Kimspiel
Unter dem Begriff Kim-Spiel, auch Kimspiel, versteht man ein Spiel, bei dem es vor allem auf die Merkfähigkeit des Gedächtnisses oder die Feinabstimmung der Sinnesorgane ankommt. Der Name rührt vom gleichnamigen Roman, in welchem solche Spiele vorkommen.
Herkunft
Rudyard Kipling war ein englischer Schriftsteller, der auch lange Zeit in Indien lebte. Sein Buch Kim erzählt die Geschichte des Straßenjungen Kim, der in Indien aufwächst. Zeitweise geht er bei einem Händler in die Lehre.
»Gib du mir!« sagte er zu Lurgan Sahib. »Laß sie von deiner Hand kommen, denn er könnte sonst sagen, daß ich sie schon vorher kannte.«
»Langsam – langsam«, antwortete der Mann, und aus einer Schublade unter dem Tisch warf er eine halbe Handvoll klickender Kleinigkeiten in die Schale.
»Jetzt«, sagte der Junge; er schwenkte eine alte Zeitung. »Schau sie dir an, solange du willst, Fremder. Zähl und, wenn nötig, faß an. Für mich reicht ein Blick.« Stolz wandte er Kim den Rücken zu.
»Aber worum geht das Spiel?«
»Wenn du gezählt und befühlt hast und sicher bist, daß du dich an sie alle erinnern kannst, dann bedecke ich sie mit dieser Zeitung, und du mußt sie Lurgan Sahib vorrechnen. Ich werde meine Rechnung selbst schreiben.«
»Aah!« Der Wettkampfinstinkt erwachte in seiner Brust. Er beugte sich über die Schale. In ihr lagen nur fünfzehn Steine. »Das ist leicht«, sagte er nach einer Minute. Der Junge schob die Zeitung über die blinzelnden Edelsteine und kritzelte in ein indisches Kontobuch.
»Unter dieser Zeitung liegen fünf blaue Steine – ein großer, ein kleinerer und drei kleine«, sagte Kim ganz eilig. »Dann vier grüne Steine, und einer hat ein Loch; ein gelber Stein, durch den ich hindurchsehen kann, und einer wie ein Pfeifenstiel. Zwei rote Steine sind da, und…und…ich komme auf fünfzehn, aber zwei habe ich vergessen. Nein! Gebt mir Zeit. Einer war aus Elfenbein, klein und bräunlich; und… und… gebt mir Zeit…«
»Eins – zwei – « Lurgan Sahib zählte für ihn bis zehn. Kim schüttelte den Kopf.
»Hör meine Zählung!« platzte der Junge heraus; er trällerte vor Lachen. »Zuerst sind da zwei Saphire mit Fehlern – einer von zwei ruttees und einer von vier ruttees, schätze ich. Der vier-ruttee-Saphir ist an der Kante angeschlagen. Dann ist da ein Türkis aus Turkestan, einfach, mit schwarzen Adern, und zwei mit Inschriften – einer mit einem Namen Gottes in Gold, und über den anderen läuft ein Riß, weil er aus einem alten Ring gekommen ist, deshalb kann ich ihn nicht lesen. Jetzt haben wir alle fünf blauen Steine. Vier Smaragde mit Fehlern sind da, aber einer ist an zwei Stellen angebohrt und der andere ein bißchen angeschliffen…«
»Ihr Gewicht?« sagte Lurgan Sahib gleichmütig.
»Drei – fünf – fünf – und vier ruttees, schätze ich. Dann ein Stück alter grünlicher Pfeifenbernstein und ein geschliffener Topas aus Europa. Ein Rubin aus Burma, zwei ruttees schwer, ohne Fehler, und ein Ballasrubin, mit Fehlern, zwei ruttees schwer. Dann ist da eine Elfenbeinschnitzerei aus China; sie stellt eine Ratte dar, die ein Ei aussaugt; und schließlich ist da noch – ah ha! – eine Kristallkugel, groß wie eine Bohne, in ein goldenes Blatt gefaßt.«
Am Schluß klatschte er in die Hände.
»Er ist dein Meister«, sagte Lurgan Sahib lächelnd.
»Hah! Er wußte die Namen der Steine«, sagte Kim; er wurde rot. »Noch ein Versuch! Mit gewöhnlichen Sachen, die wir beide kennen.«
Sie häuften wieder allen möglichen Kleinkram auf die Platte, zusammengesucht aus dem Laden und sogar aus der Küche, und jedesmal gewann der Junge, bis Kim staunte.
»Verbinde mir die Augen – laß mich nur einmal mit meinen Fingern fühlen, und sogar dann werde ich dich mit offenen Augen hinter mir lassen«, sagte der Kleine herausfordernd.
Kim stampfte vor Ärger mit dem Fuß, als der Junge seine Prahlerei einlöste.
»Wenn es Menschen wären – oder Pferde«, sagte er, »dann könnte ich es besser machen. Diese Spielerei mit Pinzetten und Messern und Scheren ist zu wenig.«
»Erst lernen – dann lehren«, sagte Lurgan Sahib. »Ist er dein Meister?«
»Er ist es. Aber wie wird es gemacht?«
»Indem man es viele Male tut, bis man es vollkommen tut –denn es ist es wert.«
Du siehst also, auch hier geht es um Übung. Nur durch Übung kannst du eine Meisterschaft erlangen. Aber wozu das Ganze?
Es geht bei den Kimspielen um die Wahrnehmung der Umwelt. Nicht umsonst heißt der Pfadfinderwahlspruch Allzeit Bereit. Allzeit Bereit kannst du aber nur sein, wenn du auch alles mitbekommst, was um dich herum vorgeht.
Sinne
Mit den Sinnen nehmen wir unsere Umgebung wahr. Durch sie nehmen wir Kontakt mit der Umwelt auf und lassen die Umwelt in uns hinein. Unsere Sinnen sind die Nahtstelle zwischen dir und der Welt. Nur durch unsere Sinne können wir auch auf die Umwelt einwirken und sie gestalten.
Mit den Sinnen bezeichnen wir die schon von Aristoteles erkannten fünf Sinneskanäle des Menschen, also
- Gesichtssinn
- Gehörsinn
- Geruchssinn
- Geschmackssinn
- Tastsinn
Zusätzlich zu diesen fünf Sinnen gibt es noch weitere Wahrnehmungen:
- Gleichgewichtssinn
- Temperatursinn (Wärme und Kälte)
- Schmerzempfindung
Es reicht also nicht, wenn du nur deine fünf Sinne beisammen hast; ohne die letzten drei lebt es sich auch nicht so gut.
Bei manchen Menschen, sie werden "Synästhetiker" genannt, überschneiden sich die verschiedenen Sinneskanäle, sodass diese Menschen Klänge oder Gerüche als farbige Muster wahrnehmen.
Gehörsinn und Gesichtssinn (Sehen) zählt man zu den Fernsinnen, die anderen - Geruchsinn, Geschmackssinn, Gesichtssinn, und Tastsinn - Sinne zu den Nahsinnen
Mit dem 6. Sinn verzeichnete man früher etwas Übersinnliches. Jetzt meint man damit die Sinne von Tieren, mit denen sie spezifische Informationen erhalten
- die Klapperschlange die Wärme ihre Opfer
- die Spinne kleinste Bewegungen in ihrem Netz
- der Zitterochen die Körperelektrizität ihrer Opfer
- das Rotkehlchen das Magnetfeld der Erde
Mit Hilfe der Sinne lernen wir seit unserer Geburt die Welt und die anderen Menschen kennen und uns selbst als etwas davon Getrenntes, als Individuum begreifen.
Die Sinne sind miteinander verknüpft, d.h. das sie von einer Sache verschiedene Aspekte liefern können.
Die Sinne liefern kein objektives Abbild der Umwelt, denn sämtliche Reize, die von den Sinnesorganen aufgefangen werden, sind wertlos, solange das Gehirn sie nicht sinnvoll verarbeitet.
Die Sinneszellen in Auge und Ohr, Nase und Haut übersetzen die Reize in elektrische Signale, die dann über ein Nervenbündel an das Gehirn weiter geleitet werden. Das Gehirn formt dann erst die leuchtende, duftende und klingende Umwelt.
Auf Sinne wollen gepflegt und trainiert werden, damit sie ihre Aufgabe für dich erfüllen können. Kimspiele sind das beste Mittel diese Sinne zu trainieren.
Kimspiele werden unterteilt nach den Fähigkeiten der Wahrnehmung
- Sehen
- ungefähr 70% unserer täglichen Wahrnehmung erhalten wir über unsere Augen
- unsere Augen bewegen sich sehr häufig und sind auch noch im Traum aktiv
- was wir sehen sind die Lichtstrahlen, die von den Objekten ausgesandt, gebeugt oder reflektiert werden. Nicht oder schlecht sehen beeinträchtigt das Leben schon ganz deutlich
- blind zu sein stellen sich viele ganz schrecklich vor und trotzdem laufen viele Menschen mit ihren gesunden Augen blind herum. Sie sehen die Farben der ersten Blüten im Frühjahr nicht, sie übersehen das seltsame Licht wenn die Sonne schwach durch den Nebel scheint und wenn sie es sehen vergessen sie es schnell. Intensiv Erlebtes hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Wir sehen das Erlebnis auch vor uns, wenn wir die Augen schließen
- Hören
- der Hörsinn verarbeitet Schallwellen
- das menschliche Gehör kann Schallwellen nur innerhalb eines bestimmten Frequenz- und Schalldruckpegelbereichs wahrnehmen; Menschen können sehr tiefe und sehr hohe Töne nicht wahrnehmen :mit dem Alter wird der hörbare Bereich immer schmaler; die untere Grenze ist die Hörschwelle, die obere Grenze die Schmerzschwelle; die Grenzen sind sicherlich bei allen Menschen unterschiedlich, aber ab der Schmerzgrenze wird das Ohr leicht geschädigt; diese Schäden sind nicht mehr rückgängig zu machen
- die Polizeisirenen heulen jetzt dreimal lauter als noch vor 40 Jahren, sie werden sonst überhört, überall hört man Musik, oft zu laut; leben wir in einer Lärmverschmutzung? Hast du schon einmal eine Nadel fallen hören? Schreckst du im Lager auf, wenn ein Geräusch zu hören ist, das nicht hierher gehört?
- gute Ohren sind eine große Hilfe auf Fahrt; du kannst damit die Richtung zu Geräuschquellen und mit einiger Erfahrung auch die Entfernung einschätzen
- Riechen
- der Geruchsinn ist der komplexeste chemische Sinn des Menschen;
- wir riechen zwar nicht so gut wie ein Hund oder eine Ratte, aber unsere Nase kann 10.000 verschiedene Gerüche unterscheiden und das Gehirn kann sich die auch noch merken.
- der Geruchsinn ist entwicklungsgeschichtlich der älteste Sinn, den wir haben
- vielleicht ist er auch der Wichtigste; das was wir als angenehmen bzw. unangenehmen Geruch empfinden ist oft nur anerzogen, anderseits geben uns bestimmte Gerüche deutliche Informationen; sie beinflussen unsere Stimmung oder warnen uns vor Gefahr; der Geruch bestimmt oft, ob wir jemanden leiden können oder nicht; nicht umsonst sagt man: "Den kann ich überhaupt nicht riechen"; wenn wir etwas Leckeres riechen läuft uns das Wasser im Mund zusammen; eine Duftkerze und der Geruch eines Weihnachtstees zaubern gleich eine angenehme Atmophäre und rufen Erinnerungen an vergangene Erlebnisse wach
- jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Geruch. In einem Science Fiction von Isaac Asimov las ich, das das auch für jeden Planeten gilt, gilt das auch für unser Dorf, unsere Stadt, jeden Lagerplatz?
- Schmecken
- er ist wie der Geruchsinn ein chemischer Sinn, der jedoch stark vom Geruchsinn beeinflusst wird. Bei vielen Tierarten gibt es keine Trennung zwischen Geschmacks- und Geruchswahrnehmung. Die Rezeptoren, die uns die Information liefern liegen hauptsächlich auf der Oberseite der Zunge und auch auf dem weichen Gaumen.
- unterscheiden können wir nur sechs Hauprichtungen:
- süß, ausgelöst durch Kohlenhydrate oder Süßstoffe
- salzig, ausgelöst durch mineralische Verbindungen, wie Speisesalz
- sauer, ausgelöst durch niedrige pH-Werte, wie Säuren
- bitter ausgelöst durch Bitterstoffe
- umami ausgelöst durch Glutaminsäure
- fett
- unsere Geschmacksknospen machen schon einiges mit, Tag für Tag die Standard-Kost, auf alles Ketchup, alles süß; schmeckst du den Unterschied zwischen einer Treibhaustomate und der direkt aus dem Garten?
- wenn wir älter werden, schrumpfen die Geschmacksknospen und wir können den Geschmack von Nahrungsmitteln nicht mehr so gut unterscheiden
- Tasten
- durch Tasten beginnen Kleinkinder die Welt zu be - greifen
- durch Tasten erfahren sie auch die Grenzen der Dinge und be - greifen sich dadurch als eigenständig
- der Tastsinn ist also der erste Sinn, mit dem der Mensch die Welt kennenlernt
- unsere Hände und Finger sind sehr empfindsam; sie übermitteln dem Gehirn ein Bild von dem was sie ertasten; je mehr Bilder du im Kopf hast, umso schneller "erkennen deine Finger" einen Gegenstand
- wieviele Bilder hast du im Kopf?
- für die Feinheit des Tastsinns ist maßgebend, in welchem Mindestabstand voneinander zwei gleichzeitig aufgesetzte Zirkelspitzen als getrennte Berührungspunkte empfunden werden
- Gleichgewichtssinn
- das Ohr ermöglicht uns auch das Gleichgewicht zu halten, denn im Ohr befindet sich auch das Gleichgewichtsorgen
- Wärmesinn
- da die Temperaturempfindung auch über die Haut erfolgt, wird sie oft dem Tastsinn zugerechnet
- wenn man die Aufteilung der Punkte betrachtet, scheint der Wärmesinn nicht sehr ausgeprägt zu sein
- auf 1 cm² Haut gibt es beispielsweise:
- 2 Warmpunkte
- 13 Kaltpunkte
- 25 Druckpunkte
- 200 Schmerzpunkte
- an dieser Aufstellung siehst du auch, dass die Schmerzempfindung sehr wichtig ist
- Schmerzempfindung
- Denken
- wie löst du ein Knobelaufgabe, wie schätzt du die Höhe eines Mastes, doch in erster Linie durch denken, oder nicht?
Kimspiele machen den Wölflingen Spass und fordern sie heraus, begeistern die Jungpfadfinder und verlangen Pfadfindern und Rovern höchste Konzentration ab. Denn Kimspiele kannst du sehr schnell von kinderleicht zu extrem schwer steigern. Wie immer mußt du mit einfachen Spielen beginnen und dann immer schwierigere bringen, um die Fähigkeiten herauszufordern und zu trainieren.
Vor allem kannst du selbst deine Sinne trainieren. Eigentlich immer und jederzeit. Angefangen vom Frühstück (durch Riechen feststellen, was alles auf dem Tisch steht) bis zum Einschlafen (welche Geräusche sind noch zu hören). Das heißt auch, dass du auch die Sinne deiner Pfadfinder nicht nur einmal im Jahr bei einer Gruppenstunde herausfordern solltest, sondern spielerisch alle Gelegenheiten nutzen solltest.
Wenn du selbst in der Kohte um ein Feuer sitzt, Geschichten erzählst und gemeinsam mit der Sippe singst ist das doch ein ganz anderes Gefühl, als wenn du das ganze im Fernsehen siehst. Auch die reality-shows geben dir nur ein Erlebnis aus zweiter Hand, also ein second-hand-Erlebnis. Brauchst du das?
siehe auch
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(siehe auch: Kategorie Übungsideen)
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