Schwitzhütte (indianische)

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Ursprung der Schwitzhütten

Das Schwitzen in einer eigens dafür hergerichteten Hütte - und als körperreinigendes Ritual zelebriert - findet sich in vielen Kulturen. Was heute im Internet als "Schwitzhüttenzeremonie" angeboten wird, beruft sich ausschließlich auf indianische Herkunft. Dennoch wissen wir, dass Schwitzrituale auch bei den keltischen Völkern bekannt waren und heute noch bei den Samen/Lappen in Nordeuropa und in den Tundren der Sibiriker praktiziert werden. Der moderne Mitteleuropäer hat davon das Prinzip der Sauna übernommen, ohne den rituellen Schamanismus der urwüchsigen Völker. Die "Schwitzhüttenzeremonien" kommen hier dem gestressten Manager (oder wer sich dafür hält) und seinem Bedürfnis nach New Age und Geborgenheit auf kommerzielle Art entgegen....

Symbolischer Hintergedanke

Das indianische Schwitzhüttenritual ist vom Prinzip her ein Wiedergeburtsritual. Die Ritualabfolge und die einzelnen Symbolinhalte können von Stamm zu Stamm variieren. Vom Prinzip her sind sie jedoch gleich: Der Mensch kehrt in den Bauch der Mutter Erde zurück, um neu geboren wieder hervorzukommen. Jeder Saunagänger wird diesen Eindruck bestätigen können, wird doch durch das intensive Schweißaustreiben das Organ Haut von seinen Schlacken gereinigt und in Folge der Hitzeeinwirkung das Immunsystem nachhaltig angeregt. Darüber hinaus hat die indianische Schwitzhütte etwas mit "Hingabe" zu tun, Hingabe an die Elemente, den Tod und das Leben. Dies ist dem abgeklärten Mitteleuropäer besonders schwer zu begreifen; eine blasse Ahnung stellt sich ein, wenn der Hüttengänger den beiden Elementen Feuer und Wasser und dem ständigen Aufgießen des Hüttenchefs ausgeliefert ist.... In der Schwitzhütte - so die Vorstellung - lässt man Altes, Überflüssiges los und schafft somit Platz für Neues, das sich während des Rituals oft in Form einer Vision, einer rituellen Eingebung zeigen soll. Der mitteleuropäische Saunagänger, welcher die Ruhe und Entspannung in seinem Tun sucht, wird diese Vorstellung unbedingt teilen. Doch auf Visionen wird er vergeblich hoffen, wenn er nicht die Besonderheiten indianischer Aufgüsse praktiziert....

Notwendige Materialien

  • Haselnußruten oder ähnlich flexible Stangen
  • Schnüre
  • Decken
  • große Steine einen Korb für die Steine
  • eine Kanne oder eine Schüssel Wasser
  • einen Schöpflöffel
  • ein Lagerfeuer

Die Hütte

Die Hütte heißt ursprünglich: "wakan tunka tipi" und bedeutet "Hütte der heiligen Steine" oder "wo die Steine zu Dir sprechen". Heute spricht man von einer "Sweatlodge". Das Gerüst der Schwitzhütte errichtet man am besten aus biegsamen Zweigen; bestens sind hierzu Haselnuss- oder Weidenruten geeignet, aber auch Fichtenzweige können eingesetzt werden. Die Konstruktion der Hütten erfolgte oftmals nach Visionen von Schamanen; prinzipiell haben sich jedoch 2 Typen durchgesetzt:

  • die Iglu-Form und
  • die Spitzbogenform (halber Football) der Crow Indianer.

Das Iglu-Schwitzzelt

Aus 8-12 langen, daumendicken Zweigen - sollten sie zu kurz sein, kann man mehrere miteinander durch Binden verlängern - wird ein Iglu gebaut. Die Zweige werden in den Boden gesteckt und ergeben durch Biegen eine Kuppel. Der 2te Bogen wird im 90° Winkel zum ersten gesetzt; die nächsten Bögen setzt man dazwischen usw. Sollte der Boden gefroren sein, kann man den Bogen durch Spannen mit einer Schnur bewerkstelligen. Der Rahmen sollte so niedrig ausfallen, dass die Leute hineinkriechen müssen und nur in der Hocke verbleiben können. Dadurch gewährleistet man eine optimale Dampfausbreitung und Temperierung des Raumes. Zur Stabilisierung werden nun in halber Höhe ein Ring von Zweigen geknüpft, welche die einzelnen Bögen miteinander verbinden. Die Bögen selbst werden an der Spitze untereinander verbunden. Den Eingang konstruiert man aus einem kleinen Bogen, ähnlich dem Eingang einer Hundehütte. In der Ecke rechts neben dem Eingang wird nun eine kleine Kuhle ausgehoben, welche die heißen Steine und das übergegossene Wasser aufnehmen soll. Den Boden kann man mit Laub, Reisig und/oder Decken auslegen. Die Kuppel selbst wurde ursprünglich mit einer dichten Abdeckung aus Büffelhäuten oder Decken abgeschlossen, um ein Entweichen der Hitze und des Dampfes zu vermeiden; häufig verwendet man heute - nicht zuletzt unter dem Einfluß der Europäer - Plastikplanen. Ein richtiger Pfadfinder nutzt natürlich ausrangierte Jurten- oder Kothenplanen aus Baumwolle.

Die Spitzbogenform der Crow Indianer

Diese Hütte wird aus genau 44 Weidenästen errichtet. Man verankert die Äste im Boden und verknüpfte sie miteinander, wodurch sich 22 Bögen bilden sollen. Kleine Zweige und Blätter an den Ästen werden nicht entfernt, sondern ineinander verwoben und stellen auf diese Weise die Verbindung der einzelnen Bögen her.

Das Feuer und die Steine

In einem Feuer neben der Schwitzhütte werden die Steine erhitzt. Diese sollten in etwa so groß sein, dass man sie mit zwei Händen nicht umspannen kann. Auch das Material ist wichtig, denn Steine können unter Einwirkung von Hitze oder durch das plötzliche Abschrecken mit Wasser explosionsartig zerspringen. Es sollte sich um trockenes homogenes Material handeln, frei von Rissen, also keine Bachsteine verwenden. Ungeeignet sind ferner Quarz, Granit, Kalk und Sandstein. Gut eignen sich vulkanische Materialien. Zur besseren Handhabung lege man die Steine in einen Drahtkorb, den man zusammen im Feuer erhitzt. Es soll genügend Feuerholz bereitliegen, um mehrere Durchgänge zelebrieren zu können.

Das Ritual

Die Teilnehmer der Schwitzhüttenzeremonie sitzen auf der Erde im Kreis um die glühenden Steine. Der Leiter der Zeremonie begrüßt die Steine, indem er Blätter der Zeder auf sie streut. Dann ruft er durch Verbrennen von Süßgras und Salbei die Geister der Zeremonie. Wasser wird auf die Steine gegossen, das als heißer Dampf ( Großvaters-Atem ) aufsteigt und alle einhüllt. So kommen die Teilnehmer zusammen, um sich im Schoß von Mutter Erde mit den 4 Elementen zu verbinden, um zu schwitzen, sich zu reinigen und zu öffnen, um zu beten und die uralten Lieder zu singen. Gebetet wird vor allem für andere, für die Brüder und Schwestern, für Tiere und Pflanzen, für Steine und Menschen, für einen Freund, der krank ist, für die Eltern... In der stillen und gesegneten Atmosphäre der Schwitzhütte soll man Heilung finden können, tiefe Einsichten, Frieden oder sich einfach nur wohl fühlen. Neben dem Eingang sitzt der Schwitzhüttenchef. Die anderen Teilnehmer sitzen in Reihe nebeneinander. Vor Betreten der Hütte werden alle vom Chef mit Kräutern eingeräuchert. Dies entspricht einer symbolischen Reinigung. Alle murmeln "toshilahe", was "für alle meine Verwandten ..." bedeutet und kriechen hinein. Die Schwitzhütte hat vier Durchgänge. Jedem Durchgang ist ein rituelles Thema zugeordnet: z.B. die Verwandte, die Elemente, die Kranken usw.

Räucher- und Aufgusspflanzen

  • Salbei ist eine Pflanze des Reinigens und Segnens. Er findet seinen Einsatz in der Schwitzhütte und anderen Zeremonien.
  • Der weiße Salbei ist eine der stärksten Pflanzen zum Reinigen und Segnen. Er wird verwendet um Böses abzuwehren und ein geklärtes Bewusstsein zu erzeugen.
  • Die Zeder steht für die Verbindung von Himmel und Erde. Sie wird besonders gerne für Schutzräucherungen verwendet.
  • Sweetgrass (Süßgras) riecht betörend, leicht und süß. Die Aufgabe von Sweetgrass ist es, nach der Arbeit der Reinigung die neue Harmonie herbeizuholen und einkehren zu lassen.
  • Die Kiefer gilt als Baum der Kommunikation mit der anderen Seite, der Welt des Geistes. In Sibirien gilt die Kiefer als Flugbaum der Schamanen.
  • Copal genießt in Mittelamerika den gleichen Ruf wie bei uns der Weichrauch.

Quellen

  • Gondi Online
  • Jürgen Ubl, Alt-Rover, Rover-Akademie Datum: 21.04.04, alt-rover

siehe auch

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Pioniertechnik-Inhalte
(siehe auch: Kategorie Pioniertechnik)

Sonstiges: Blachenbund

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Dieser Artikel basiert auf einem Artikel von Gondi-Online.