Beauforttabelle

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Die Beauforttabelle'(auch Beaufortscala oder Beaufort) eine eine Einheit zum messen von Windgeschwindigkeiten.

Geschichte

Sir Francis Beaufort (geb.: 1774) hatte 1806 das Kommando auf einem englischen Seglschiff. Damals gab es kein Wetteramt, das pausenlos die Windgeschwindigkeit aufzeichnete, keine Sateliten, die Wolken und deren Geschwindigkeit vermaßen, und keine Kommunikationsmittel, mit der diese Informationen hätten weitergegeben werden können. Es gab nicht einmal einheitliche Angaben der Geschwindigkeit in m/s oder km/h, sondern jedes Land hatte andere Maßeinheiten. Unter m/s hätte sich auch die wenigsten Menschen etwas vorstellen können, weil die damals vorhandenen Verkehrsmittel keine hohen Geschwindigkeit erreichten. Die schnellsten waren Reiter oder Postkutschen.

Neben der Aufgabe Krieg zu führen, oder für die Seehoheit Englands zu sorgen, hatten die englischen Kapitäne die Aufgabe, meterologische Daten aufzuzeichnen (Logbuch). Auf Grund dieser Aufzeichnungen hatte die englische Marine die Möglichkeit die Großwetterlage in bestimmten Bereichen des Globus vorherzusagen (z.B.: die Hurrikanzeit, die Monsunzeit, vorherrschende Windrichtung zu einer bestimmten Jahreszeit, usw) und ihre Unternehmungen danach zu richten.

Sir Francis Beaufort entwickelte während seines Kommandos auf einem Segelschiff eine zwölfteilige (wenn man die 0 noch dazu nimmt sind es dreizehn Teile) Skala - die nach ihm benannte Beaufortscala. Die Masseinheit dieser Skala lautet daher Beaufort, abgekürzt bft. Als Messinstrument diente ihm dabei das Gesamtverhalten der Segel seines Schiffes bei unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten. Die Beaufortscala wurde 1838 in der Britischen Royal Navy offiziell eingeführt

Der deutsche Kapitän Peter Petersen orientierte sich dann zur Zeit der Dampfschiffahrt auch am Seegang und veröffentlichte seine erweiterte Skala 1927. 12 Jahre brauchten die Wetterspezialisten und die WMO (World Meteorological Organisation) um sie anzuerkennen. Die Skala ist international anerkannt mit wenigen, kleinen Veränderungen und bis heute gültig.

1950 wurden noch die Stufen 13 bis 17 angefügt. Für uns in Mitteleuropa sind sie jedoch kaum relevant.

Die Bedeutung der einzelnen Stufen

Heute würde wahrscheinlich niemand mehr auf die Idee kommen, durch lange Naturbeobachtung eine Windstärkenskala auzustellen. Man würde einfach die Angabe der Windgeschwindigkeit des Wetteramtes nehmen und da jeder vom Fahrradfahren oder Autofahren einen Eindruck hat, was 10, 50 oder 100 km/h bedeuten, kann er sich auch vorstellen, was das für Auswirkungen hat. Außerdem sind wir nicht mehr so direkt von der Umwelt beeinflusst, wie die Menschen zu früheren Zeiten, vor allem wie diejenigen, die auf Segelschiffen die Meere befuhren.

Doch anfangs 19. Jahrhundert hatte man noch keine Instrumente um die Windgeschwindigkeit so genau zu messen, noch konnten sich die Menschen unter solchen Geschwindigkeiten etwas vorstellen. Deshalb definiert die Beaufortscala die einzelnen Stufen mit ihren Auswirkungen auf das Wasser. Die Angaben für die Windgeschwindigkeit kamen erst später hinzu.

Beaufort-Skala mit Windart und Beschreibung

Bft m/s km/h mph kn Bezeichnung Beschreibung (Wirkung auf See) Beschreibung (Wirkung an Land)
0 0,0 − <0,5 0,0 − <1,9 0 − <1,2 0 − <1 Windstille spiegelglatte See keine Luftbewegung, Rauch steigt senkrecht empor
1 0,5 − <2,1 1,9 − <7,4 1,2 − <4,6 1 − <4 leiser Zug leichte, schuppenförmige Kräuselwellen kaum merklich, Rauch treibt leicht ab, Windflügel und Windfahnen unbewegt
2 2,1 − <3,6 7,4 − <13,0 4,6 − <8,1 4 − <7 leichte Brise kleine, kurze Wellen, Oberfläche glasig Blätter rascheln, Wind im Gesicht spürbar
3 3,6 − <5,7 13,0 − <20,4 8,1 − <12,7 7 − <11 schwache Brise Anfänge der Schaumbildung Blätter und dünne Zweige bewegen sich, Wimpel werden gestreckt
4 5,7 − <8,2 20,4 − <29,6 12,7 − <18,4 11 − <16 mäßige Brise kleine, länger werdende Wellen, überall Schaumköpfe Zweige bewegen sich, loses Papier wird vom Boden gehoben
5 8,2 − <11,3 29,6 − <40,7 18,4 − <25,3 16 − <22 frische Brise mäßige Wellen von großer Länge, überall Schaumköpfe größere Zweige und Bäume bewegen sich, Schaumköpfe auf Seen; Wind deutlich hörbar
6 11,3 − <14,4 40,7 − <51,9 25,3 − <32,2 22 − <28 starker Wind größere Wellen mit brechenden Köpfen, überall weiße Schaumflecken dicke Äste bewegen sich, hörbares Pfeifen an Drahtseilen, in Telefonleitungen
7 14,4 − <17,5 51,9 − <63,0 32,2 − <39,1 28 − <34 steifer Wind grobe See, weißer Schaum von den brechenden Wellenköpfen legt sich in Schaumstreifen in die Windrichtung Bäume schwanken, Widerstand beim Gehen gegen den Wind
8 17,5 − <21,1 63.9 − <75.9 39,1 − <47,2 34 − <41 stürmischer Wind ziemlich hohe Wellenberge, deren Köpfe verweht werden, überall Schaumstreifen große Bäume werden bewegt, Zweige brechen von Bäumen, beim Gehen erhebliche Behinderung
9 21,1 − <24,7 75.9 − <88.9 47,2 − <55.2 41 − <48 Sturm hohe Wellen mit verwehter Gischt, Brecher beginnen sich zu bilden Äste brechen, Ziegel werden von Dächern gehoben
10 24,7 − <28,8 88.9 − <103,7 55,2 − <64,4 48 − <56 schwerer Sturm sehr hohe Wellen, weiße Flecken auf dem Wasser, lange, überbrechende Kämme, schwere Brecher Bäume werden entwurzelt, Häuser beschädigt; kommt im Landesinneren selten vor
11 28,8 − <32,9 103,7 − <118,5 64,4 − <73,6 56 − <64 orkanartiger Sturm brüllende See, Wasser wird waagerecht weggeweht, starke Sichtverminderung heftige Böen, schwere Sturmschäden; kommt im Landesinneren selten vor
12 >32,9 >118,5 >73,6 >64 Orkan See vollkommen weiß, Luft mit Schaum und Gischt gefüllt, keine Sicht mehr schwere Sturmschäden und Verwüstungen; kommt im Landesinneren selten vor

Windgeschwindigkeiten sind der Mittelwert über 10 Minuten, gemessen 10 Meter über dem Gelände.

Wie man in der Tabelle sieht steigt die Beaffortscala nicht linear mit der Windgeschwindigkeit (d.h. um von Stufe 0 zu Stufe 1 zu kommen muss der Wind 0.5 km/h zulegen. Um von Stufe 11 zu Stufe 12 zu kommen um 4.1 km/h). Dum aus der Windgeschwindigkeit den Beaffortwert zu berechnen, kann man die Formel

B = (v/ 0.8360)^(2/3)

oder als Annäherung

B = (v + 5)/(v + 3)

wobei mit v immer die Windgeschwindigkeit in m/s gemeint ist.

Da der Winddruck (d.h. die "Kraft" des Windes) quadratisch mit der Windgeschwindigkeit wächst (wenn sich die Windgeschwindigkeit verdoppelt, vervierfacht sich der Winddruck) verschätzt man sich oft bei höheren Windstärken.

Rekorde

Die höchste je gemessene Windgeschwindigkeit ist 408 km/h (25.8 bft) und wurde am 10. April 1996 auf der westaustralischen Insel Barrow Island gemessen. Jedoch konnte mittels eines Doppler-Radars indirekt noch höhere Windgeschwindigkeiten gemessen werden. So wurde während des Oklahoma Tornado Outbreak am 3. Mai 1999 bei Bridge Creek, Oklahoma (USA) eine Windgeschwindigkeit von 496 ± 33 km/h (30.1 bft) innerhalb eines Tornados gemessen. Über Japan wurden zudem 1970 Jetstreams mit einer Geschwindigkeit von 650 km/h gemessen, dies jedoch nicht in Bodennähe, sondern in der freien Atmosphäre.

Die höchste Windgeschwindigkeit, die in Deutschland bislang gemessen wurde, lag bei 335 km/h. Sie wurde am 12. Juni 1985 auf der Zugspitze registriert. Das entspricht rechnerisch einem Beaufort-Wert von 23,1. In der Schweiz wurde während des Orkans Wiebke auf dem Jungfraujoch 285 km/h (20.7 bft, Nacht vom 26. auf den 27. Februar 1990) gemessen.

Siehe auch


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