaufen werden wie bei der älteren Form durch ein Seilende oder ein Stück Schlauchband verbunden.
Ein moderner Brustgurt besteht aus einem zur Form einer liegenden ''8'' vernähten Stück Bandmaterial. Die beiden „Löcher“ der 8 bilden zwei Armschlaufen. Die Arme so durch die Armschlaufen gesteckt, dass die Kreuzungsstelle des Bandes auf dem Rücken liegt. Auf der Vorderseite ist in jede Armschlaufe nochmals eine Sicherungsschlaufe eingenäht. Diese werden durch ein Seilende oder ein Stück Schlauchband verbunden.
 
Die aktuelle Form des Brustgurtes bietet mehr Sicherheit im Sturzfall, da der komplette Gurt aus belastbarem Material besteht und damit die Belastung großflächiger auf den oberen Teil des Brustkorbes verteilt als die veraltete Form.
 
=== Kombination Hüft- und Brustgurt ===
Eine Kombination aus Hüft- und Brustgurt gilt beim Klettern derzeit als die sicherste Variante des Anseilens. Sie wird manchmal auch als Kombigurt bezeichnet, was jedoch leicht zu Verwechslungen mit dem Komplettgurt führen kann.
 
Für eine Kombination aus Hüft- und Brustgurt werden (außerhalb der [[Seilunterstützte Baumklettertechnik|SKT]]) beide mittels eines Stücks Schlauchband verbunden. Dabei wird das Schlauchband einmal zwischen Hüft- und Brustgurt in einen [[Sackstich]] oder [[Achterknoten]] gelegt, durch die Sicherungsschlaufen des Brustgurtes geführt und oberhalb der Brustgurtschlaufen mittels [[Bandschlingenknoten]] geschlossen. Als Sicherungspunkt zum Einbinden des Seils oder zum Einhängen von weiterem Sicherungsgerät mittels Karabinerhaken wird nun nicht mehr die Sicherungsschlaufe des Hüftgurtes verwendet, sondern der erstgenannte Knoten oberhalb des Hüftgurtes. Durch diese Technik erhält man einen Anseilpunkt am unteren Rand des Brustkorbes, der beim Tragen eines Rucksacks erforderlich ist. Weiterhin wird durch den im Vergleich zum Hüftgurt höher liegenden Anseilpunkt und den Brustgurt der Oberkörper aufgerichtet und gestützt, so dass auch bei Bewusstlosigkeit ein Hängen in aufrecht sitzender Position möglich ist. Durch die bessere Verteilung der Belastung reduziert die Brust-Hüftgurt-Kombination außerdem das Risiko von Verletzungen im Hüftbereich.


Die Kombination aus Brust- und Hüftgurt soll überall dort verwendet werden, wo mit weiten und/oder unerwarteten Stürzen (beispielsweise Sturz in Gletscherspalten) zu rechnen ist, und immer wenn ein [[Rucksack]] getragen wird. Im Sportkletterbereich werden sie hingegen nur selten verwendet, da das An- und Ablegen des Gurtes umständlicher ist und der Einbindepunkt so hoch liegt, dass man beim Sturz unkontrolliert an die Wand prallen würde und sich nicht mit den Händen und Füßen abfangen könnte.
Die Kombination aus Brust- und Hüftgurt soll überall dort verwendet werden, wo mit weiten und/oder unerwarteten Stürzen (beispielsweise Sturz in Gletscherspalten) zu rechnen ist, und immer wenn ein [[Rucksack]] getragen wird. Im Sportkletterbereich werden sie hingegen nur selten verwendet, da das An- und Ablegen des Gurtes umständlicher ist und der Einbindepunkt so hoch liegt, dass man beim Sturz unkontrolliert an die Wand prallen würde und sich nicht mit den Händen und Füßen abfangen könnte.
Zeile 72: Zeile 34:
== Verbindung mit dem Seil ==
== Verbindung mit dem Seil ==
[[Bild:Achterknoten.jpg|thumb|Achterknoten]]
[[Bild:Achterknoten.jpg|thumb|Achterknoten]]
Beim [[Anseilen]] (oder synonym Einbinden) ist darauf zu achten, dass Gurte, die zu Tätigkeiten  benutzt werden, bei denen eine Sturzgefahr besteht (beim Klettern beispielsweise beim Vorstieg), immer mit einem [[Knoten (Knüpfen)|Knoten]] mit dem Seil verbunden werden. Würde die Verbindung mit einem [[Karabiner]]haken erfolgen, könnte der Karabiner, insbesondere wenn er durch Seilbewegungen verrutscht und quer belastet wird, brechen. Eine weitere Gefahr besteht in der Möglichkeit, dass Bewegungen bewirken können, dass sich das Seil aus dem Karabiner aushängt. Auch ein redundantes System mit zwei Safebinern (besonders sichere Schraubkarabiner) genügt den Sicherheitsanforderungen nicht.
Der Klettergurt sollte (insbesondere wenn Sturzgefahr besteht, zum Beispiel beim Vorklettern) direkt an das Seil angemacht werden, und nicht über einem Karabiner. Bei grösseren Stürzen und unglücklicher Belastung kann dieser sonst brechen.


Anders ist die Situation beim Toprope-Klettern, da es hier nicht zum Sturz kommen kann. Hier genügt ein redundantes Anseilen mit zwei gegenläufig eingehängten Schraubkarabinern vollständig.
Zum Anseilen sehr häufig der [[Achterknoten|gesteckte Achterknoten]] verwendet.Ebenfalls geeignet sind: [[Rettungsschlinge#Doppelter Bulin|Doppelter Bulin]] und [[Rettungsschlinge#Bulin 1.5|Bulin 1.5]]. Diese sind allerdings schwerer zu knüpfen und zu kontrollieren als ein Achterknoten, desshlab sollte auf sie verzichtet werden.Auf keinen Fall darf ein [[Palstek]] eingesetzt werden, da dieser bei Ringbelastung nicht standhält!


Im Bergsport und im Rettungswesen wird zum [[Anseilen]] einheitlich sehr häufig der [[Achterknoten|gesteckte Achterknoten]] verwendet. Der entscheidende Vorteil ist, dass er optisch ausgezeichnet auf fehlerfreie Ausführung geprüft werden kann. Ebenfalls geeignet sind: [[doppelter Bulin]] und [[Bulin 1.5]].
Als Sicherungsseil dürfen nur speziell für das Klettern entwickelte [[Bergseil]]e verwendet werden. Sie bremsen den Sturz und wandeln die Fallenergie in Dehnung um. Ein Sturz wäre gefährlich, wenn der Kletterer zu schlagartig vom einem statischen Seil gestoppt würde.
 
Wegen möglicher Ringbelastung darf keinesfalls ein [[Palstek]] (einfacher [[Bulin]]) eingesetzt werden. Dieser könnte sich dabei lösen und zum Absturz des Kletterers führen.
 
Als Sicherungsseil dürfen nur speziell für das Klettern entwickelte [[Kletterseil|dynamische, elastische Seile]] verwendet werden. Sie bremsen den Sturz und wandeln die Fallenergie in Dehnung um. Ein Sturz wäre gefährlich, wenn der Kletterer zu schlagartig vom einem statischen Seil gestoppt würde.


== Fehlerquellen ==
== Fehlerquellen ==
=== Materialversagen ===
=== Materialversagen ===
Bei bestimmungsgemäßer Benutzung ist ein Versagen von Klettergurten nahezu ausgeschlossen. Lediglich wenn bereits eine Vorschädigung durch Abnutzung oder gealtertes Material besteht, kann es zu Materialversagen kommen. Um ein Versagen durch Verschleiß zu vermeiden, wird empfohlen, den Gurt regelmäßig auf Scheuerstellen und beschädigte Nähte zu untersuchen. Zu diesem Zweck hat der Nähfaden der tragenden Nähte eine auffällige Farbe, die sich kontrastreich vom Hintergrund abhebt. Scheuerstellen entstehen am schnellsten beim Steg, der die beiden Beinschlaufen miteinander verbindet.
Bei korrekter Benutzung ist ein Versagen von Klettergurten nahezu ausgeschlossen. Um ein Versagen durch Verschleiß zu vermeiden sollte der Gurt regelmäßig auf Scheuerstellen und beschädigte Nähte untersucht werden. Um dies zu vereinfachen hat der Nähfaden der tragenden Nähte eine auffällige Farbe, die sich vom Hintergrund abhebt. Die grösste Belastung entsteht beim Steg, der die beiden Beinschlaufen miteinander verbindet.


=== Handhabungsfehler ===
=== Handhabungsfehler ===
Die absolute Mehrzahl der Unfälle im Zusammenhang mit Klettergurten sind jedoch auf menschliche Fehler oder falsche Handhabung zurückzuführen. Meist geht dem Unfall voraus, dass der Träger des Gurtes beim Anlegen oder Einbinden abgelenkt war und so wichtige Handhabungsschritte nicht ausgeführt hat. Die häufigsten Unfallursachen sind hier (Reihenfolge ohne Wertung):
Fast alle Unfälle im Zusammenhang mit Klettergurten sind jedoch auf menschliche Fehler zurückzuführen. Die häufigsten Unfallursachen sind  
* Nicht oder unvollständig geschlossene Schnallen am Gurt,
* Nicht oder unvollständig geschlossene Schnallen am Gurt,
* Anseilen an einer Materialschlaufe, die auf Grund ihrer Dimensionierung bereits bei Belastung mit dem Körpergewicht des Kletterers reißt,
* Anseilen an einer Materialschlaufe (statt der Anseilschlaufe)
* ein falsch oder unvollständig ausgeführter Anseilknoten, der unter Belastung wieder aufgeht.
* ein falsch oder unvollständig ausgeführter Anseilknoten


Alle diese Fehlerquellen sind durch aufmerksame Handhabung vermeidbar, jedoch werden oder wurden zumindest die beiden ersten durch manche Gurtmodelle begünstigt:
Alle diese Fehlerquellen sind durch aufmerksame Handhabung vermeidbar. Bei einigen Gurten werden jedoch zumindest die beiden ersten Fehler begünstigt:
* Einige Hersteller verwenden Gurtschnallen, die ''zurückgeschlauft'' werden müssen, d. h. das Gurtband muss, nachdem es durch die Schnalle geführt wurde, um einen der Stege der Schnalle herum und unter dem anderen Steg hindurch zurückgeführt werden. Wird dies nicht gemacht, hält der Gurt zwar einem flüchtigen Belastungstest stand, das Gurtband kann aber bei einer Sturzbelastung oder bei längerem Hängen aus der Schnalle rutschen. Obwohl die Fehlerträchtigkeit dieser Konstruktion bekannt ist und immer wieder von Vorfällen berichtet wird, die nur durch Glück ohne Unfall endeten, werden Gurte mit diesem Verschlusssystem immer noch hergestellt und verkauft. Jedoch versuchen die Gurthersteller durch Markierungen oder Beschriftungen in Signalfarbe, die nur verdeckt werden, wenn das Gurtband richtig eingelegt ist, auf die Gefahrstellen hinzuweisen.
* Einige Hersteller verwenden Gurtschnallen, die ''zurückgeschlauft'' werden müssen, d.h. das Gurtband muss, nachdem es durch die Schnalle geführt wurde, um einen der Stege der Schnalle herum und unter dem anderen Steg hindurch zurückgeführt werden. Wird dies nicht gemacht, hält der Gurt zwar einem flüchtigen Belastungstest stand, das Gurtband kann aber bei einer Sturzbelastung oder bei längerem Hängen aus der Schnalle rutschen. Obwohl dies bekannt ist werden Gurte mit diesem Verschlusssystem immer noch hergestellt und verkauft. Jedoch versuchen die Gurthersteller durch Markierungen oder Beschriftungen in Signalfarbe, die nur verdeckt werden, wenn das Gurtband richtig eingelegt ist, auf die Gefahrstellen hinzuweisen.
* Manche Gurte haben am Hüftring zusätzlich zur Schnalle einen Klettverschluss, der das Anlegen erleichtern soll, indem er den Hüftring geschlossen in Position hält, während die eigentlich tragende Schnalle geschlossen wird. Wird aus Unachtsamkeit vergessen, die tragende Schnalle zu schließen, ist der Klettverschluss alleine nicht in der Lage, die Belastung durch einen Sturz oder auch nur das Körpergewicht des Benutzers aufzunehmen.  
* Manche Gurte haben am Hüftring zusätzlich zur Schnalle einen Klettverschluss, der das Anlegen erleichtern soll, indem er den Hüftring geschlossen in Position hält, während die eigentlich tragende Schnalle geschlossen wird. Wird aus Unachtsamkeit vergessen, die tragende Schnalle zu schließen, ist der Klettverschluss alleine nicht in der Lage, die Belastung durch einen Sturz oder auch nur das Körpergewicht des Benutzers aufzunehmen.  
* In der Anfangszeit der Hüftgurte waren die Materialschlaufen aus Gründen der guten Erreichbarkeit seitlich am Gurt angebracht. Nach mehreren Unfällen, bei denen versehentlich an der Materialschlaufe angeseilt worden war, wurden diese aus der Nähe der Anseilschlaufe weiter nach hinten verlegt, so dass sie nicht mehr so leicht mit der Anseilschlaufe verwechselt werden können. Außerdem gibt es Gurte, bei denen auch die Materialschlaufen so dimensioniert sind, dass sie eine Sturzbelastung aufnehmen können. Diese Gurte werden vor allem für Kletterkurse verwendet; wegen der unkomfortablen Handhabung der Materialschlaufen werden sie ansonsten kaum benutzt.
* In der Anfangszeit der Hüftgurte waren die Materialschlaufen aus Gründen der guten Erreichbarkeit seitlich am Gurt angebracht. Nach mehreren Unfällen, bei denen versehentlich an der Materialschlaufe angeseilt worden war, wurden diese aus der Nähe der Anseilschlaufe weiter nach hinten verlegt, so dass sie nicht mehr so leicht mit der Anseilschlaufe verwechselt werden können. Außerdem gibt es Gurte, bei denen auch die Materialschlaufen so dimensioniert sind, dass sie eine Sturzbelastung aufnehmen können. Diese Gurte werden vor allem für Kletterkurse verwendet; wegen der unkomfortablen Handhabung der Materialschlaufen werden sie ansonsten kaum benutzt.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.mammut.ch/mammut/uploadedFiles/Klettergurte_PDF_D.pdf Mammut Klettergurtfibel (pdf)]
*[http://www.mammut.ch/mammut/uploadedFiles/Klettergurte_PDF_D.pdf Mammut Klettergurtfibel (pdf)]
*[http://www.dietmar-hahm.de/sicherung/anseilen/anseilen_1.shtml Hahm, Dietmar: Anseilen mit dem Sitzgurt]
*[http://www.dietmar-hahm.de/sicherung/anseilen/anseilen_1.shtml Hahm, Dietmar: Anseilen mit dem Sitzgurt]
Zeile 106: Zeile 62:
* [http://www.expertvillage.com/video/26758_climb-rocks-harness.htm Video: Pick the Right Rock Climbing Harnesses (engl.)]
* [http://www.expertvillage.com/video/26758_climb-rocks-harness.htm Video: Pick the Right Rock Climbing Harnesses (engl.)]


{{pioniertechnik}}
{{Pioniertechnik}}
{{Ausrüstung}}}
{{Ausrüstung}}
[[Kategorie:Ausrüstung]]
[[Kategorie:Ausrüstung]]

Aktuelle Version vom 8. Januar 2014, 10:44 Uhr

DIN 4844-2 D-M009 Auffanggurt benutzen

Ein Klettergurt (auch Anseilgurt, Auffanggurt, oder Gstältli genannt) ist eine Sicherheitsausrüstung, die beim Klettern oder bei absturzgefährdeten Tätigkeiten (beispielsweise Höhenrettung oder Höhenarbeiten) getragen wird. Er stellt die Verbindung zwischen Mensch und Seil her.

Der Klettergurt soll bei eines Sturz die auftretenden Kräfte aufzunehmen und auf die Körperteile verteilen, die stabil genug sind um solche Krafteinwirkungen ohne Verletzungen zu überstehen. Er soll zudem die Blutzirkulation so wenig wie möglich einschränken, und ein Hängen in einer möglichst stabilen Gleichgewichtslage ermöglichen, so dass der Träger auch dann sicher im Gurt hängt, wenn er Bewusstlos ist.

Aufbau

Ein Klettergurt besteht aus Bandmaterial, das mindestens dem Doppelten der in der Praxis auftretenden Kräfte standhalten kann. Er ist normalerweise aus mehreren Schlaufen aufgebaut, die um die Körpermitte sowie um die Beine und/oder Arme gelegt werden. Diese Schlaufen sind in ihrem Umfang verstellbar und damit an die Körpermaße des Trägers anpassbar. Weiterhin besitzt er eine oder mehrere Einbindeschlaufen oder Anseilpunkte, in die das ein Seil direkt eingebunden oder mit einem Karabiner eingehängt werden kann. Neben den sicherheitsrelevanten Teilen haben die meisten Klettergurte auch eine oder mehrere Materialschlaufen. An diesen kann das zum Klettern benötigte Material (Karabinerhaken, etc) befestigen werden.

Typen

Es existieren drei verschiedene Typen von Klettergurten mit jeweils bestimmten Vor- und Nachteilen.

Hüftgurt

Hüftgurt

Ein Hüftgurt (auch Sitzgurt genannt) besteht aus zwei über einen Steg verbundenen Beinschlaufen und einer Hüftschlaufe. Dabei liegt der Anseilpunkt vor dem Körper, ungefähr auf Höhe des Körperschwerpunktes eines normal proportionierten Menschen. Dies ermöglicht ein sehr komfortables Hängen in sitzender Position bei leicht angespannter Bauchmuskulatur. Der Hüftgurt erlaubt eine grosse Bewegungsfreiheit, welche für Sportklettern von Vorteil ist.

Schon bald nach dem Aufkommen des Sportkletterns (und damit des Hüftgurtes) begann eine Diskussion um die Sicherheit. Ist nach einem Sturz in Hüftgurt das Anspannen der Bauchmuskulatur (beispielsweise wegen Bewusstlosigkeit) nicht möglich, besteht die Gefahr, dass der Oberkörper nach hinten kippt. Das Hängen in dieser Haltung ist äußerst schmerzhaft und unter Umständen gefährlich.

Beim Sportklettern wird aufgrund der größeren Bewegungsfreiheit fast ausschließlich mit Hüftgurt geklettert. Zudem treten hier im Allgemeinen kurze und kontrollierte Stürze auf und das Risiko von Bewusstlosigkeit ist äußerst gering ist. Besteht hingegen die Gefahr von sehr weiten und/oder unerwarteten Stürzen (vor allem im (klassisch) alpinen Klettern) so ist das Risiko einer Verletzung durch einen Hüftgurt grösser als zum Beispiel mit einem Komplettgurt. Wird ein Rucksack getragen,so erhöht sich die Gefahr des Überkippens noch.

Kinder haben vor der Pubertät eine schwach ausgeprägte Hüfte, so dass die Hüftschlaufe über die Hüfte nach unten rutschen kann und dann nicht mehr richtig sitzt. Zudem kann das Kind aus dem Gurt rutschen. Deshalb sollte bei Kindern nicht nur ein Hüftgurt alleine angewendet werden.

Komplettgurt

Komplettgurt

Ein Komplettgurt (auch Kombigurt genant) hat Arm-, Bein- und zwei relativ hoch liegende Sicherungsschlaufen im Brustbereich. Dadurch bekommt der Träger nach einem Sturz eine sehr aufrechte Hängeposition. In dieser ist es allerdings nur schwer möglich, die Beine zu bewegen. Dadurch wird die Blutzirkulation in den Beinen gestört, was nach längerem Hängen zu einem Hängetrauma führt. Aus diesem Grund sind Komplettgurte nicht für längeres Hängen geeignet.

Kombigurt

Als Kombigurt bezeichnet man die Kombination eines Hüftgurtes mit einem Brustgurt. Ein moderner Brustgurt besteht aus einem zur Form einer liegenden 8 vernähten Stück Bandmaterial. Die beiden „Löcher“ der 8 bilden zwei Armschlaufen. Die Arme so durch die Armschlaufen gesteckt, dass die Kreuzungsstelle des Bandes auf dem Rücken liegt. Auf der Vorderseite ist in jede Armschlaufe nochmals eine Sicherungsschlaufe eingenäht. Diese werden durch ein Seilende oder ein Stück Schlauchband verbunden.

Die Kombination aus Brust- und Hüftgurt soll überall dort verwendet werden, wo mit weiten und/oder unerwarteten Stürzen (beispielsweise Sturz in Gletscherspalten) zu rechnen ist, und immer wenn ein Rucksack getragen wird. Im Sportkletterbereich werden sie hingegen nur selten verwendet, da das An- und Ablegen des Gurtes umständlicher ist und der Einbindepunkt so hoch liegt, dass man beim Sturz unkontrolliert an die Wand prallen würde und sich nicht mit den Händen und Füßen abfangen könnte.

Verbindung mit dem Seil

Achterknoten

Der Klettergurt sollte (insbesondere wenn Sturzgefahr besteht, zum Beispiel beim Vorklettern) direkt an das Seil angemacht werden, und nicht über einem Karabiner. Bei grösseren Stürzen und unglücklicher Belastung kann dieser sonst brechen.

Zum Anseilen sehr häufig der gesteckte Achterknoten verwendet.Ebenfalls geeignet sind: Doppelter Bulin und Bulin 1.5. Diese sind allerdings schwerer zu knüpfen und zu kontrollieren als ein Achterknoten, desshlab sollte auf sie verzichtet werden.Auf keinen Fall darf ein Palstek eingesetzt werden, da dieser bei Ringbelastung nicht standhält!

Als Sicherungsseil dürfen nur speziell für das Klettern entwickelte Bergseile verwendet werden. Sie bremsen den Sturz und wandeln die Fallenergie in Dehnung um. Ein Sturz wäre gefährlich, wenn der Kletterer zu schlagartig vom einem statischen Seil gestoppt würde.

Fehlerquellen

Materialversagen

Bei korrekter Benutzung ist ein Versagen von Klettergurten nahezu ausgeschlossen. Um ein Versagen durch Verschleiß zu vermeiden sollte der Gurt regelmäßig auf Scheuerstellen und beschädigte Nähte untersucht werden. Um dies zu vereinfachen hat der Nähfaden der tragenden Nähte eine auffällige Farbe, die sich vom Hintergrund abhebt. Die grösste Belastung entsteht beim Steg, der die beiden Beinschlaufen miteinander verbindet.

Handhabungsfehler

Fast alle Unfälle im Zusammenhang mit Klettergurten sind jedoch auf menschliche Fehler zurückzuführen. Die häufigsten Unfallursachen sind

  • Nicht oder unvollständig geschlossene Schnallen am Gurt,
  • Anseilen an einer Materialschlaufe (statt der Anseilschlaufe)
  • ein falsch oder unvollständig ausgeführter Anseilknoten

Alle diese Fehlerquellen sind durch aufmerksame Handhabung vermeidbar. Bei einigen Gurten werden jedoch zumindest die beiden ersten Fehler begünstigt:

  • Einige Hersteller verwenden Gurtschnallen, die zurückgeschlauft werden müssen, d.h. das Gurtband muss, nachdem es durch die Schnalle geführt wurde, um einen der Stege der Schnalle herum und unter dem anderen Steg hindurch zurückgeführt werden. Wird dies nicht gemacht, hält der Gurt zwar einem flüchtigen Belastungstest stand, das Gurtband kann aber bei einer Sturzbelastung oder bei längerem Hängen aus der Schnalle rutschen. Obwohl dies bekannt ist werden Gurte mit diesem Verschlusssystem immer noch hergestellt und verkauft. Jedoch versuchen die Gurthersteller durch Markierungen oder Beschriftungen in Signalfarbe, die nur verdeckt werden, wenn das Gurtband richtig eingelegt ist, auf die Gefahrstellen hinzuweisen.
  • Manche Gurte haben am Hüftring zusätzlich zur Schnalle einen Klettverschluss, der das Anlegen erleichtern soll, indem er den Hüftring geschlossen in Position hält, während die eigentlich tragende Schnalle geschlossen wird. Wird aus Unachtsamkeit vergessen, die tragende Schnalle zu schließen, ist der Klettverschluss alleine nicht in der Lage, die Belastung durch einen Sturz oder auch nur das Körpergewicht des Benutzers aufzunehmen.
  • In der Anfangszeit der Hüftgurte waren die Materialschlaufen aus Gründen der guten Erreichbarkeit seitlich am Gurt angebracht. Nach mehreren Unfällen, bei denen versehentlich an der Materialschlaufe angeseilt worden war, wurden diese aus der Nähe der Anseilschlaufe weiter nach hinten verlegt, so dass sie nicht mehr so leicht mit der Anseilschlaufe verwechselt werden können. Außerdem gibt es Gurte, bei denen auch die Materialschlaufen so dimensioniert sind, dass sie eine Sturzbelastung aufnehmen können. Diese Gurte werden vor allem für Kletterkurse verwendet; wegen der unkomfortablen Handhabung der Materialschlaufen werden sie ansonsten kaum benutzt.

Weblinks

Category pioneer.png

Pioniertechnik-Inhalte
(siehe auch: Kategorie Pioniertechnik)

Sonstiges: Blachenbund


Category stuff.png

Ausrüstung und Material