Überleben in der Natur
Als deutschsprechender Pfadi wirst du mit deiner Gruppe selten bis nie in in Gegenden unterwegs sein in denen du im Notfall über mehrere Tage auf dich alleine gestellt überleben musst. Survival bedeutet für dich "Überleben bis Hilfe kommt oder du Hilfe erreichst".
Ich erkläre hier zuerst das Überleben in der Notfallsituation. In solche kannst du z.B. bei Wetterumstürzen in den Bergen kommen.
Überleben in der Notfallsituation.
Vermeide in Überlebenssituationen zu kommen
Plane deine Route sorgfältig. Plane viel Zeitreserven ein, du bist nie schneller als der langsamste in deiner Gruppe.
Beachte den Wetterbericht. Ändere deinen Tourenplan oder deine Hikeroute falls notwendig. Suche Schutz bevor das Wetter gefährlich wird.
Mach deine Pläne bekannt, so wirst du vermisst wenn du nicht wie geplant ankommst.
Bleibe bei Nachtwanderungen immer auf ausgebauten Wegen. Speziell nachts musst du immer wissen wo du bist.
Kläre deine Situation, setze Prioritäten
In jeder Notfallsituation musst du zuerst dafür sorgen, dass es nicht schlimmer wird. Bewahrst du in Notfallsituationen einen kühlen Kopf, werden sie nicht zu "Überlebenssituationen". Wie in jeder anderen Notfallsituation solltest du das Ampelschema, also "schauen, denken, handeln", anwenden. Dieses findest du unter 1. Hilfe.
Vermeide alles was deine Situation verschlimmern kann. Bewege dich zum Beispiel in dir unbekanntem und weglosem Gelände nicht nachts, ausser wenn es nötig ist um dich von einer Gefahr zu entfernen. Bist du in einer Gruppe, dann halte die Gruppe zusammen.
Problematisch sind für dich Unterkühlung, Durst, Hunger und Risiken die du eingehst (Verletzung, Vergiftung). Kein Wasser und kein Essen sind in den ersten 24h kein echtes Problem. "Kein Plan" kann dich aber bereits in den ersten Stunden in sehr gefährliche Situationen bringen.
Halte dich trocken, halte dich warm
Unterkühlung ist deine grösste Gefahr. Dein Körper benötigt viel Energie um deine Temperatur zu halten. Deshalb: Halte dich trocken, halte dich warm.
Suche oder baue dir bei schlechtem Wetter schnellstmöglich eine Unterkunft die dich vor Wind und Wetter schützt (Biwak). Nimm keine Rücksicht auf fremdes Eigentum wenn es tatsächlich um die Gesundheit oder das Überleben von dir und deiner Gruppe geht. Die Tür einer Alphütte aufzubrechen (als Beispiel), ist im Notfall besser als bei sehr schlechtem Wetter den Abstieg zu riskieren.
Ein Feuer hilft dich warm zu halten. Achte aber auch hier unbedingt auf deine Sicherheit. Entfache z.B. in Hütten nur dann ein Feuer, wenn auch eine Feuerstelle mit funktionierendem Rauchabzug vorhanden ist.
Alarmiere und sei Sichtbar
Hast du ein Smartphone dann versuche zu alarmieren. Apps wie Echo-SOS erlauben es deinen Helfern dich zu lokalisieren. Achte auf deinen Akkustand und vereinbare nötigenfalls mit deinen Helfern Zeitfenster in denen du dein Smartphone eingeschaltet hast.
Hast du kein Smartphone oder keinen Empfang, kannst du helfen in dem du sichtbar bist so bald das Wetter es zulässt. Hast du leuchtend farbige Ausrüstungsgegenstände? Platziere sie so das sie aus der Luft sichtbar sind. Hast du mehrere Taschenlampen? Leuchte den Gegenstand nachts mit einer von ihnen an.
1. Hilfe
"Trocken und warm halten" ist für Verletzte die sich nur wenig bewegen können sehr wichtig.
Um dich im Notfall versorgen zu können, musst du die 1. Hilfe beherrschen, falls du verletzt bist, hast du keine Möglichkeit im Pfadiwiki nachzulesen.
Echtes "Survival"
In Überlebenssituationen die mehrere Tage dauern können, kommst du nur weit abseits der Zivilisation. Das sind meist Orte die du nicht mit der Pfadi besuchst. Oben geschriebenes gilt selbstverständlich auch dort. Zusätzlich zum Risiko der Unterkühlung kommen hier noch "Durst" und "Hunger" als Risiken dazu.
"Survival" wird ausserhalb von Überlebenssituationen praktiziert, dies ist aber nicht was du in der Pfadigruppe betreiben solltest. Das Ziel von "Survival" ist nicht das Überstehen solcher Situationen, sondern trotz minimaler Ausrüstung gar nicht erst in solche zu kommen. "Survival" ist, einfach ausgedrückt, ein mehrtägiger Hike mit minimaler Ausrüstung bei dem man sich aus der Natur versorgt.
Trinken
Trinke nur gefiltertes (klares) und zusätzlich abgekochtes bzw. entkeimtes Wasser. Die einzige Ausnahme ist frisches Regenwasser. Weiteres im Artikel Trinkwasser.
Essen
Hast du keine Verpflegung dabei, dann iss in den ersten Tagen lieber nichts als Experimente zu machen. Du kommst mit Hunger besser klar als mit Erbrechen, Durchfall oder sogar einer Vergiftung.
Betreibst du Survival, kannst du von dieser Regel abweichen.
Pflanzen essen
Meistens können nur gewisse Teile (Wurzeln, Knollen, Früchte, Samen, Blätter) einer Pflanze gegessen werden. Niemals darf absichtlich von einer giftigen Pflanze gegessen werden.
Wurzeln und Knollen sind der Energiespeicher einer Pflanze. Meistens musst du diese kochen damit deine Verdauung diese Energie verwerten kann. Beeren und Früchte dienen der Pflanze als Weg ihre Samen, über die Ausscheidungen von Tieren die sie gegessen haben, zu verbreiten. Beeren und Früchte liefern ihre Energie auch ungekocht. Samen einer Pflanze, wie z.B. Getreidekörner, scheidest du ohne Verarbeitung unverdaut wieder aus. Samen kannst du verarbeiten in dem du sie zu Brei zerkochst oder ankeimen lässt. Blätter und Stängel einer Pflanze haben meist nur wenig Nährwert, füllen dir aber den Magen.
Was Tiere mit vergleichbarem Verdauungssystem (Schweine, Pferde) essen können, ist meist für Menschen geniessbar. Ebenfalls grösser ist die Chance bei Früchten und Samen welche von Vögeln verzehrt werden. Du musst aber trotzdem extreme Vorsicht walten lassen.
Iss keine Pilze die du nicht 100% sicher als essbar kennst. Mach mit diesen auch keinen "Essbarkeitstest".
Essbarkeitstest
- Bevor du irgendeine Pflanze oder einen Teil davon isst und du dir nicht 100%ig sicher bist, ob sie auch ungiftig ist, mache unbedingt den Essbarkeitstest. Die Gefahr, dich zu vergiften, ist sonst sehr groß
- der Essbarkeitstest erfordert viel Zeit und Geduld
- mach ihn immer, auch wenn du sehr hungrig bist!
- probiere niemals verschiedene Pflanzen gleichzeitig!! Du weisst sonst nicht mehr, welche davon ungeniessbar war!
Vorgehen beim Essbarkeitstest
1. Presse ein bisschen Flüssigkeit aus der Pflanze und tropfe sie auf eine empfindliche Hautstelle (z.B. deinen Unterarm), wenn du merkst, dass es deine Haut reizt, ist die Pflanze giftig.
2. Prüfe nach 5 Minuten vorsichtig mit der Zunge, ob du etwas Unangenehmes schmeckst. Hüte dich vor allem, was bitter, ätzend oder nach Bittermandel schmeckt und vor milchigen Flüssigkeiten. Bemerkst du einen Geschmack, kannst du die Pflanze abkochen, mindestens 15 Minuten lang. Hast du keine Kochmöglichkeit, kannst du die Pflanze auch mindestens eine Stunde lang in fliessendes Wasser halten. Prüfe nochmals, und wirf sie weg, wenn der Geschmack nicht einwandfrei ist.
3. Behalte ein Stück einer Pflanze 5 Minuten im Mund, wenn es nicht brennt, schluck es herunter.
4. Warte mindestens 8 Stunden. Wenn sich bis dann keine negativen Nebenwirkungen wie Durchfall, Erbrechen, Übelkeit,... zeigten, iss eine kleine Hand voll. Wenn es dir nach weiteren 8 Stunden nicht schlecht geht, kannst du die Pflanze essen.
Fleisch, Fisch und Insekten
Fleisch und Fisch ist für dich nur durch Jagen, Fischen oder Fallen stellen verfügbar. Fischen ist einfacher als Jagen. Iss weder Fleisch, Fisch noch Insekten welche aus der Natur stammen roh. Sie können alle Krankheitserreger oder Parasiten enthalten.
Das Töten, Entbluten und Ausweiden eines Tieres benötigt Übung. Halte beim Ausweiden viel Trinkwasser in Griffweite, verletzt du beim Ausweiden die Därme musst du sofort auspühlen, sonst hast du Darmbakterien am Fleisch. Verletzt du die Galle ist der Geschmack stark beeinträchtigt.
Ausserhalb einer echten Überlebenssituation, darfst du ohne entsprechende Ausbildung und Bewilligung (Jagdpatent, Fischerpatent) weder Jagen noch Fischen.
Fisch
Nicht jeder Fisch ist essbar. Es gibt zwar bedeutend mehr ungiftige Fische, dennoch kann es nicht schaden, wenn dir einige einfache Regeln bekannt sind, nach denen du sie unterscheiden kannst
- Iss nur frischen Fisch, der gut aussieht, sich gut anfühlt und gut riecht! Er darf nicht weich, wabbelig oder grau sein. Besonders in südlichen Ländern musst du diese Regel streng beachten, denn verdorbener Fisch bildet oft gefährliche Gifte.
- Iss keine schuppenlose Fische! Das gilt für alle dir unbekannten Arten!
- Iss keinen Fisch, der nicht wie ein Fisch aussieht! Das gilt für kastenförmige Fische (Kofferfisch), Fische, die sich aufblasen, wenn man sie aus dem Wasser nimmt (Kugelfisch und Igelfisch), Fische, die wie Schweine aussehen (Schweinefisch) und Fische, die wie Steine aussehen (Drachenfisch, auch Zauberfisch und Teufelsfisch genannt). Der letzte ist äusserst giftig.
- Iss nie die Innereien eines Fisches, auch nicht von dir bekannten Arten! Besonders die Leber kann sehr giftig sein.
Fleisch
Iss nur frisches Fleisch, niemals Aas. Das frische Fleisch aller Säugetiere kannst du essen, koche es aber vorher immer gar durch. Dies gilt auch für die Innereien.
- Auch alle Vögel kann man essen, sogar Seevögel und Aasfresser, obwohl deren Fleisch etwas merkwürdig schmeckt.
- Alle Vogeleier sind essbar, wenn sie frisch sind und dann wieder, wenn sie einen Embryo enthalten.
- Eidechsen, Schlangen, Frösche und Salamander sind ebenfalls essbar. Beachte aber, dass der Salamander in seiner Haut giftige Drüsen hat, er muss vor dem Kochen gehäutet werden. Am besten häutest du alle diese Tiere vor dem Kochen und isst nur das Fleisch, dann kannst du nichts falsch machen. Iss niemals Kröten.
Insekten
Insekten sind eine sehr gute Nahrungsquelle, wenn man sie als Köder zum Fischen verwendet.
siehe auch
Survival-Inhalte
(siehe auch: Kategorie Survival)