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Herz-Lungen-Wiederbelebung: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter einer '''Herz-Lungen-Wiederbelebung''' (HLW) oder '''Kardiopulmonalen Reanimation''' (CPR) versteht man das Durchführen von Massnahmen, die einen Atem- und Kreislaufstillstand beenden sollen. Dabei lassen sich Basismassnahmen, die im Rahmen der [[lebensrettende Sofortmaßnahmen|lebensrettenden Sofortmaßnahmen]] durchgeführt werden, von erweiterten Massnahmen unterscheiden. Gelegentlich bezieht sich der Begriff auch nur auf die Basismassnahmen.
Unter einer '''Herz-Lungen-Wiederbelebung''' (HLW) oder '''Kardiopulmonalen Reanimation''' (CPR) versteht man das Durchführen von Massnahmen, die einen Atem- und Kreislaufstillstand beenden sollen. Dabei lassen sich Basismassnahmen (Teil der [[ABC|lebensrettenden Sofortmassnahmen]]) und erweiterten Massnahmen unterscheiden. Gelegentlich bezieht sich der Begriff auch nur auf die Basismassnahmen.


''Basismassnahmen,'' die sowohl von Laien als auch von professionellen Helfern durchgeführt werden müssen, umfassen das Erkennen des Kreislaufstillstandes, Absetzen eines [[Notruf]]es, Freimachen der Atemwege, Beatmung des Patienten und die Durchführung einer Herzdruckmassage. Das Ziel dieser Massnahmen ist die Versorgung lebenswichtiger Organe mit Sauerstoff.
'''Basismassnahmen:''' Erkennen des Kreislaufstillstandes, Absetzen eines [[Notfallnummern|Notruf]]es, Freimachen der Atemwege, Beatmung des Patienten und Herzdruckmassage. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung der Versorgung lebenswichtiger Organe mit Sauerstoff.


''Erweiterte Maßnahmen,'' die von medizinischem Fachpersonal im Krankenhaus durchgeführt werden, haben zum Ziel, den Kreislaufstillstand zu beenden und eine regelmässige Herzaktion wiederherzustellen.  
'''Erweiterte Maßnahmen:''' Werden von medizinischem Fachpersonal im Krankenhaus durchgeführt. Das Ziel ist die Wiederherstellung der Herztätigkeit und die Beendung der Kreislaufstillstand.


== Erkennen eines Kreislaufstillstandes ==
== Erkennen eines Kreislaufstillstandes ==
Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden die Vitalfunktionen Bewusstsein und Atmung des Patienten überprüft. Unter Beachtung der eigenen Sicherheit prüft der Helfer die Reaktion des Patienten durch Ansprechen und Schütteln an der Schulter. Bei bewusstlosem Patienten wird ein [[Notruf]] abgesetzt oder veranlasst. Anschliessend wird der Kopf des Patienten durch den [[Lebensrettender Handgriff|lebensrettenden Handgriff]] überstreckt, d. h. nach hinten geneigt und die Atemtätigkeit geprüft, indem auf das Atemgeräusch gehört wird, die Ausatemluft an der Wange gefühlt wird und die Atembewegungen des Brustkorbes beobachtet werden. Findet sich beim Patienten keine normale Atmung, beginnt der Ersthelfer mit den Basismassnahmen der Reanimation. Ein atmender Patient wird in die [[stabile Seitenlage]] gebracht.  
Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden Bewusstsein und Atmung des Patienten überprüft. Der Helfer prüft die Reaktion des Patienten durch Ansprechen und Kneifen (Ohrläppchen, Oberarm oder ähnliches). Bei bewusstlosem Patienten wird soffort [[Notfallnummern|alarmiert]].  


== Basismaßnahmen der Reanimation ==
Da bewusstlose Patienten leicht an der eigenen Zunge ersticken können, wird der Kopf des Patienten überstreckt ([[Lebensrettender Handgriff|Stabile Seitenlage]]) und die Atmung geprüft (Atemgeräusch, Lufstrom aus der Nace und dem Mund, bewegung des Bauches). Atmet der Patient nicht oder nur sehr schwach muss soffort mit der Beatmung und der Herzdruckmassage begonnen werden, ein atmender Patient wird in die [[stabile Seitenlage]] gebracht.  
Die Basismassnahmen, dienen der Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des Patienten mittels Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung oder Mund-zu-Nase-Beatmung. Sie sollen die Zeit bis zur Anwendung erweiterter Therapiemassnahmen überbrücken, ohne dass lebenswichtige Organe des Patienten irreversibel geschädigt werden. Dies betrifft vor allem das Gehirn, welches durch Sauerstoffmangel schon nach wenigen Minuten Schäden nimmt. Der durch die Basismassnahmen erzielbare Blutfluss entspricht etwa 30 % des gesunden Kreislaufes.


Die Abfolge nach der Feststellung eines Atem-Kreislaufstillstands (siehe [[#Erkennen eines Kreislaufstillstandes|oben]]) lautet wie folgt:
== Basismassnahmen ==
Das Ziel der Basismasnahmen ist die Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des Patienten. Sie sollte die Zeit bis zum Eintreffen von Hilfe überbrücken, ohne dass lebenswichtige Organe(v.a. das Gehirn, das bereits nach wenigen Minuten unheilbar geschädigt wird) des Patienten geschädigt werden.


<div align="center"> ''Herzdruckmassage'' (30x) – ''Freimachen der Atemwege'' und ''Beatmung'' (2x)</div>
Die Basismassnahmen bestehne aus (30:2-Schema)


Die Basismassnahmen können von einem oder auch zwei Helfern durchgeführt werden. Das Verhältnis von Herzdruckmassage zu Beatmung ist davon unabhängig und wurde in den neuesten Empfehlungen auf 30 Herzdruckmassagen zu 2 Atemspenden geändert. Der Herzdruckmassage kommt ein höherer Stellenwert zu. Sie soll auch allein angewandt werden, wenn eine Beatmung nicht möglich ist.
<div align="center"> ''Herzdruckmassage'' (30x) –  ''Beatmung'' (2x)</div>


Zu den Basismassnahmen zählt auch, mittels eines [[Notruf]]es unverzüglich den Rettungsdienst anzufordern. Dieser führt die Basismassnahmen auf dieselbe Art durch, allerdings mit einigen Ergänzungen.
Früher wurde oft das 15:1-Schema gelehrt, bei Kindern auch 15:2, heute sollte aber nur noch 30:2 verwendet werden (ausser Kinder < 1 Jahr)


Jeder, der eine reglose Person auffindet, ist verpflichtet, nach bestem Wissen unverzüglich mit lebensrettenden Sofortmassnahmen zu beginnen, da er sich ansonsten der unterlassenen Hilfeleistung schuldig macht. Ausnahmen sind Körper, welche bereits starke Anzeichen einer Verwesung aufweisen oder Verletzungen, die mit dem Leben unvereinbar sind. Einmal begonnen ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung ohne Unterbrechung bis zum Eintreffen von Hilfe fortzuführen, über einen Abbruch der Massnahmen entschiedet nur ein Arzt. Davon ausgenommen ist eine Unterbrechung der Maßnahmen aus gesundheitlicher Belastung.
 
Die Basismassnahmen können von einem oder zwei Helfern durchgeführt werden (bei zwei Helfern übernimmt eine die Herzdruckmassage und einer die Beatmung).Falls keine Beatmung möglich ist sollte die Herzdruckmassage alleine angewandt werden.
 
Mit den Basismasnahmen muss forgefahren werden, bis der Patient wieder von alleine Atmet, Hilfe eintrifft oder die Helfer sich in Gefahr bringen (durch äussere Umstände oder Übermüdung). Über einen Abbruch kann nur ein Arzt entscheiden.


=== Freimachen der Atemwege ===
=== Freimachen der Atemwege ===
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In neutraler Kopfposition fällt beim liegenden Patienten die Zunge in den Rachenraum zurück und verlegt die Atemwege. Um eine Atmung oder Beatmung zu ermöglichen muss daher der Kopf überstreckt werden.  
In normaler Kopfposition fällt einem liegenden Patienten die Zunge in den Hals und verstopft die Atemwege. Um eine Atmung oder Beatmung zu ermöglichen muss der Kopf überstreckt werden.  


=== Herzdruckmassage ===
=== Herzdruckmassage ===
[[Bild:CPR.jpg|thumb|Herzdruckmassage]]
[[Bild:CPR.jpg|thumb|Herzdruckmassage]]
Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das Brustbein in Richtung Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen in den Kreislauf ausgeworfen. In der Entlastungsphase füllt sich das Herz erneut mit Blut.
Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das Brustbein in Richtung Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen in den Kreislauf gedrückt. In der folgenden Entlastungsphase füllt sich das Herz erneut mit Blut.


Als vorbereitende Massnahme wird der Patient flach in Rückenlage auf einer harten Fläche gelagert und sein Brustkorb frei gemacht. Um den richtigen Druckbereich zu finden, wird zunächst mit den Zeigefingern das oberen und unteren Ende des Brustbeins ertastet und dieses dann mit den Daumen grob geschätzt in Drittel aufgeteilt. Der optimale Druckpunkt liegt im oberen Bereich des unteren Brustbeindrittels. Wird über oder unter diesem Punkt angesetzt, ist die Herzdruckmassage zwar weniger effektiv, aber dennoch hilfreich. Um die Vorgaben möglichst einfach zu halten und so die Hemmschwelle beim Laienhelfer herabzusetzen, wird in den aktuellen Leitlinien empfohlen, den Kreuzungspunkt einer zwischen den Brustwarzen gedachten Linie mit dem Brustbein als Druckpunkt zu wählen.
Als erstes wird der Patient flach auf eine harten Fläche gelegt und sein Brustkorb frei gemacht. Um den richtigen Druckbereich zu finden, wird zunächst mit den Zeigefingern das oberen und unteren Ende des Brustbeins ertastet und dieses dann in Drittel aufgeteilt. Der optimale Druckpunkt liegt im oberen Bereich des unteren Brustbeindrittels. Wird dieser Punkt verfehlt, ist die Herzdruckmassage weniger effektiv, aber dennoch hilfreich. Um das Vorgehen möglichst einfach zu machen, wird oft auch empfohlen, den Kreuzungspunkt einer zwischen den Brustwarzen gedachten Linie mit dem Brustbein als Druckpunkt zu wählen.


Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig herunter gedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt etwa vier bis fünf Zentimeter. Zwischen zwei Pumpstössen soll der Brustkorb komplett entlastet werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassage liegt bei gut 100 Kompressionen pro Minute.
Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig herunter gedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt etwa vier bis fünf Zentimeter. Zwischen zwei Pumpstössen soll der Brustkorb komplett entlastet werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassage liegt bei gut 100 Kompressionen pro Minute.
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=== Beatmung ===
=== Beatmung ===
Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt als Mund-zu-Nase- oder Mund-zu-Mund-Beatmung. Üblich in Europa ist die Mund-zu-Nase-Beatmung, da diese sicherer durchführbar ist. Der Kopf des Betroffenen wird dabei überstreckt. Der Mund muss bei der Mund-zu-Nase-Beatmung, die Nase bei der Mund-zu-Mund-Beatmung verschlossen werden.
Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt Mund-zu-Nase oder Mund-zu-Mund. In Europa ist die Mund-zu-Nase-Beatmung üblich.  
Der Helfer atmet normal ein und bläst dann langsam Luft in Mund oder Nase des Patienten. Das Volumen ist richtig gewählt, wenn sich der Brustkorb sichtbar hebt. Die Beatmungsphase sollte etwa eine Sekunde betragen, die Beatmung wird sofort einmal wiederholt.
Der Kopf des Betroffenen wird überstreckt und der Mund (resp. die Nase bei der Mund-zu-Mund Beatmung) verschlossen. Der Helfer atmet normal ein und bläst dann langsam die Luft in die Nase (resp. Mund) des Patienten. Der Brustkorb sollte sich sichtbar heben. Die Beatmungsphase sollte etwa eine Sekunde betragen, die Beatmung wird sofort einmal wiederholt.


== Besonderheiten bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern ==
== Besonderheiten bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern ==
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; daher gilt es bei der Reanimation einige Besonderheiten zu beachten. Es wird zwischen Säuglingen (bis etwa 12 Monate) und älteren Kindern (ab etwa 12 Monate bis zum Erreichen der Pubertät) unterschieden.
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; es gibt bei der Reanimation einige Besonderheiten zu beachten. Es wird zwischen Säuglingen (bis etwa 12 Monate) und älteren Kindern (ab etwa 12 Monate bis zum Erreichen der Pubertät) unterschieden.


Bei Kindern werden vor Beginn der Herzdruckmassage zunächst fünf initiale Atemhübe hintereinander gegeben. Als eine weitere Besonderheit wird zur Beatmung speziell bei Säuglingen der Kopf nicht überstreckt, sondern nahezu in der Neutralposition belassen. Die Beatmung erfolgt wegen der Körpergrösse der Patienten bei Neugeborenen und Säuglingen über Mund und Nase gleichzeitig (Mund zu Mund und Nase).
Bei Kindern werden vor Beginn der Herzdruckmassage zunächst fünf initiale Atemhübe hintereinander gegeben. Als eine weitere Besonderheit wird zur Beatmung speziell bei Säuglingen der Kopf nicht überstreckt, sondern nahezu in der Neutralposition belassen. Die Beatmung erfolgt wegen der Körpergrösse der Patienten bei Neugeborenen und Säuglingen über Mund und Nase gleichzeitig (Mund zu Mund und Nase).
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