Jurte: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Jurte''' ([[Türkische Sprache|türkisch]]: ''Yurt'' = Heim) ist das traditionelle [[Zelt]] der [[Nomade]]n in West- und [[Zentralasien]]. Von der Jurte und dem daraus gebildeten [[Heerlager]] leitet sich auch die deutsche Bezeichnung [[Horde]] für umherziehende (kriegerische) Völkerschaften ab, wie beispielsweise die [[Goldene Horde]].
Die '''Jurte''' (türkisch: ''Yurt'' = Heim) ist das traditionelle [[Zelt]] der Nomaden in West- und Zentralasien. Von der Jurte und dem daraus gebildeten Heerlager leitet sich auch die deutsche Bezeichnung Horde für umherziehende (kriegerische) Völkerschaften ab.


== Zentralasien ==
[[Eberhard Koebel]], eine prägende Figur [[Bündische Jugend|Bündischen Jugend]], entwarf um [[1930]] zwei [[Zelt]]typen, die bis heute von deutschen [[Pfadfinder]]n, [[Jungenschaft]]ern, [[Wandervogel|Wandervögeln]] und den Angehörigen der [[Bündische Jugend|bündischen Jugend]] verwendet werden. Er nannte sie [[Kohte]] und '''Jurte''', nach Zelt-/Behausungsformen der Samen und der Mongolen.
Die asiatische Jurte ([[Kasachische Sprache|kasachisch]]: ''kigizui''; [[Mongolische Sprache|mongolisch]]: ''ger'') besteht aus einem Holzgerüst, das mit Baumwoll- und Filztextilien eingedeckt wird. Sie kann meist in weniger als einer Stunde demontiert und wiedererrichtet werden und lässt sich verhältnismäßig klein verpacken, so dass für den Transport einer Jurte zwei [[Kamele]] oder ein kleiner [[Geländewagen]] ausreichen.


Der Holzrahmen einer mongolischen Jurte besteht in der Regel aus einem [[Scherengitter]] für die Wand, einer „Krone“ in der Mitte der Jurte, abgestützt durch zwei Pfosten, und den Dachstangen, die Gitter und Krone verbinden. Häufig wird auch eine feste hölzerne Tür in die Wand eingesetzt.  
Während die [[Kohte]] als Schlafzelt genutzt wird, wird die wesentlich größere Jurte vor allem als Versammlungszelt für Gruppen genutzt. Beide bieten durch ein Rauchabzugsloch die Möglichkeit einer offenen [[Feuer|Feuerstelle]] in der Mitte.


Die über diesem Gerüst angebrachte Abdeckung besteht aus mehreren Schichten: Zuunterst liegt ein dünnes, helles [[Baumwolle|Baumwolltuch]] als Dachhimmel, darauf eine dicke Lage aus [[Filz|Wollfilz]] zur Wärmedämmung, die ursprünglich auch als wasserdichte Abdeckung diente. Heute wird zur Abdichtung als dritte Schicht ein imprägniertes [[Segeltuch]] verwendet. Häufig wird darüber noch ein dünnes helles Tuch gelegt, überwiegend aus gestalterischen Gründen, teils mit aufgenähten farbigen Mustern.
Eine Jurte mit Feuerstelle bietet ohne weiteres Platz für 15 bis 25 Personen samt Gepäck. Viele Nutzer einer Jurte schlagen tagsüber im Sommer die seitlichen [[Vierecksplane]]n hoch, um die Jurte als Sonnendach zu nutzen. Die Jurte kann zum Beispiel halbiert und die beiden Hälften um das Maß von Viereckplanen auseinandergezogen werden. Das Zelt erhält damit eine ovale Form. In das Dach werden rechteckige Planen, sogenannte Oval- oder Theaterplanen, eingesetzt. Die verschiedenen Planen ermöglichen zahlreiche weitere Kombinationen, die als [[Jurtenburg]]en bezeichnet werden.
 
Die robuste mongolische Jurte mit geraden Dachstangen und zwei Mittelpfosten ist eine relativ moderne Form. Die ältere und leichtere Bauform mit über der Wand nach innen gebogenen Dachstangen ist außerhalb der [[Mongolei]] (z. B. [[Kasachstan]], [[Kirgisistan]]) weiterhin in Gebrauch. Bei noch älteren Formen war die Öffnung in der Mitte nicht durch eine flache Krone abgeschlossen, sondern zylinderförmig nach oben aufgestülpt. Die dadurch erzeugte Kaminwirkung half mit, den Rauch der offenen Feuerstelle abzuführen.
 
Die Jurte spiegelt in ihrer Einrichtung die soziale und die spirituelle Ordnung der in ihr lebenden Menschen wider. Jedem Familienmitglied ist sein Platz und sein Wirkungsbereich in der Jurte genau zugewiesen. Raumaufteilung und Ausstattung sind hoch optimiert, um bei dem begrenzten Raum und den teils extremen klimatischen Bedingungen Kochen, Arbeiten, Wohnen und Schlafen zu ermöglichen.
 
[[Datei:Chinesische_Mauer_(Ortelius_1584).jpg|thumb|left|Mongolische Jurten, Detail der Karte von [[Abraham Ortelius]] (1584)]]
Auch heute noch haben Jurten in der [[Mongolei]] eine große Bedeutung, nicht nur die Nomaden, sondern auch Teile der städtischen Bevölkerung leben für einen Teil des Jahres in der Jurte, die im Winter teils wärmer ist als die Häuser.
 
 
Auf der berühmten Chinakarte des Kartographen [[Abraham Ortelius]] aus dem Jahre 1584 sind mehrere mongolische Jurten dargestellt. Diese (nach Westen ausgerichtete) Karte ist die erste im Abendland veröffentlichte Detailkarte Chinas.
 
 
== Moderne Jurten in Nordamerika und Europa ==
In den späten sechziger Jahren entstand in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] die Bewegung der [[Yurt People]] um Bill Coperthwaite, die den Aufbau der traditionellen Jurten übernommen haben, aber moderne Materialien einsetzten. Aus der Bewegung entstanden dann mehrere Firmen, die Jurten im modernen Stil, zum Teil mit vollem Komfort wie Küche und Bad, entwickelten.
 
In den letzten Jahren, mit dem Aufkommen von Dokumentarfilmen aus der Mongolei, aber auch dem sanften Tourismus dort, hat die Jurte nochmals an Popularität gewonnen und so haben sich etliche Jurtenbauer auch in Europa etabliert, die ganzjährig bewohnbare Jurten bauen, die sich auch in unserem europäischen Klima mit höheren Niederschlagsmengen eignen.
 
 
== Ableitungen ==
=== Jurtenhäuser ===
In Anlehnung der Jurte sind auch solide jurtenähnliche [[Haus|Häuser]] entwickelt worden, die sich der Grundgeometrie und Statik der Jurte bedienen, aber eine starre Konstruktion benutzen: die Dachstangen sind in der Holzjurte fest verschraubt und die Wände aus Holzplatten aufgebaut, sie bilden so keinen Kreis, sondern einen polygonalen Innenraum.
 
=== Jurten in der Pfadfinder- und Jugendbewegung ===
 
[[Eberhard Koebel]], eine prägende Figur [[Bündische Jugend|Bündischen Jugend]], entwarf um 1930 zwei Zelttypen, die bis heute von deutschen [[Pfadfinder]]n, [[Jungenschaft]]ern, [[Wandervogel|Wandervögeln]] und den Angehörigen der [[Bündische Jugend|bündischen Jugend]] verwendet werden. Er nannte sie [[Kohte (Gruppenzelt)|Kohte]] und '''Jurte''', nach Zelt-/Behausungsformen der [[Samen (Volk)|Samen]] und der [[Mongolen]].<ref>http://www.freischar.de/dokumente/z04-1kohte.pdf</ref>
 
Während die Kohte als Schlafzelt genutzt wird, wird die wesentlich größere Jurte vor allem als Versammlungszelt für Gruppen genutzt. Beide bieten durch ein Rauchabzugsloch die Möglichkeit einer offenen [[Lagerfeuer|Feuerstelle]] in der Mitte.
 
Eine Jurte mit Feuerstelle bietet ohne weiteres Platz für 15 bis 25 Personen samt Gepäck. Viele Nutzer einer Jurte schlagen tagsüber im Sommer die seitlichen Vierecksplanen hoch, um die Jurte als Sonnendach zu nutzen. Die Jurte kann zum Beispiel halbiert und die beiden Hälften um das Maß von Viereckplanen auseinandergezogen werden. Das Zelt erhält damit eine ovale Form. In das Dach werden rechteckige Planen, sogenannte Oval- oder Theaterplanen, eingesetzt. Die verschiedenen Planen ermöglichen zahlreiche weitere Kombinationen, die als „Jurtenburgen“ bezeichnet werden.


== Aufbau ==
== Aufbau ==
Eine Jurte besteht aus Jurtendach und Quadrat- oder Rechtecksplanen als Seitenteile, die mit einer Knüpftechnik und anschließendem Abspannen regendicht verbunden werden.
Eine Jurte besteht aus Jurtendach und Quadrat- oder Rechtecksplanen als Seitenteile, die mit einer Knüpftechnik und anschließendem Abspannen regendicht verbunden werden.


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Es gibt allerdings auch Jurtendächer, die aus einem Stück bestehen und nicht geknüpft werden müssen.  
Es gibt allerdings auch Jurtendächer, die aus einem Stück bestehen und nicht geknüpft werden müssen.  


== Quellen ==
== Quellen ==
<references />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Jurte Wikipedia]


== Weblinks ==
== siehe auch ==
<!--=== Traditionelle Jurten ===-->
=== Weblinks ===
=== Pfadfinderjurten ===
* [http://archiv.vcp-recke.de/ Das Schwarzzeltarchiv]
* [http://archiv.vcp-recke.de/ Das Schwarzzeltarchiv] - Jurten und Kohten in der Pfadfinder- und Jugendbewegung
* [http://scout-o-wiki.de/index.php/Jurte Weitere Informationen zu Jurten auf Scout-o-Wiki]
* [http://jurtenland.de/de/jurte ein sehr guter Link dazu]
* [http://jurtenland.de/de/jurte ein sehr guter Link dazu]


{{Pioniertechnik}}
[[Kategorie:Zelte]]


--[[Benutzer:Aspizius|Aspizius]] 18:34, 2. Jul. 2009 (UTC)
<!--Interwikilinks-->
[[scout-o-wiki:Jurte]]

Version vom 3. Juli 2009, 15:54 Uhr

Die Jurte (türkisch: Yurt = Heim) ist das traditionelle Zelt der Nomaden in West- und Zentralasien. Von der Jurte und dem daraus gebildeten Heerlager leitet sich auch die deutsche Bezeichnung Horde für umherziehende (kriegerische) Völkerschaften ab.

Eberhard Koebel, eine prägende Figur Bündischen Jugend, entwarf um 1930 zwei Zelttypen, die bis heute von deutschen Pfadfindern, Jungenschaftern, Wandervögeln und den Angehörigen der bündischen Jugend verwendet werden. Er nannte sie Kohte und Jurte, nach Zelt-/Behausungsformen der Samen und der Mongolen.

Während die Kohte als Schlafzelt genutzt wird, wird die wesentlich größere Jurte vor allem als Versammlungszelt für Gruppen genutzt. Beide bieten durch ein Rauchabzugsloch die Möglichkeit einer offenen Feuerstelle in der Mitte.

Eine Jurte mit Feuerstelle bietet ohne weiteres Platz für 15 bis 25 Personen samt Gepäck. Viele Nutzer einer Jurte schlagen tagsüber im Sommer die seitlichen Vierecksplanen hoch, um die Jurte als Sonnendach zu nutzen. Die Jurte kann zum Beispiel halbiert und die beiden Hälften um das Maß von Viereckplanen auseinandergezogen werden. Das Zelt erhält damit eine ovale Form. In das Dach werden rechteckige Planen, sogenannte Oval- oder Theaterplanen, eingesetzt. Die verschiedenen Planen ermöglichen zahlreiche weitere Kombinationen, die als Jurtenburgen bezeichnet werden.

Aufbau

Eine Jurte besteht aus Jurtendach und Quadrat- oder Rechtecksplanen als Seitenteile, die mit einer Knüpftechnik und anschließendem Abspannen regendicht verbunden werden.

Das Dach wird zusammengeknotet aus sechs Kohtenplanen, die miteinander verbunden eine zwölfeckige Fläche mit Loch in der Mitte bilden.

Es gibt allerdings auch Jurtendächer, die aus einem Stück bestehen und nicht geknüpft werden müssen.

Quellen

siehe auch

Weblinks

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(siehe auch: Kategorie Pioniertechnik)

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