Jurte

Aus Pfadiwiki
Version vom 2. Juli 2009, 20:34 Uhr von Aspizius (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: Die '''Jurte''' (türkisch: ''Yurt'' = Heim) ist das traditionelle Zelt der Nomaden in West- und Zentralasien. Von der Jurte und dem ...)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Jurte (türkisch: Yurt = Heim) ist das traditionelle Zelt der Nomaden in West- und Zentralasien. Von der Jurte und dem daraus gebildeten Heerlager leitet sich auch die deutsche Bezeichnung Horde für umherziehende (kriegerische) Völkerschaften ab, wie beispielsweise die Goldene Horde.

Zentralasien

Die asiatische Jurte (kasachisch: kigizui; mongolisch: ger) besteht aus einem Holzgerüst, das mit Baumwoll- und Filztextilien eingedeckt wird. Sie kann meist in weniger als einer Stunde demontiert und wiedererrichtet werden und lässt sich verhältnismäßig klein verpacken, so dass für den Transport einer Jurte zwei Kamele oder ein kleiner Geländewagen ausreichen.

Der Holzrahmen einer mongolischen Jurte besteht in der Regel aus einem Scherengitter für die Wand, einer „Krone“ in der Mitte der Jurte, abgestützt durch zwei Pfosten, und den Dachstangen, die Gitter und Krone verbinden. Häufig wird auch eine feste hölzerne Tür in die Wand eingesetzt.

Die über diesem Gerüst angebrachte Abdeckung besteht aus mehreren Schichten: Zuunterst liegt ein dünnes, helles Baumwolltuch als Dachhimmel, darauf eine dicke Lage aus Wollfilz zur Wärmedämmung, die ursprünglich auch als wasserdichte Abdeckung diente. Heute wird zur Abdichtung als dritte Schicht ein imprägniertes Segeltuch verwendet. Häufig wird darüber noch ein dünnes helles Tuch gelegt, überwiegend aus gestalterischen Gründen, teils mit aufgenähten farbigen Mustern.

Die robuste mongolische Jurte mit geraden Dachstangen und zwei Mittelpfosten ist eine relativ moderne Form. Die ältere und leichtere Bauform mit über der Wand nach innen gebogenen Dachstangen ist außerhalb der Mongolei (z. B. Kasachstan, Kirgisistan) weiterhin in Gebrauch. Bei noch älteren Formen war die Öffnung in der Mitte nicht durch eine flache Krone abgeschlossen, sondern zylinderförmig nach oben aufgestülpt. Die dadurch erzeugte Kaminwirkung half mit, den Rauch der offenen Feuerstelle abzuführen.

Die Jurte spiegelt in ihrer Einrichtung die soziale und die spirituelle Ordnung der in ihr lebenden Menschen wider. Jedem Familienmitglied ist sein Platz und sein Wirkungsbereich in der Jurte genau zugewiesen. Raumaufteilung und Ausstattung sind hoch optimiert, um bei dem begrenzten Raum und den teils extremen klimatischen Bedingungen Kochen, Arbeiten, Wohnen und Schlafen zu ermöglichen.

Datei:Chinesische Mauer (Ortelius 1584).jpg
Mongolische Jurten, Detail der Karte von Abraham Ortelius (1584)

Auch heute noch haben Jurten in der Mongolei eine große Bedeutung, nicht nur die Nomaden, sondern auch Teile der städtischen Bevölkerung leben für einen Teil des Jahres in der Jurte, die im Winter teils wärmer ist als die Häuser.


Auf der berühmten Chinakarte des Kartographen Abraham Ortelius aus dem Jahre 1584 sind mehrere mongolische Jurten dargestellt. Diese (nach Westen ausgerichtete) Karte ist die erste im Abendland veröffentlichte Detailkarte Chinas.


Moderne Jurten in Nordamerika und Europa

In den späten sechziger Jahren entstand in den Vereinigten Staaten von Amerika die Bewegung der Yurt People um Bill Coperthwaite, die den Aufbau der traditionellen Jurten übernommen haben, aber moderne Materialien einsetzten. Aus der Bewegung entstanden dann mehrere Firmen, die Jurten im modernen Stil, zum Teil mit vollem Komfort wie Küche und Bad, entwickelten.

In den letzten Jahren, mit dem Aufkommen von Dokumentarfilmen aus der Mongolei, aber auch dem sanften Tourismus dort, hat die Jurte nochmals an Popularität gewonnen und so haben sich etliche Jurtenbauer auch in Europa etabliert, die ganzjährig bewohnbare Jurten bauen, die sich auch in unserem europäischen Klima mit höheren Niederschlagsmengen eignen.


Ableitungen

Jurtenhäuser

In Anlehnung der Jurte sind auch solide jurtenähnliche Häuser entwickelt worden, die sich der Grundgeometrie und Statik der Jurte bedienen, aber eine starre Konstruktion benutzen: die Dachstangen sind in der Holzjurte fest verschraubt und die Wände aus Holzplatten aufgebaut, sie bilden so keinen Kreis, sondern einen polygonalen Innenraum.

Jurten in der Pfadfinder- und Jugendbewegung

Eberhard Koebel, eine prägende Figur Bündischen Jugend, entwarf um 1930 zwei Zelttypen, die bis heute von deutschen Pfadfindern, Jungenschaftern, Wandervögeln und den Angehörigen der bündischen Jugend verwendet werden. Er nannte sie Kohte und Jurte, nach Zelt-/Behausungsformen der Samen und der Mongolen.[1]

Während die Kohte als Schlafzelt genutzt wird, wird die wesentlich größere Jurte vor allem als Versammlungszelt für Gruppen genutzt. Beide bieten durch ein Rauchabzugsloch die Möglichkeit einer offenen Feuerstelle in der Mitte.

Eine Jurte mit Feuerstelle bietet ohne weiteres Platz für 15 bis 25 Personen samt Gepäck. Viele Nutzer einer Jurte schlagen tagsüber im Sommer die seitlichen Vierecksplanen hoch, um die Jurte als Sonnendach zu nutzen. Die Jurte kann zum Beispiel halbiert und die beiden Hälften um das Maß von Viereckplanen auseinandergezogen werden. Das Zelt erhält damit eine ovale Form. In das Dach werden rechteckige Planen, sogenannte Oval- oder Theaterplanen, eingesetzt. Die verschiedenen Planen ermöglichen zahlreiche weitere Kombinationen, die als „Jurtenburgen“ bezeichnet werden.

Aufbau

Eine Jurte besteht aus Jurtendach und Quadrat- oder Rechtecksplanen als Seitenteile, die mit einer Knüpftechnik und anschließendem Abspannen regendicht verbunden werden.

Das Dach wird zusammengeknotet aus sechs Kohtenplanen, die miteinander verbunden eine zwölfeckige Fläche mit Loch in der Mitte bilden.

Es gibt allerdings auch Jurtendächer, die aus einem Stück bestehen und nicht geknüpft werden müssen.


Quellen

Weblinks

Pfadfinderjurten


--Aspizius 18:34, 2. Jul. 2009 (UTC)